Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
Ali reichte Sophie noch ein Kärtchen. »Jetzt hast du meine Kontaktdaten. Komm schon, Luke.«
Er bewegte sich nicht. »Sophie, bist du sicher, dass alles in Ordnung ist?«
»Natürlich! Mir geht es gut. Ich werde bald genug Geld haben, um meinen Kurs zu machen und mir ein eigenes Geschäft aufzubauen. Wie könnte es mir nicht gut gehen? Und jetzt macht euch auf den Weg. Langatmige Abschiedsszenen sind so ermüdend, findet ihr nicht?« Sie sah Ali an, die leicht errötete. Ihr war vielleicht klar, dass Sophie das Gespräch vorher mitangehört haben musste.
»Genau. Wir haben uns von Moira schon verabschiedet«, erklärte sie hastig. »Auf Wiedersehen, Sophie. Wir melden uns!«
»Weißt du was, Moira?«, sagte Sophie, als sie wieder in der Küche war. »Ich will nicht mal mehr weinen! Ich habe diesen Mann so satt! Er ist charakterlos und erbärmlich. Ich weiß nicht, wie ich ihn auch nur für eine Sekunde toll finden konnte. Andere Mütter haben auch jede Menge – und viel bessere – Söhne!«
»So ist es richtig!«, stimmte Moira erleichtert zu. Sie stellte den Kessel triumphierend auf die Herdplatte. »Und was wirst du jetzt unternehmen?«
»Na ja«, meinte Sophie nach kurzem Nachdenken. »Sobald das Geld kommt, melde ich mich für den Kurs an. Vielleicht reicht es sogar, um ein Geschäft zu gründen. Es ist ein bisschen nervig, dass wir nicht genau wissen, wie viel wir bekommen werden. Mein Anteil ist winzig, es könnten ebenso gut nur ein paar Cent sein. Doch es ist etwas Gutes, auf das man sich freuen kann.«
»Du bist sehr jung, um dein eigenes Geschäft zu gründen«, meinte Moira und reichte Sophie einen Becher Te e.
»Ich bin es leid, jung zu sein! Na ja, das stimmt nicht. Aber wieso glauben alle, dass ich ein Idiot sein muss, nur weil ich erst Anfang zwanzig bin? Oder dass ich nicht länger als fünf Minuten etwas für jemanden empfinden kann?«
Angesichts Sophies Wut musste Moira lächeln. »Ich weiß, was du meinst, Liebes, aber ich verspreche dir, dass es ein riesiger Vorteil ist, jung zu sein. Und du hast eine viel bessere Haut als Ali.«
Sophie biss sich auf die Lippe. Sie war so stolz auf ihre »Ich-leide-gar-nicht-mehr-Vorstellung« gewesen und hatte Moira damit dennoch nicht täuschen können, nicht eine Minute. »Ich weiß. Ich habe einen riesigen Vorteil.« Dann runzelte sie die Stirn. »Wie lange, glaubst du, dauert es normalerweise, bis man über einen Mann hinweg ist?«
Moira schüttelte den Kopf. »Schwer zu sagen. Aber arbeite daran. Verbring einfach nicht jede Sekunde damit, an ihn zu denken.«
»Gut, das werde ich nicht!«, erklärte Sophie, doch es gelang ihr schon im nächsten Moment nicht mehr, diesen sehr guten Ratschlag zu beherzigen.
Sophie verbrachte noch ein paar Tage bei Moira, besuchte das Haus und fotografierte es noch einige Male. Diesmal schickte sie die Fotos jedoch nicht an Matilda; sie hatte das Gefühl, dass Luke sich mit seiner Großmutter wegen des Hauses überworfen haben könnte, und sie wollte die Sache nicht noch schlimmer machen.
Dann brachte sie den Wagen zurück zu der Vermietung, von der sie ihn bekommen hatten, und fuhr mit dem Zug nach Hause.
»Also«, sagte sie, als die Familie zusammen am Abendbrottisch saß. »Möchtet ihr gar nicht wissen, wie ich vorangekommen bin?«
»Natürlich, Liebes. Wie bist du vorangekommen?«, fragte ihre Mutter, die sie zumindest vermisst zu haben schien.
»Sehr gut! Wir haben das letzte Familienmitglied gefunden, das noch Anteile besitzt, und …«
»Wer ist ›wir‹?«, hakte Michael nach, der sich immer für die Einzelheiten interessierte.
»Luke und ich«, erklärte Sophie und beschloss, Ali nicht zu erwähnen. Damit wären zu viele schmerzliche Erinnerungen verbunden gewesen.
»Und wo ist Luke jetzt, Schatz?«, erkundigte sich Sonia und füllte in einer liebevollen Geste Kartoffelbrei auf Sophies Teller.
»In London. Er muss jetzt wieder arbeiten. Er hatte nur ein paar Tage, bevor er wieder zurückmusste.«
»Ich mochte Luke. Mal was anderes, dass du einen Freund hast, der was im Kopf hat«, sagte ihr Vater.
»Und was auf dem Konto«, fügte Michael hinzu.
Sophie seufzte leise und stach mit der Gabel in den Kartoffelbrei. »Luke ist nicht mein Freund; er war es nie, und ich wünschte, ihr würdet euch erst mal meine Geschichte zu Ende anhören und nicht ständig wieder mit ihm anfangen.«
»Oh, Entschuldigung!«, sagte ihr Bruder spöttisch. »Da haben wir wohl einen wunden Punkt getroffen,
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