Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
heraus, deshalb meinte Luke, er würde sich ins Auto setzen und herkommen, bevor du nach Hause fährst. Natürlich bin ich mitgekommen.«
»Es ist ziemlich offensichtlich, dass du hier bist, ja!«, meinte Sophie, die wusste, dass sie sich kindisch verhielt. Doch sie konnte einfach nicht anders. »Jetzt links abbiegen«, sagte sie ein paar Augenblicke später, als Luke an einer Kreuzung zögerte.
Sobald Sophie aus dem Auto ausgestiegen war, lief sie die Straße hinunter in Richtung Strand. Sie musste allein über ihre Gefühle nachdenken, ohne dass jemand versuchte, die Dinge vernünftig zu sehen oder sie zu beruhigen. Sie war so durcheinander, dass es sich anfühlte wie ein Sturm auf ihrem Zwerchfell, der alles in ihr aufwühlte und dringend ein Ventil finden musste. Sie hatte einfach alles ruiniert – sich in Luke zu verlieben war so dumm gewesen! Nicht einmal dem idiotischsten Teenager wäre so etwas Dämliches passiert.
Zum Glück ging gerade niemand mit seinem Hund spazieren. Der Kieselstrand war leer. Gischt peitschte ihr ins Gesicht, und es fing an zu regnen. Sophie hatte das Gefühl, weinen zu müssen, um den Knoten aus Anspannung, Liebeskummer und Wut loszuwerden, der sich den ganzen Tag über in ihr aufgebaut hatte. Aber die Tränen wollten nicht kommen. Stattdessen wurde der Knoten in ihr nur größer und zerstörerischer. Sie hasste Luke, sie hasste Ali, sie hasste alle. Sie hasste sogar sich selbst. Ach, sie war so dumm, so naiv, so schrecklich dumm! Kein Wunder, dass Luke nichts mit ihr zu tun haben wollte.
Sophie ging auf den Friedhof in der Hoffnung, dort ein bisschen Frieden zu finden oder endlich weinen zu können. Selbst wenn sie ganz glücklich war, brachten Friedhöfe sie zum Weinen, und dieser hatte eine besondere Bedeutung für sie. Aber diesmal geschah nichts. Sophie lief zurück zu Moiras Haus, immer noch wütend, verwirrt und traurig.
Aus der Ferne sah sie Ali und Luke am Auto stehen. Das schreckliche Déjà-vu der Situation ließ sie hastig hinter einer Hecke aus Tellerhortensien verschwinden. Gibt es wohl einen Hintereingang zu Moiras Haus?, fragte sie sich. Es muss einen geben, dachte sie, obwohl sie dafür vermutlich über irgendeinen Zaun würde klettern müssen.
Als sie sah, dass die beiden sich wieder dem Haus zuwandten, grübelte sie darüber nach, warum sie sich die Mühe machte, sich zu verstecken – Luke und Ali konnten sie vermutlich sehen.
»Ich kann nicht noch einmal gehen, ohne mich zu verabschieden«, sagte Luke gerade. »Es fühlte sich beim letzten Mal schon falsch an.«
»Lukey, so ist es das Beste, und es wird ihr nichts ausmachen. Du hast es doch selbst herausgefunden – sie hat einen Freund! Du warst nur eine Affäre für sie, genauso wie sie für dich. Und wir haben uns doch darauf geeinigt, das alles hinter uns zu lassen.« Sophie konnte von ihrer Position hinter den Tellerhortensien aus nicht sehen, ob Ali ihre Hand auf Lukes Arm legte, aber sie wusste einfach, dass es so war. »Frauen in diesem Alter verlieben sich alle fünf Minuten neu, das weißt du. Bei ihnen heißt es ›Aus den Augen, aus dem Sinn‹, vor allem, wenn es keine langatmige Abschiedsszene gibt.«
Sophie wartete nicht, bis sie erfuhr, was »Lukey« darüber dachte, sie beschloss, es selbst herauszufinden. »Hallo! Wollt ihr schon fahren?«
»Sophie!« Luke fuhr herum. Er sah blass und angespannt aus.
»Geht es dir gut, Luke?«, fragte Sophie. Sie fand, dass sie bewundernswert kontrolliert klang.
»Natürlich. Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht.«
»Warum? Dazu besteht kein Grund! Ich werde bald reich sein! Ich habe Geld und kann tun, was immer ich will!« Diesmal war sie nicht so überzeugt von ihrer schauspielerischen Leistung, deshalb zwang sie sich zu lächeln, um ihre Aussage zu unterstreichen.
»Ja«, stimmte Ali zu. »Und das alles deinetwegen, Luke. Ich bin sicher, Sophie ist dir sehr dankbar.«
»Oh ja«, erklärte sie. »Wirklich sehr dankbar.«
»Also gibt es keinen Grund für uns, noch länger hierzubleiben. Wir melden uns dann.« Ali wollte Sophie auf die Wange küssen, doch sie wich ihr aus.
»Wie wollt ihr euch melden?«, fragte Sophie mit einem Hauch von Schärfe, auf den sie stolz war.
»Gib mir deine Handynummer«, verlangte Ali. Sie holte mit einer knappen Drehung ihrer gepflegten Hand eine Karte aus ihrer Tasche, wie eine Zauberkünstlerin. Ein goldener Stift folgte, und schon schrieb Sophie ihre Nummer auf die Rückseite der geprägten Karte. »Hier!«
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