Das Glück reicht immer für zwei
verlieben konnte.
Er küsste sie.
Als Britt und Mia ein paar Minuten später unbemerkt an ihnen vorbeigingen, küssten sie sich noch immer.
»Und eine neue Liebe blüht auf an Bord«, deklamierte Mia spöttisch, während sie in ihre Kabine zurückkehrten. »Am ersten Tag hätte ich nicht darauf gewettet, aber wahrscheinlich muss es ja früher oder später funken, wenn man zwei junge, vitale Menschen eine Zeit lang auf ein Schiff sperrt.«
»Da hast du wohl recht.« Britt ließ ihre Tasche aufs Bett fallen. »Dennoch wundert es mich.«
»Mich auch. Ich bin nach wie vor der Meinung, dass er dich mag, du hättest ihm nur ein Signal senden müssen.«
»Ach was, er hat gesagt, dass er dich nett findet, schon vergessen?« Britt löste die Ohrringe von den Ohrläppchen. »Wenn überhaupt, dann hatte er ein Auge auf dich …«
Mia schüttelte den Kopf. »Mir wäre er zu kühl. Und für dich wäre er es vielleicht auch. Aber für Pippin offensichtlich nicht, wie es scheint.«
»Eine Urlaubsromanze«, sagte Britt. Sie legte die Ohrringe auf den Toilettentisch. »Jedenfalls hoffe ich das. Andernfalls steht zu befürchten, dass sie ihm das Herz bricht.«
Pippin blickte auf ihre Uhr. »Es ist schon spät. Ich glaub, ich geh dann mal lieber. Ich bin übrigens in Kabine E22«, fügte sie hinzu. »Nicht gerade die luxuriöseste. Die schönere haben sich Mum und Dad gesichert, aber es ist ja schließlich ihre silberne Hochzeitsreise.«
»Wo sind eure Kabinen?«
»Auf Deck B. Mit deiner Luxussuite können sie natürlich nicht mithalten.«
Leo zuckte die Schultern. »Im Grunde ist es egal, wo man seinen Kopf aufs Kopfkissen legt.«
»O nein, das finde ich nicht. Ich habe die Suiten in der Broschüre gesehen. Das sind ja richtige Wohnungen.«
»Das stimmt auch wieder«, räumte Leo ein. »Ein stinkreicher Geschäftsmann residiert die Hälfte des Jahres in der Oceanus Suite.«
»Wer weiß, irgendwann einmal werde ich das auch …«
»Würdest du wirklich sechs Monate auf einem Schiff verbringen wollen?«
»Vielleicht doch eher nicht«, sagte sie unsicher. »Könnte auf die Dauer langweilig werden. Aber im Moment vergeht die Zeit wie im Flug. Ich kann nicht glauben, dass wir bald schon in Acapulco sein werden.«
»Da hast du recht. Also genießt ihr die Reise, du und deine Eltern?«
»Absolut. Mum und Dad reden schon davon, nächstes Jahr die gleiche Kreuzfahrt wieder zu machen. Und du, genießt du es auch?«
Leo dachte einen Moment lang nach, bevor er antwortete: »Mehr, als ich gedacht hätte«, sagte er schließlich. Aber nicht so sehr, wie ich sollte, dachte er bei sich. Nicht so, wie wenn es meine Flitterwochen wären.
»Du wirkst viel entspannter als am Anfang.«
»Tatsächlich?«
»Ja, du warst blass und hast müde ausgesehen. Aber die Bräune steht dir echt gut.« Wieder sah sie ihn mit ihrem strahlenden Lächeln an.
»Ich fühle mich auch besser.« Das stimmte, wie er überrascht feststellte.
»Natürlich, wie könnte es auch anders sein!«
Ja, wie könnte es auch anders sein?, dachte Leo und zog sie erneut an sich.
17. Kapitel
POSITION: PUERTO QUETZAL, GUATEMALA.
WETTER: SONNIG UND KLAR. WIND: ÖSTLICH, STÄRKE 2.
TEMPERATUR: 32°. LUFTDRUCK: 1012.3 MBAR.
Mia war schon wach, ehe die Aphrodite im Hafen von Puerto Quetzal einlief. Der Gedanke, dass sie in wenigen Stunden wieder in dem Land sein würde, wo sie Alejo kennengelernt hatte und Allegra gezeugt worden war, hatte sie lange nicht einschlafen lassen. Sie spürte, dass es gut war, an diesen Ort zurückzukehren, als hoffe sie, in der alten Stadt eine Bestätigung dafür zu finden, dass sie richtig gehandelt hatte. Und etwas, was ihr den weiteren Weg weisen würde.
Sie war schon geduscht und angezogen, als das Schiff am Dock anlegte. In Puerto Quetzal war Mia noch nicht gewesen, doch sie wusste, dass es ein beliebter Zwischenstopp für Kreuzfahrtschiffe war. Die hohen Kräne und Frachtschiffe im Hafen zeugten überdies davon, dass es auch der wichtigste Industriehafen des Landes war. Dennoch war sie sich sicher, dass das Städtchen auch für Touristen mit einigen Attraktionen aufwartete.
Aber sie fühlte sich nicht als Touristin. Sie hatte nicht vor, Häkelmützen oder andere landestypische Souvenirs zu kaufen. Sie hatte den organisierten Ausflug nach Antigua Guatemala gebucht, in die alte Stadt, in der sie gelebt hatte. Allerdings wollte sie nicht an den touristischen Unternehmungen teilnehmen, die auf dem Programm standen, sondern
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