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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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»Niemand wusste, dass sie kommen wollte.«
    »Hat jemand … etwas erzählt?« Mia richtete ihre tränennassen Augen auf Vivi, die den Kopf schüttelte. »Ich kann es nicht glauben«, wisperte sie. »Wie konnte er mir das antun?«
    »Ich weiß es nicht. Ich mochte ihn. Zwar war er mir immer ein bisschen zu eingebildet, aber dennoch sympathisch.«
    »Ich habe ihn geliebt.« Eine Träne rann über Mias Wange. »Ich habe ihn geliebt und …« Sie lehnte den Kopf gegen die Wand. Sie liebte ihn und dachte, er würde sie ebenfalls lieben. Aber für ihn war es nur eine Farce gewesen. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig
in eine Kabine, bevor sie sich übergeben musste. Zum ersten Mal, seit sie den Schwangerschaftstest gemacht hatte.
     
    Die Kirche wurde auch von Einheimischen besucht, die in den Bänken knieten und beteten. Britt fragte sich oft, warum Menschen beteten. Erwarteten sie wirklich, dass es etwas nützte? Gebete konnten weder Kriege noch Hungersnöte oder Seuchen verhindern. Gebete verhalfen einem weder zu seinem Traumjob noch zu einem Lottogewinn oder brachten einen ersehnten Anruf. Beten war Zeitverschwendung. Wenn ich der Schöpfer wäre, dachte Britt, hätte ich meine Arbeit besser gemacht. Dann wüssten die Menschen, ob ihre Gebete erhört würden oder nicht.
    Die meisten einheimischen Frauen in der Kirche trugen Kopftücher oder Mantillas. Wären Mias fuchsfarbene Locken nicht gewesen, hätte man sie für eine Einheimische gehalten, und Britt hätte sie nicht entdeckt.
     
    Zwei Tage später kam Alejo in die Jugendherberge. Mia lag auf dem Bett, als sie sein Klopfen an der Tür vernahm. Zuerst wollte sie es ignorieren, doch dann beschloss sie, dass das albern wäre. Sie stand auf, fuhr rasch mit der Bürste durch ihr zerzaustes Haar und öffnete die Tür.
    »Mia.« Seine schwarzen Augen blickten sie reumütig an. »Es tut mir so leid, was passiert ist.«
    »Dass was passiert ist?« Mias Stimme klang rau. »Dass du verheiratet bist? Oder dass ich es herausgefunden habe?«
    »Mia, hör mir bitte zu.«
    Und sie hörte ihm zu. Dann schlug sie ihm die Holztür vor der Nase zu.
     
    »Mia. Ich warte seit Ewigkeiten auf dich.« Obwohl Britt flüsterte, war ihr ihre Verärgerung deutlich anzumerken. »Du wolltest mich doch schon vor einer halben Stunde treffen.«

    »Tut mir leid.« Mia sah zu ihrer Schwester hoch. »Ich habe ganz das Gefühl für die Zeit verloren.«
    Britt sah sie ungläubig an. Mias Gesicht war blass, und Britt konnte erkennen, dass sie geweint hatte.
    »Was ist los?«, fragte sie.
    Mia schüttelte langsam den Kopf, sagte aber nichts.
    »Um Himmels willen, Mia! Du hast doch etwas. Was ist passiert ?«
    »Nichts.«
    »Nein, du hast etwas.« Britt nahm ihre Schwester beim Arm, zog sie hoch und führte sie zum Ausgang der Kirche. »Niemand weint wegen nichts.«
    »O doch, das kommt schon vor.« Mia bemühte sich, unbekümmert zu klingen, aber ihre Stimme brach.
    »Sag es mir.«
    »Du kannst mir nichts mehr befehlen.« Mia lächelte verzagt. »Ich bin nicht mehr deine Assistentin.«
    »Nein«, sagte Britt langsam, »aber meine Schwester. Und du bist aufgewühlt. Also sag mir, warum.«
    Sie standen auf dem Parque Central. Ihr Bus parkte auf der anderen Seite des Platzes, und Mia warf einen Blick auf ihre Uhr.
    »Lass uns gehen, der Bus fährt bald.«
    »Nein, für einen Kaffee ist noch genug Zeit. In welches Café willst du?«
    Mia zögerte.
    »Gut, dann suche ich eben eines aus«, sagte Britt. »Das da drüben macht mir einen guten Eindruck.«
    »Touristenfalle«, sagte Mia.
    »Ist mir gleich.«
    Die beiden Schwestern setzten sich an einen schmiedeeisernen Tisch mit einer Mosaikeinlegearbeit aus orangefarbenen und roten Kacheln. Ein junges Mädchen nahm ihre Bestellung auf – zwei amerikanische Kaffees mit kalter Milch.

    »Also?«, sagte Britt, nachdem die Kellnerin die weißen Tassen vor sie hingestellt hatte. »Erzähl es mir.«
    Mia begann damit, wie sie nach Guatemala gekommen war, sprach über Alejo und über Belén. Und je mehr sie erzählte, desto härter wurde der Ausdruck von Britts blauen Augen.
    »Dieser Mistkerl«, sagte sie, als Mia mit ihrer Geschichte zu Ende war. »Welche Entschuldigung hat er dir aufgetischt? Dass seine Frau ihn nicht verstand? Obwohl sie um die halbe Welt gereist ist, um bei ihm zu sein?«
    »Nein.« Mia rührte langsam in ihrem Kaffee. »Nichts dergleichen hat er gesagt. Er sagte, sie seien seit drei Jahren verheiratet und dass sie eine Krise hätten

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