Das Glück reicht immer für zwei
Burton und Elizabeth Taylor wären; Edward und Mrs Simpson … womit wir unweigerlich bei Prinz Charles und Camilla Parker Bowles anlangen; und dann die großen Liebespaare in der Literatur: Romeo und Julia, Catherine und Heathcliff, Jane Eyre und Mr Rochester … alles Fälle von zügellosem Unsinn.«
»Du willst also jede große Liebesgeschichte als ›zügellosen Unsinn‹ deklarieren?«, sagte Mia entrüstet. »Dafür wird man dich lynchen.«
»Nun, nehmen wir mal Antonius und Kleopatra. Beides eigensinnige Menschen. Sie war Königin eines großen Landes. Und am Ende betrog sie ihn, um einen Vorteil daraus zu ziehen. Und er war bereits verheiratet, wusstest du das? Es überrascht mich immer wieder aufs Neue, dass alle sogenannten großen Liebesgeschichten von Menschen handeln, die eine Affäre haben.«
Mia hielt den Blick auf ihren Teller gerichtet und zerteilte ihren Burger.
»Kommen wir zu Elizabeth Taylor und Richard Burton«, fuhr Britt unerbittlich fort. »Ihre Liebesgeschichte wurde nur deswegen so berühmt, weil sie sich auf dem Set von Kleopatra ineinander verliebten. Aber sie war schon verheiratet. Und nicht zum ersten, sondern zum wiederholten Mal. Alle reden von einer großen Liebesgeschichte, aber im Grunde war es nichts anderes, als wenn es jemand im Büro mit dem neuen Kollegen treibt.«
»Das kannst du nicht wirklich so meinen.« Mia sah von ihrem Teller auf. »Und du weißt nicht, was die Menschen fühlen …«
»Die Menschen sollten in der Lage sein, ihre Gefühle zu beherrschen und nicht umgekehrt«, sagte Britt bestimmt. »Und
dann deklarieren sie ihre Unbeherrschtheit auch noch als große Liebe.«
»Du bist hier, um die Menschen auf die romantische Liebe einzustimmen«, sagte Mia. »Und nicht, damit sie sich in ihrer jeweiligen Liebesbeziehung dämlich vorkommen. Ich bin zwar keine Expertin, aber eines kann ich dir sagen: Wenn du Elizabeth Taylor als Schlampe abstempelst und Kleopatra als berechnende Hure, wirst du es dir mit deinen Bewunderern gehörig verscherzen.«
Britt lachte. »Das weiß ich doch. Aber ich kann es nun mal nicht ertragen, wenn die Leute sentimentales Zeug über die Begierde reden.«
»Das hast du auch einmal getan.« Mia wusste, dass sie sich auf gefährliches Terrain begab, wenn sie Britts gescheiterte Ehe ansprach.
»Aber ich habe meine Fehler eingesehen«, erwiderte Britt gelassen. »Nun komm schon, Mia, du musst doch zugeben, dass Leidenschaft und romantische Liebe eine kurze Lebensspanne haben. Damit eine Beziehung dauerhaft funktioniert, braucht es weitaus mehr als das.«
Mia lächelte. »Du scheinst wirklich davon überzeugt zu sein.«
»Natürlich bin ich das. Während mir vor der Vorstellung graut, mich morgen vor die Zuhörer zu stellen und über Herzen und Blumen und derlei Unfug zu sprechen. Wie kann ich aufrichtig klingen, obwohl …« – wieder drehte sie das Glas zwischen den Fingern, ehe sie den Blick hob und Mia ansah – »… ich ihnen eigentlich die Wahrheit sagen müsste. Es widerstrebt einfach meiner tiefsten Überzeugung, und ich habe Angst, es gehörig zu vermasseln.«
»Du wirst es nicht vermasseln«, sagte Mia mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Du hast noch nie etwas vermasselt. Abgesehen von deiner Ehe, nehme ich an.« Um rasch hinzuzufügen: »Tut mir leid.«
»Wenn ich mich nicht von Ralphs Charme und den roten Rosen,
die er mir anfangs geschickt hat, hätte blenden lassen, hätte ich nie geheiratet«, sagte Britt trocken.
»Ich kenne keine Frau, die sich nicht von roten Rosen blenden lässt«, stimmte Mia ihr zu.
»Womit meine These bewiesen wäre«, sagte Britt triumphierend. »Romantische Liebe ist Unsinn. Und ich tue gut daran, einen klaren Kopf zu bewahren.«
»Vielleicht. Aber da du mich mitgenommen hast, um dafür zu sorgen, dass du dich von deiner gefühlvollen Seite zeigst, tu mir bitte den Gefallen und erzähl den Leuten nicht, dass Liebe blanker Unsinn ist. Das würden sie dir nie verzeihen.«
»Wir werden sehen«, sagte Britt geheimnisvoll und leerte ihr Glas.
Leo saß im Internetcafé und loggte sich in sein E-Mail-Benutzerkonto ein. Obwohl sich während Leos Abwesenheit ein Kollege bei der Privatbank, für die er arbeitete, um seine Kunden kümmerte, checkte Leo seine E-Mails, um die Dinge im Auge zu behalten. Mike hatte ihm zwar ins Gewissen geredet, er solle mal richtig abschalten und Arbeit Arbeit sein lassen, aber Leo konnte nicht anders. Doch immerhin hatte er seinen BlackBerry zu Hause
Weitere Kostenlose Bücher