Das Glück reicht immer für zwei
binnen zweier Wochen ineinander verlieben.«
»Und ob man das kann. Ich habe mich binnen einer Sekunde verliebt, auch wenn das böse Erwachen kaum länger dauerte. Aber wie du siehst, ist es durchaus möglich.«
»Ich finde, ich sollte es im Gegenzug zu meiner Mission machen, dafür zu sorgen, dass du dich wieder verliebst«, sagte Mia. »Vielleicht in einen feurigen Andalusier.«
»Ich bezweifle stark, dass dir das gelingen würde.«
»Das wäre doch eine Herausforderung, nicht wahr?«
»Du lieber Himmel, nein. Aber ich finde wirklich, du solltest dich bei Steve melden«, sagte Britt, während sie dem blinkenden roten Licht eines Flugzeugs nachsah, das hoch am Himmel flog.
»Würdest du jetzt bitte damit aufhören?«, sagte Mia. »Ich gebe ja zu, dass er ein netter Kerl ist, aber er ist mehrere Monate am Stück auf hoher See, nicht gerade die Grundlage für eine dauerhafte Beziehung – selbst wenn ich es wollte.«
»Und – willst du es nicht?«, fragte Britt.
»Ach, manchmal schon«, räumte Mia ein. »Aber wie gesagt, so
nett er auch war …, und ich mochte ihn wirklich …, glaube ich nicht, dass es funktionieren würde. Außerdem bin ich nicht darauf aus, mir ein zweites Mal das Herz brechen zu lassen.«
»Das verstehe ich sehr gut. Und trotzdem hätte ich es toll gefunden, wenn du auf der Aphrodite jemanden kennengelernt hättest.« Plötzlich grinste sie. »Eine Romanze wie die zwischen Leo und Pippin.«
»Womit wir schon wieder beim Thema Romantik wären!«, erwiderte Mia neckend. »Ach, liebes Schwesterherz, vielleicht habe ich einen schlechten Einfluss auf dich gehabt.«
»Dann sollte ich ihn mir besser zunutze machen«, sagte Britt, »in kreativer Hinsicht.«
Mia lachte. »Ja, tu das. Und denk auch an all die Momente, in denen du verliebt warst.«
Britt schnaubte abfällig. »Den einzigen flüchtigen Moment, meinst du wohl.«
»Vergiss doch mal die negativen Seiten deiner Ehe«, sagte Mia, »und erinnere dich stattdessen an den Augenblick, als du dich verliebt hast. An das Hochgefühl, das du empfunden hast. Daran, wie lebendig du dich gefühlt hast. Es gibt nichts Vergleichbares.«
»Da hast du recht.« Britt ließ den Blick über das dunkle Tal schweifen. »Nur, dass dieser Augenblick bald wieder vorbeigeht.«
»Ja schon. Aber die Erinnerung bleibt einem für immer.«
»Vielleicht.« Britt warf ihr einen Blick zu. »Ich frage mich, ob es beim zweiten Mal auch nur halb so aufregend ist? Oder wird dieses Gefühl dann vom gesunden Menschenverstand überlagert?«
»Keine Ahnung«, entgegnete Mia in Gedanken versunken. »Ich weiß es nicht und bin mir auch nicht sicher, ob ich es je herausfinden möchte.«
24. Kapitel
POSITON: SIERRA BONITA.
WETTER: VORWIEGEND HEITER. WIND: SÜDLICH, 4 KM/H.
TEMPERATUR: 24°. LUFTDRUCK: 1011 MBAR.
Am nächsten Morgen wurde Britt vom Geräusch einer zuschlagenden Autotür und eines anspringenden Motors geweckt. Flüchtig überkam sie das Gefühl von Panik; sie hatte vergessen, wo sie war, und war verwirrt von dem Sonnenlicht, das durch den Spalt zwischen den blauen Vorhängen hereinschien. Dann fiel es ihr wieder ein, und sie glitt aus dem Bett.
Im Haus war es still. Im Spülbecken stand Frühstücksgeschirr, aber von Mia und Allegra war keine Spur zu sehen. Britt füllte den Wasserkessel und schaltete ihn ein. Während sie darauf wartete, dass das Wasser kochte, spülte sie rasch das Geschirr und kochte sich dann eine Tasse Kaffee. Die Tasse in der Hand schlenderte sie durch Mias Wohnzimmer und blieb vor dem Bücherregal stehen, um einen Blick auf die Bücherrücken zu werfen.
Die spanische Übersetzung von Der perfekte Mann stand neben dem englischen Original. Doch den größten Platz im Regal nahmen Ratgeber zur Kindererziehung und Selbsthilfebücher ein. Britt zog das Überlebenshandbuch für die alleinerziehende Mutter heraus und blätterte es durch. Als Nächstes nahm sie Erfolgsanleitung für die alleinerziehende Mutter zur Hand und schließlich ein Buch mit dem Titel Wie du deinem Leben Sinn verleihst und Liebeskummer: Ich heile dein gebrochenes Herz . Britt wäre es nie in den Sinn gekommen, dass ihre Schwester je Rat bei Selbsthilfebüchern suchen würde. Sie hatte immer gedacht, dass Mia jemand
sei, der sehr gut mit seinem Leben zurechtkam. Aber ich nehme mal an, dass jeder irgendwann an einen Punkt gelangt, wo er nicht mehr weiterweiß, dachte sie. Während sie die Bücher wieder ins Regal zurückstellte, spürte sie Mitgefühl für ihre
Weitere Kostenlose Bücher