Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
erwiderte er.
Wir blieben den ganzen Morgen im Bett, verleugneten, dass es eine Welt außerhalb unseres Kokons gab.
Marlboro Man und ich gewöhnten uns gemeinsam ein, genossen die ersten Tage Eheleben auf der Ranch, die meine neue Heimat war. Tagsüber kümmerte er sich um die Rinder; abends versuchte er, die Auswirkungen der finanziellen Situation zu verstehen, in der er sich mit Tim befand. Ich verbrachte meine Zeit damit, mich häuslich einzurichten und seine dreckigen Klamotten zu waschen, wobei ich elendig dabei versagte, die grünlich braunen Mistflecken zu entfernen, und mir stattdessen vornahm, hundert Jeans zu bestellen, so dass ich ihm jeden Tag eine neue hinlegen konnte. Ich sah keine andere Möglichkeit.
Nach und nach packte ich meine Sachen aus und hängte sie in den kleinen Wandschrank, den ich mir jetzt mit meinem Mann teilte. Was nicht hineinpasste, faltete ich zusammen und verstaute es unter dem Bett in Kartons. Meine unzähligen Gesichtspeelings, Cremes und Lotionen, die sich in den letzten Jahren angesammelt hatten, standen jetzt in meiner Hälfte des großen Badezimmerschranks über dem einzigen Waschbecken; meine Kochbücher – alte wie neue – füllten die Regale in der Vorratskammer.
Wir hatten keinen Platz für die Massen von Hochzeitsgeschenken – Silbertabletts, Kristallgläser und Fleischplatten aus Zinn. Meine Schwiegermutter kam vorbei und half mir, alles einzuschlagen und für die Lagerung in der Garage neben unserem gelben Backsteinhaus zu verstauen, an dem die Arbeit täglich voranging.
Abends versuchte ich, mich an den neuen Aufbau der Küche zu gewöhnen: ein mobiler Gasherd mit vier Flammen, eine Edelstahlspüle mit nur einem Becken und ein funkelnagelneuer Riesenkühlschrank. Ich hatte hübsche Fliesen ausgesucht, auf denen Rinder mit den jeweiligen Fleischschnitten dargestellt waren. Sie waren in Französisch beschriftet – mein letzter verzweifelter Versuch, als Frau von Welt zu erscheinen. Das Wort BŒUF verzierte unsere Arbeitsfläche. Marlboro Man lachte immer darüber.
Nachdem wir uns in den ersten Tagen an kalte Sandwiches und hartgekochte Eier gehalten hatten, kochte ich an unserem sechsten Abend ein Huhn in dem neuen Schmortopf von Calphalon, den mir Jill, meine Mitbewohnerin am College, zur Hochzeit geschenkt hatte. Mit der Edelstahlzange, die ich von der Mutter einer Freundin aus Kindertagen bekommen hatte, holte ich es aus der Brühe. Als es ausreichend abgekühlt war, zupfte ich das Fleisch sorgfältig von den Knochen, ohne genau zu wissen, wie viel Fett und Knorpel ich dranlassen sollte. Ich hatte beschlossen, unsere Küche mit dem Hühnchen-Spaghetti-Rezept meiner Mutter einzuweihen, eine Kindheitserinnerung, die bestimmt gut ankommen würde, wie ich hoffte. Ich kochte die Spaghetti, mischte sie mit dem Hühnerfleisch und gab Zwiebeln, grüne Paprika und Pimientos aus dem Glas dazu. Und um endgültig zur Küchengöttin aufzusteigen, mischte ich Pilzcremesuppe unter. Eine geschlagene Minute hielt ich die zwei geöffneten Dosen über die Schüssel, ehe der feste Inhalt endlich in zylindrischer Form herausrutschte. Zusammen mit einem Schuss Brühe und einer Handvoll geriebenem kräftigem Cheddar verrührte ich alles und würzte es mit Salz und Cayennepfeffer. Zum Überbacken gab ich alles in eine Auflaufform aus Steingut, ein Geschenk von der Cousine meiner Schwiegermutter. Im Ofen roch der herrliche Auflauf genau wie in meiner Kindheit; damals musste ich ihn zum letzten Mal gegessen haben. Ich staunte darüber, dass der Duft einer bestimmten Speise über fünfundzwanzig Jahre im Hirn abgespeichert werden konnte. Abgesehen von der Haarfarbe und der zerrütteten Ehe war ich jetzt offiziell zu meiner Mutter geworden.
Marlboro Man war froh, etwas Warmes vorgesetzt zu bekommen, und verkündete, es sei das Beste, was er je gegessen hätte. Ich sah das Durcheinander in der Küche und wäre am liebsten umgezogen.
Anschließend sahen wir uns Filme an. Die Antenne fürs Satellitenfernsehen war noch nicht aufgestellt, deshalb hatte er seine Videosammlung und das Gerät bereits herübergebracht. Ich musste anschließend nicht aufstehen und nach Hause fahren, denn da war ich ja bereits.
25.
Zwischen den Fronten
Fünf Wochen nach unserer Hochzeit fuhren wir in meine Heimatstadt, um mit meinen Eltern essen zu gehen, die uns mit einer netten Einladung im Country Club willkommen heißen wollten. Ich nahm beide in die Arme und schauderte; die schon vertraute
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