Das Glück reicht immer für zwei
ihrem renovierungsbedürftigen Haus und die Spannung im Zusammenhang mit ihrem neuen Buch unvermittelt von ihr abgefallen, um einem angenehmen Gefühl der Ruhe Platz zu machen.
Sie packte ihren Koffer aus, hängte die Kleider in den Pinienholzschrank
und reihte ihre Kosmetikartikel auf dem kleinen Tisch an der gegenüberliegenden Wand auf. Dann ging sie zu Mia und Allegra auf die Terrasse hinaus.
»Es ist wunderbar«, sagte sie zu ihrer Schwester. »Ganz anders, als ich erwartet hatte.«
»Warum? Was hast du denn erwartet?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht ein baufälligeres Haus. Oder etwas Moderneres, was weiß ich. Jedenfalls nicht so etwas Hübsches.«
»Puh …, danke.«
»Tut mir leid. Das klang wahrscheinlich mal wieder herablassend, aber ich habe es nicht so gemeint. Dein Zuhause ist einfach süß, das wollte ich sagen, nicht mehr.«
»Ja, nicht wahr?« Mia freute sich sichtlich. »Mir gefällt es hier auch sehr gut, und glücklicherweise sind meine Vermieter mit mir als Mieterin offensichtlich ebenfalls zufrieden. Ein Pool wäre zwar nett, aber man kann nicht alles haben; im Übrigen kann ich Carmens Pool mitbenutzen – der in dem Haus da unten –, wenn es nicht gerade vermietet ist. Ansonsten stellen wir für Allegra das aufblasbare Planschbecken auf. Aber dafür ist es noch nicht warm genug.« Sie sah ihre Schwester forschend an. »Bist du hungrig?«
»Und ob. Ich habe einen Bärenhunger.«
»Ich habe Gazpacho gemacht und in der panadería herrlich knuspriges Brot gekauft. Und hinterher gibt es noch brutzelnde Garnelen frisch aus der Pfanne. Das ist eine Art andalusische Spezialität.«
»Hört sich großartig an. Kann ich dir helfen?«
»Nein, im Grunde ist alles vorbereitet. Die Suppe steht im Kühlschrank, und die Garnelen brauchen nur eine Minute. Ich koche gern, aber einfach.«
»Was das Kochen angeht, bin ich eine Niete«, sagte Britt. »Ich würde verhungern, wenn es Marks and Spencer nicht gäbe.«
»Das solltest du Mum besser nicht wissen lassen.« Mia grinste. »Sie wäre am Boden zerstört.«
Das Abendessen und der Rotwein waren köstlicher als alles, was sie auf der Aphrodite gegessen hatten, schwärmte Britt hinterher. Als Allegra endlich im Bett lag, zogen sich die beiden Schwestern leichte Fleece-Sweatshirts über und setzten sich auf die Terrasse. Der Himmel färbte sich tintenblau in der einsetzenden Dunkelheit.
»Ich finde es wirklich toll von dir, dass ich herkommen durfte«, sagte Britt.
»Das ist doch selbstverständlich.«
»Ich dachte, du hättest erst mal die Nase voll von mir.«
»Wir hatten ja eine Pause«, erwiderte Mia grinsend. »Im Übrigen hege ich insgeheim die Hoffnung, dass du dich mit gelegentlichem Babysitten revanchieren wirst.«
»Natürlich. Aber ich werde dir trotzdem Miete für das Zimmer bezahlen.«
»Das kann ich nicht annehmen.« Mia schüttelte den Kopf.
»Ich kann mich doch nicht einfach bei dir breitmachen und mich nicht an der Miete beteiligen.«
»Ich würde mich nicht wohlfühlen, wenn ich Geld von dir annähme.«
»Und ich würde mich nicht wohlfühlen, wenn ich mich nicht wenigstens an den Kosten für Miete und Essen beteiligen würde.« Britt öffnete ihre Handtasche und fischte ein paar Geldscheine heraus, die sie zu Mia hinüberschob.
»Ich kann das nicht annehmen«, sagte Mia.
»Dann leg es für Allegra zur Seite.«
Mia brauchte zwar dringend Geld, aber es widerstrebte ihr, von ihrer Schwester etwas anzunehmen. Sie fragte sich, ob ihre Schwester ihre Notlage erahnte.
»Du wirst nie erraten, wem ich am Flughafen in die Arme gelaufen bin«, sagte Britt und wechselte das Thema.
»Wem denn?«
»Leo Tyler.« Sie erzählte Mia von ihrer Unterhaltung. »Mittlerweile
denke ich, dass Pippin tatsächlich die Richtige für ihn ist«, sagte Britt. »So viel zu meinem Bauchgefühl.« Sie sah Mia an. »Und wie geht es dir so? Hast du Steve inzwischen eine Mail geschickt?«
»Nein.«
»Ach, Mia! Warum denn nicht?«
Mia war unbehaglich zumute. »In einem anderen Leben hätten Steve und ich uns vielleicht ein bisschen amüsieren können. Aber über diese Phase bin ich hinaus. Jetzt habe ich Allegra und kann mich nicht mehr so einfach in ein Abenteuer stürzen.«
»Es schien mir, als wollte er mehr als nur ein Abenteuer. Ich hatte das Gefühl, dass er es ernst mit dir meint.«
»Für jemanden, der so unromantisch ist wie du, bist du aber ganz schön darauf erpicht, die Leute zu verkuppeln«, erwiderte Mia. »Man kann sich nicht
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