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Das Glück ist eine Katze

Titel: Das Glück ist eine Katze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Berberich
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Schaden gekommen.«

|196| Brüllen ist immer gut
    Versoffenes Volk!« sagte ich. »Wie hältst du das bloß aus?«
    Schlumpel hielt es bewundernswert geduldig aus. Sie lag bequem in ihrem Nest in Konrads Schrank, dessen Tür ich ausgehängt
     hatte. Die Kinder nuckelten selig an den Zitzen.
    Sie waren jetzt zwei Wochen alt und doppelt so schwer und groß wie bei ihrer Geburt, was ich Konrad freudig am Telefon meldete.
     »Außerdem haben sie die Augen aufgemacht.«
    »Was für eine Farbe?«
    »Blau. Wie alle Katzenkinder. Und die Öhrchen richten sich schon auf. Sehen richtig katzig aus. Nicht so nackig und verdatscht
     wie Menschenbabys nach der Geburt.«
    »Ich war nicht verdatscht«, erklärte Konrad. »Ich war, wie glaubhafte Augenzeugen berichten, ein zwar nackiges, aber ausnehmend
     glattes Kind.«
    »Heute nicht mehr. Schön, daß die Kleinen nicht glatt sind. Sie haben ein ganz weiches Pelzchen.«
    |197| »Was machen sie gerade? Schau mal nach!«
    Ich schaute nach. »Sie sind untergegangen, alle vier. Liegen auf- und übereinander, ein richtiges Katzenknäuel ist das, ich
     seh ein Huzzlbein – nein, ein Buzzlbein. Und ein Muzzl- oder auch Wuzzlohr. Und ein Buzzlschwänzchen. Kann aber auch das von
     Huzzl sein.«
    »Haben sie schon was gesagt?«
    »Gesagt? Sie singen. Den ganzen Tag: Wir haben Hunger, Hunger, Hunger, wir haben Durst. Jetzt wachen sie auf. Hör mal!« Ich
     hielt den Hörer in Richtung Nest.
    »Was ist denn das? Klingt ja erbärmlich.«
    »So maunzen sie immer, wenn ihre Mama mal nicht da ist.«
    »Nicht da?« Konrad war empört. »Das geht aber nicht. Sag ihr das. Wo steckt sie denn?«
    »Ich hab ihr freigegeben und versprochen, ich paß solange auf ihre Kinder auf. Gerade kommt sie zurück, ich richt ihr was
     zum Fressen.«
    »Seppls Leibgericht?« fragte Konrad hoffnungsvoll, »nach meinem Rezept und ohne falschen Apostroph?«
    »Sie zieht
Lachshäppchen, sehr fein
vor.«
     
    Vier Wochen waren sie jetzt schon da. Hatten weiter zugenommen an Alter, Hunger, Gewicht und Neugierde. Sie sahen kein bißchen
     ein, daß sie |198| in ihrem Nest bleiben sollten, unternahmen ständig Ausbruchsversuche und hielten Schlumpel und mich auf Trab. Auch nahmen
     sie täglich zu an Lebenserfahrung, was sich in Erkenntnissen wie den folgenden niederschlug:
    Alles ist für die Katz. Mama schmeckt fein. Mama ist warm und weich. Das Krabbelnest auch. Meine Mamazitze gehört mir. Wer
     drangeht, kriegt Haue. Brüllen ist immer gut. Man hat Geschwister, damit man sie am Schwanz ziehen kann. Man hat auch selber
     so einen Schwanz. Der geht einem oft durch die Lappen. Rennt immer im Kreis rum. Dann muß man ihm nachrennen. Wenn man aus
     dem Krabbelnest krabbelt, stehen überall Sachen rum. Sehr komische Sachen. So ein Fußboden ist gemein, weil einem die Pfoten
     auseinanderrutschen, und man macht eine Bauchlandung. Brüllen ist immer gut. Alle Sachen freuen sich, wenn man an ihnen hochklettert:
     Hosenbeine. Und Vorhänge. Und Tischtücher. Wenn man wo dran zieht, fällt manchmal was runter. Sehr lustig! Das Klo ist auch
     sehr lustig. Es ist dazu da, daß man darin Purzelbäume macht. Und ganz toll rumscharrt. Ein prima Versteck ist der Papierkorb.
     Hockt einer drin und guckt sein Kopf raus, haut man drauf. Es gibt ein Oben und ein Unten. Dazwischen ist eine Treppe. Man
     kommt schwer rauf, aber schnell runter. Runterkommen tut manchmal |199| weh. Dann brüllt man. Brüllen ist immer gut. Da ist auch ein Mensch. Der Mensch ist riesengroß. Er hat kein Fell. Riechen
     tut er auch, aber anders als Mama. Er ist zum Bekrabbeln da. Seine beste Stelle ist unter dem Hals. Da ist’s schön warm. Fällt
     man auf den Buckel und streckt alle viere von sich, wird der Mensch weich. Muß man sich gut merken.
    Manchmal sind alle weg. Man ist allein. Dann brüllt man. Brüllen ist immer gut. Wenn Mama was sagt, und man spurt nicht, gibt’s
     Haue. Wenn der Mensch was sagt, und man spurt nicht, gibt’s keine Haue.
    Hinter dem Haus geht’s noch weiter. Das ist die Welt. Aber die Weiterwelt kriegen wir erst später. Sagt Mama.
     
    Die Liste der Erkenntnisse und Lebensweisheiten wurde jeden Tag länger. Die kleinen Stubentiger wackelten, sausten, kullerten
     und kletterten durch ihr junges Leben und wickelten mich um den Schwanz. Es ging drunter und drüber, und sie benahmen sich
     nach dem Motto: Erlaubt ist, was gefällt. Gefiel Schlumpel nicht, was sie sich erlaubten, ergriff sie wirkungsvolle erzieherische
    

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