Das Glück trägt Cowboystiefel: Eine wahre Liebesgeschichte (German Edition)
Gemeindemitglieder und Bekannten, die sie in meiner Kindheit Jahr um Jahr als Weihnachtsgeschenk erhalten hatten. Es war ein jährliches Adventsritual, das fast volle vierundzwanzig Stunden in Anspruch nahm. Meine Mutter stand dazu immer früh auf, erhitzte Milch, Zucker und Öl in drei großen Töpfen und bereitete aus dieser Mischung den Teig. Zu dritt rollten wir ihn zu langen Rechtecken aus, gaben geschmolzene Butter, Zimt und Zucker in perversen Mengen darauf und drehten ihn zu langen Rollen auf, von denen wir Scheiben abschnitten. Nach dem Backen sprenkelten wir einen Guss aus Kaffee und Ahornsirup darüber. Meine Mutter verteilte sie an unsere Freunde, wenn sie noch warm waren.
Es waren die besten Zimtschnecken der Welt. Warum hatte ich sie noch nicht gemacht?
Als der Teig später fertig war und Betsy und ich ihn ausrollten, schlummerte der Säugling selig im Babyhopser auf dem Boden. Ich dachte an meine Mutter und wie oft wir zusammen Zimtschnecken gebacken hatten. Wie viele wunderschöne Erinnerungen sich in meinem Gedächtnis festgesetzt hatten, in denen dieses leckere, klebrige Gebäck eine herausragende Rolle spielte. Und als ich meine Gabel in eine fertige Schnecke spießte und sie probierte, hätte ich schwören können, dass ich die tröstliche Stimme meiner Mutter hörte, die meiner Kindheit mehr Liebe, Zuneigung und Freude geschenkt hatte, als je ein Kind bekommen hatte.
Ich sah ihr Lächeln vor mir … und lächelte ebenfalls.
35.
Heiß weht der Wind
Marlboro Man und Tim hatten sich hineingekniet und es geschafft, die finanzielle Bedrohung des vergangenen Herbstes abzuwenden. Die Märkte hatten sich erholt, und endlich war ein Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Trotz allem blieb es mühselig. Die Schulden auf der Ranch erinnerten uns stetig daran, dass wir uns niemals würden zurücklehnen und das Leben einfach genießen können. Marlboro Man hatte kein Jurastudium in der Tasche oder einen anderen Beruf, mit dem er den Betrieb auf der Ranch bezuschussen konnte; er musste es auf die altmodische Weise tun: mit Blut, Schweiß und Tränen. Und Gebeten.
Wir hatten langfristig das große Indianerhaus neben unserem weißen Häuschen verrammelt. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie wir in naher Zukunft die finanziellen Mittel aufbringen sollten, um es zu renovieren und neu einzurichten. Wir mussten es ordentlich versiegeln, damit sich dort keine Tiere einnisteten. Auf gewisse Weise war es eine schöne tägliche Erinnerung daran, was wir eines Tages haben würden, ohne dass es ganz so wichtig war. Die Entwürfe lagen zusammengerollt und sauber verpackt in einem Schrank – direkt neben meinem Hochzeitsschleier, den Brautschuhen und den Anne-Klein-Jeans, die ich vor der Schwangerschaft getragen hatte, aber die jetzt nicht mehr zu meinem Leben gehörten.
An einem warmen Septemberabend, als der Himmel einen bedrohlich rosagrünen Farbton annahm, war unser Kind zwei Monate alt. Diese Farbe kannte ich gut. Sie verkündete, dass dem Himmel von einer fernen, unheimlichen Macht jeglicher Sauerstoff entzogen wurde. Ich wusste, dass ein Gewitter aufzog, man konnte es riechen. Marlboro Man war auf einem abgelegenen Teil der Ranch und half Tim dabei, Stiere abzufertigen. Da die Kleine jetzt die Nacht durchschlief, war ich deutlich ausgeruhter und hatte den ganzen Tag lang Wäsche und Hausarbeit erledigt. Als am späten Nachmittag langsam die dunklen Wolken aufzogen, hatte ich einen Schmorbraten im Ofen.
»In einer Stunde bin ich zu Hause«, sagte Marlboro Man, der mich von seinem Handy anrief.
»Regnet es bei dir?«, fragte ich. »Hier im Haus ist es irgendwie gruselig.«
»Hier draußen blitzt es schon«, sagte er. »Ist richtig aufregend.« Ich musste lachen. Marlboro Man liebte Gewitter.
Ich beendete das Gespräch und legte weiter Wäsche zusammen, dann merkte ich, dass sich der Wind draußen, der im Laufe des Nachmittags immer mehr aufgefrischt hatte, jetzt völlig gelegt hatte. Kein Blatt regte sich. Der Himmel war angsteinflößend. Ich schauderte, obwohl es kein bisschen kalt war.
Ich stellte den Fernseher an und sah eine Wetterkarte mit einem adrett gekleideten Meteorologen davor. Aus dem Umriss unseres Countys und meinem vagen Wissen, wo wir uns befanden, folgerte ich, dass unsere Umgebung diejenige war, auf die am meisten gezeigt und über die am meisten gesprochen wurde – eine dunkelrote Wolke in Form eines Wirbels, der sich um unser County wand. Uh , sagte ich zu mir selbst, das sieht
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