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Das Glück reicht immer für zwei

Das Glück reicht immer für zwei

Titel: Das Glück reicht immer für zwei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheila O'Flanagan
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hatte er geglaubt, Vanessa vor sich zu haben mit ihren langen dunklen Haaren und dem wiegenden, sinnlichen Gang. Aber dann wurde ihm klar, dass dieses dürre Mädchen nichts mit Vanessa gemein hatte (die über ihren eigenen Körper einmal gesagt hatte, er sei zum Anbeißen). Dennoch sah er, als
dieses Mädchen ihn anlächelte und ihn fragte, ob er den Ausflug genossen habe, einen flüchtigen Moment lang Vanessa in ihren Augen und ihrem Lächeln und verspürte einen Schauer. Dass er stumm wie ein Fisch blieb, hinderte sie nicht daran, munter weiterzuplappern. Während sie sich mit ihren langen manikürten Fingern durch die glänzende Haarmähne strich, die wiederum ganz und gar Vanessas glich, faselte sie irgendwas von wegen dass es doch nett wäre, mal einen Drink zusammen zu nehmen.
    Leo versetzte es einen schmerzlichen Stich. Er musste sich rasch umdrehen, damit sie nicht die Mischung aus Verzweiflung und Sehnsucht sah, die sich in seinem Gesicht spiegelte.
     
    Steve Shaw betrachtete die Plakate für den morgigen Vortrag der Liebesromanautorin, die frisch aus dem Borddrucker kamen. Steve war sich immer noch nicht ganz sicher, ob die Anwesenheit einer Autorin auf dem Schiff tatsächlich einen Reiz auf die Passagiere ausübte. Er bevorzugte praktische Kurse, wie zum Beispiel Malen. Die waren äußerst beliebt, da die Teilnehmer mit Begeisterung exotische Motive malten, die sie bei ihren Landausflügen oder aber auf der Aphrodite selbst entdeckt hatten. Manche waren wirklich gut, und nach Abschluss der Kurse wurden die Bilder in der Bordgalerie ausgestellt. Einige fanden sogar einen Käufer. Bei den Möchtegernschriftstellern indes war es anders: Sie konnten ja wohl kaum ihre voll geschriebenen Din-A4-Seiten an der Wandtafel befestigen, in der Erwartung, dass jemand sie würdigte.
    Aber natürlich war Britt Martin großartig. Steve betrachtete ihr Foto, neben dem das Cover von Der perfekte Mann abgebildet war. Ihr Blick aus den blauen und von goldenen Locken eingerahmten Augen war äußerst sinnlich, und zwischen den leicht geöffneten, vollen Lippen schimmerten blendend weiße, ebenmäßige Zähne. Steve wusste sehr wohl, dass man mit Photoshop sogar die unscheinbarste Frau in eine unwiderstehliche Schönheit verwandeln konnte, doch in diesem Fall war er sich ziemlich sicher,
dass Britt Martin in natura ebenfalls mit gewissen Qualitäten aufwarten konnte.
    Das Wichtigste war jedoch, dass sie die Fähigkeit besaß, die Passagiere zu unterhalten. Steve wünschte, er hätte die berühmte Autorin kennengelernt und die Gelegenheit gehabt, sich mit ihr zu unterhalten, bevor Annie sie engagiert hatte. Zwar hielt er die Idee an sich für nicht schlecht, aber dennoch war ihm bei dem Gedanken an den morgigen Tag ein wenig mulmig zumute.
    »Das Buch, von dem jeder spricht«, stand unter der Abbildung auf dem Plakat. Und: »Sind Sie der perfekte Mann?«
    Er lachte. Wie konnte ein Mann heutzutage perfekt sein? Er fragte sich, was der Autorin zufolge wohl einen perfekten Mann ausmachte – wahrscheinlich eine Mischung aus Macho und einfühlsamem Softi. Steve hatte die Erfahrung gemacht, dass Frauen sensible Männer schätzten, aber zu sensibel durften sie auch nicht sein. Darüber hinaus sollten sie Machos sein, aber nicht zu sehr. Es war unmöglich, ihren Erwartungen gerecht zu werden. Und eine Frau, die darüber schrieb, die die Seiten mit Candlelight-Dinnern und Spaziergängen im Mondschein und diesem ganzen romantischen Firlefanz füllte, war höchstwahrscheinlich besonders anspruchsvoll.
    Steves Freunde neckten ihn oft mit Bemerkungen wie, er könne sich wahrscheinlich vor lauter Gelegenheiten an Bord der Aphrodite nicht retten, und er musste zugeben, dass er ein paar Mal gegen die strikte Regel der Kreuzfahrtlinie, sich nicht privat mit Passagieren einzulassen, verstoßen hatte. Aber jedes Mal war es der berauschenden Atmosphäre im Mondschein an Deck geschuldet gewesen, wenn er sich mal zu einem Stelldichein hinreißen ließ, wobei er es stets bei diesem einen Mal beließ. (Es war schon erstaunlich, welche Wirkung das mondbeschienene Deck auf weibliche Passagiere hatte. Es war, als wären sie von einem Liebestrank berauscht. Sie wurden romantisch, fühlten sich begehrenswert und waren für alles zu haben, was extrem praktisch war, vorausgesetzt, man war selbst darauf aus.)

    Erneut besah er sich das Foto von Brigitte Martin. Eine heiße Frau, dachte er. Aber bestimmt nicht pflegeleicht. Die Schwester indes … Steves

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