Das Glück reicht immer für zwei
lautete: »Paar kommt unter grauenhaften Umständen zu Tode«.
Leo spürte, wie die inzwischen vertraute Übelkeit in ihm aufstieg, während er das Foto betrachtete. Obwohl er es gar nicht mehr ansehen musste, hatte sich doch jede Einzelheit davon in sein Gedächtnis eingebrannt.
»Ich werde euch umbringen«, hatte er Donal in jener Nacht zuvor angeschrien. »Ich bring euch beide um.«
Stattdessen hatte Donal sich selbst und Vanessa getötet.
»Eine gute Figurenzeichnung ist das A und O bei einem Roman«, erklärte Britt laut. »Sie müssen dafür sorgen, dass die Leser mit Ihren Figuren mitfühlen.«
»Also, ich konnte gut mit Jack mitfühlen«, sagte Mia, die zuhörte, wie Britt ihren Vortrag deklamierte. »Aber nicht mit Lisette. Die war in meinen Augen zunächst eine dumme Gans, und ich brauchte ein Weile, um sie zu mögen.«
»Na ja, sie ist ein bisschen schwach, das stimmt. Aber das Problem ist …« Britt sah auf ihre Notizen und runzelte die Stirn. »Als ich das Buch schrieb, habe ich nicht darüber nachgedacht, ob jemand Jack oder Francesca oder Lisette mag. Ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht, wie ich es schaffe, dass der Leser sich in meine Figuren hineinversetzen kann. Ich habe das Buch einfach geschrieben, und meine dreiste Assistentin hat es, ohne mich zu fragen, einer befreundeten Literaturagentin geschickt.«
»Wirklich?« Mia gestand Britt, dass sie immer davon ausgegangen sei, ihre höchst effiziente Schwester habe sich selbst den besten Agenten ausgesucht. Mochten auch alle Zeitungen die Version verbreiten, Amie habe eigenmächtig das Manuskript verschickt.
»Bist du verrückt?«, fragte Britt. »Ich hatte nie die Absicht, es zu veröffentlichen.«
»Dann bist du die einzige Schriftstellerin auf der Welt, die ihr Manuskript in einer Schublade versteckt hat«, sagte Mia amüsiert. »Und ich dachte immer, die Schreibtische der Agenten und Verleger würden sich unter den Bergen von eingesandten Manuskripten biegen.«
»Das habe ich auch gehört. Aber ich hatte nicht vor, meines auch noch daraufzulegen. Es ist allein Amies Schuld.«
»Du bist doch bestimmt froh, dass sie es getan hat.«
Britt seufzte. »Sollte ich wohl, ich weiß. Aber …«
»Ach, nun hab dich nicht so.« Mia sah sie skeptisch an. »Wenn du draußen unter den Leuten bist, musst du die Bescheidene spielen, aber ich weiß, dass du schon immer Erfolg haben wolltest.«
»In der Juristerei, ja. Aber das hier hatte ich nicht geplant. Ich gebe ja zu, als Der perfekte Mann dann erschienen ist, wollte ich, dass es ein Erfolg wird. Doch jetzt tue ich mich wirklich schwer mit der Autorenrolle.«
»Du wirst immer eigentümlicher«, sagte Mia. »Aber bei deinen Seminaren willst du doch auch erfolgreich sein. Das weiß ich. Und deshalb wäre es besser, wenn du …« Sie zögerte.
»Wenn ich was?«
»Wenn du weniger … perfekt wärst.«
»Weniger perfekt!«
»In dir drinnen, meine ich«, sagte Mia mit einem unbehaglichen Gefühl. »Ich weiß, neulich habe ich dir geraten, so zu tun, als hieltest du eine Rede vor Gericht. Aber vielleicht ist das gar keine gute Idee, weil du dann so rüberkommst, als wolltest du unbedingt eine Auseinandersetzung gewinnen. Wie jemand, der sich um Kopf und Kragen redet, obwohl er nicht wirklich an seine Argumente glaubt.«
»Es spielt keine Rolle, ob ich es glaube, die Hauptsache ist, meine Zuhörer glauben es«, entgegnete Britt.
»O doch!«, widersprach Mia. »Du willst ja nicht wie eine Heuchlerin dastehen, oder?«
»Ich bin aber eine verdammte Heuchlerin!«, rief Britt aus.
»Gut, dann darfst du dir eben nichts anmerken lassen.«
»Ich bin es leid, dem Bild entsprechen zu müssen, das andere Leute von mir haben!«, sagte Britt ärgerlich. »Das bin ich nun einmal nicht.«
»Aaron Sachs hat einem das Gefühl vermittelt, als lasse er einen an etwas von sich teilhaben«, sagte Mia. »Das kannst du auch, ich weiß, dass du es kannst.«
»Teilhaben woran? An der Überzeugung, dass man die wahre Liebe finden und bis ans Ende seiner Tage glücklich miteinander leben kann, obwohl zwei von drei Ehen in die Brüche gehen? Wo ihr vermeintlicher Traummann sich mit hoher Wahrscheinlichkeit als das krasse Gegenteil dessen entpuppen wird, was er in ihrer Vorstellung ist? Indem er zum Beispiel mit der nächstbesten Frau, die ihm über den Weg läuft, ins Bett geht? Willst du, dass ich sie an dieser Überzeugung teilhaben lasse?«
Mia sah sie schweigend an. Sie bemerkte Tränen in
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