Das Glück reicht immer für zwei
stimmt’s?«
»Nun, glaubst du nicht auch, du hättest mehr erreichen können, wenn du nicht schwanger geworden wärst von einem Kerl, der nichts davon wissen wollte?«
Kaum waren die Worte heraus, bereute Britt sie auch schon wieder. Als sie den verletzten Ausdruck auf Mias Gesicht sah, wünschte sie, sie hätte den Mund gehalten. Aber es war zu spät.
»Du hast keine Ahnung von mir und Alejo«, sagte Mia scharf. »Nicht den blassesten Schimmer hast du. Und es mag vielleicht ein Fehler gewesen sein, schwanger zu werden, aber eines sage ich dir, Britt McDonagh: Allegra ist die wunderbarste Tochter, die man sich wünschen kann, und ich habe nicht eine Sekunde lang bereut, sie bekommen zu haben. Und wenn es hier und jetzt zu einer Abstimmung käme, wer von uns beiden glücklicher ist, würde ich wetten, dass ich als Siegerin hervorginge.«
»Ach, nun komm schon …«
»Nein, so ist es.« Mia sah sie erregt an. »Ich liebe mein Leben und meine Tochter, wohingegen du … du könntest ein wunderbares Leben haben, aber seit wir an Bord dieses Schiffes gegangen
sind, tust du nichts anderes, als herumzujammern, wie schwer alles ist und wie sehr du alles und jeden hasst und wie unglücklich du bist. Was ich damit sagen will, ist, dass du zwar die erfolgreichste Romanautorin des Jahres sein magst oder was immer für einen Mist die Werbeleute deines Verlages über dich herumposaunen, aber wenn es um das Leben geht, bist du eine traurige Verliererin.«
»Ich gebe zu, dass diese Vorträge mir Angst gemacht haben. Und ich habe dir meine Gefühle nur mitgeteilt, weil es dein Job ist, mich zu unterstützen. Dabei habe ich mir nicht klargemacht, dass ich vor dir meine Seele entblößt und den Eindruck vermittelt habe, ich sei ein hoffnungsloser Fall, was das wahre Leben angeht.«
»Das hast du doch selbst gesagt.«
»Großartig.« Britts Augen blitzten vor Zorn. »Ich bitte dich, mich als meine Assistentin zu begleiten, aber im Grunde willst du alles besser wissen.«
»Mir war nicht bewusst, dass es zu meinem Job gehört, unterwürfig zu sein«, entgegnete Mia. »Ich dachte, ich solle dir helfen, statt dir als lebendes Mahnmal zu dienen, dass sich harte Arbeit auszahlt und dass, wenn man sich nicht permanent in der Tretmühle des Lebens abstrampelt, man als fauler Drückeberger endet so wie ich.«
»Das ist doch Unsinn!«, rief Britt empört aus. »Ich habe dich gebeten mitzukommen, weil ich wollte, dass du …«
»Du hast mich gefragt, weil deine Agentin vom Pferd gestürzt ist!«, unterbrach Mia sie. »Ich war dein Notnagel, vergessen? Ich sollte dich begleiten, um dir ein gutes Gefühl zu vermitteln und mich selbst unzulänglich zu fühlen.«
Britt sah sie missmutig an. »Jeder ist selbst für seine Gefühle verantwortlich. Und auch wie man damit umgeht.« Sie begann, ihre Unterlagen einzusammeln. »Ich muss jetzt in den Konferenzraum. Du musst diesmal nicht mitkommen. Ich bin sicher,
es gibt jede Menge anderer Beschäftigungen, die dich mehr interessieren, als deiner langweiligen, dich bevormundenden älteren Schwester zuzuhören, die nicht mit ihrem Leben fertigwird und anderen Leuten etwas über Dinge erzählt, von denen sie selbst keine Ahnung hat.«
Steve Shaw hatte beschlossen, Britts letzten Workshop zu besuchen. Anfangs hatte es ihn genervt, dass man ihm die Bestsellerautorin aufs Auge gedrückt hatte. Doch seit ihrem Besuch in seinem Büro, als sie ihm gestand, nervös zu sein, hatte er mit einem Mal das Gefühl, sie beschützen zu müssen. Nun war es ihm ein Bedürfnis sicherzustellen, dass der Konferenzraum nach ihren Wünschen vorbereitet war.
Sie betrat den Raum und strich sich ihre üppigen blonden Locken aus dem Gesicht, während an ihrem Handgelenk mehrere bunte Armreifen klimperten. Ihre Augen wirkten noch blauer als sonst, ihre Lippen schimmerten korallenfarben, und ihr leicht gebräunter Teint war von einem zarten Bronzeton. Sie wirkte selbstsicher und zufrieden.
Niemand hätte vermutet, dass sie noch vor wenigen Tagen das Schiff verlassen wollte und an ihrer Fähigkeit gezweifelt hatte, die Workshops zu Ende führen zu können. Er hatte es selbst nicht glauben können. Vielleicht war ihre nervliche Anspannung auch für sie ungewohnt gewesen?, fragte er sich. Vielleicht war Brigitte Martins Leben normalerweise eine Abfolge glücklicher Ereignisse, etwas, was sich auf ihr Schreiben ausgewirkt und Der perfekte Mann so erfolgreich gemacht hatte.
Liebe. Romantik. Zweisamkeit. Freude. Glück.
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