Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
kannst, lässt du mich vielleicht endlich in Ruhe.« Er runzelte die Stirn. »Vielleicht sind noch mehr Papiere auf dem Dachboden, aber vor einigen Jahren hat es da oben ziemlich heftig reingeregnet, also nehme ich an, dass alles ruiniert ist.«
»Ich könnte nachsehen …«
»Nein, kannst du nicht. Das Zeug auf dem Dachboden wirst du nicht benutzen können. Arbeite mit den Papieren, die du hast. Die reichen für deine Zwecke.«
»Aber dann muss ich nach New York.«
»Du hast mir doch erzählt, dass du das ohnehin vorhast. Du willst doch deine Freundin Molly besuchen.«
»Milly«, verbesserte Sophie. »Ja. Ich hoffe, dass sie mir einen Job besorgen kann. Es wäre furchtbar extravagant, dort einfach nur Urlaub zu machen.«
»Ich bin sicher, du schaffst es irgendwie, dorthin zu kommen. Du bist doch sehr einfallsreich.«
Am Ende ihres Aufenthaltes umarmte Sophie Onkel Eric fest. An seiner Reaktion merkte sie, dass ihn schon sehr lange niemand mehr an sich gedrückt hatte. Er fühlte sich sehr gebrechlich in ihren Armen an, doch sie wusste, dass es ihm guttat, sich geliebt zu fühlen.
»Auf Wiedersehen, du Frechdachs«, sagte er. »Melde dich mal. Und lass es mich wissen, falls du etwas über diese Bohrrechte herausfindest. Ich selbst muss vielleicht irgendwann in ein Pflegeheim, wenn Mrs. Brown nicht mehr mit mir fertig wird.«
»Dann komme ich und kümmere mich um dich«, meinte Sophie, und ihr wurde klar, dass sie es ernst meinte.
Auf der Zugfahrt nach Hause träumte Sophie davon, wie sie allen verkünden würde, dass sie der Familie ein Vermögen gesichert hatte. Es wäre großartig, wenn ausgerechnet sie diejenige wäre, die wirklich etwas bewegte, wo sie doch nicht zur Universität gegangen oder ein exzellentes Abitur gemacht hatte. Dann wurde ihr klar, dass sie nichts über die Angelegenheit sagen durfte, bis sie mit ihrem Projekt tatsächlich weitergekommen war, da sie sonst gnadenlos damit aufgezogen werden würde.
Ein paar Tage später arbeitete sie wieder in dem Café, in dem sie schon seit der Schulzeit immer mal wieder gejobbt hatte. Obwohl es schön war, alte Freunde wiederzutreffen und zu entdecken, dass dort immer noch dieselben Leute verkehrten und alle sie noch kannten, machte es sie auch ein bisschen klaustrophobisch. Das Leben musste doch noch mehr zu bieten haben als das hier!
Jeden Tag sah sie auf ihrem Laptop nach, ob Milly ihr eine E-Mail geschickt hatte. Hin und wieder schrieb die Freundin ihr, aber in ihren E-Mails erzählte sie immer nur von ihren Erlebnissen. Dann, eines Tages, kam endlich eine Mail mit dem Titel »Möglicher Job« .
Es ist nur eine Urlaubsvertretung, doch es sind sehr nette Leute. Stinkreich, aber nach allem, was Jess sagt (sie ist das fest angestellte Kindermädchen), auch sehr großzügig. Jess zufolge zahlen sie dir die Reisekosten, solange du mit der Holzklasse zufrieden bist. Ich denke, das macht dir nichts aus, oder? Lass mich so bald wie möglich wissen, ob du Interesse hast, dann sage ich es Jess. Sie wird sich riesig freuen, wenn du kommst, denn sie hätte einen großen Stein im Brett, wenn sie für die Zeit ihrer Abwesenheit selbst eine Vertretung findet.
In der E-Mail stand noch, dass Sophie Referenzen brauchte, und andere Details.
Ein kurzer Blick auf die Uhr sagte Sophie, dass sie Milly sofort anrufen konnte. Dann überprüfte sie ihr Handy-Guthaben; es war kaum noch etwas übrig. Deshalb schickte sie stattdessen eine E-Mail:
Tolle Neuigkeiten! Nein, Holzklasse fliegen macht mir nichts aus. Ich gehe sofort online und erkundige mich wegen des Visums und so.
Als sie nach unten ging, um mit ihrer Familie zu Abend zu essen, war sie sehr positiv gestimmt.
Ihrem Bruder fiel das auf. »Du siehst so gut gelaunt aus, Soph. Jetzt sag nicht, Onkel Eric hat dir einen dicken Scheck geschickt.«
»Nein, nichts dergleichen.« Sophie musste das Lächeln unterdrücken, damit ihre Familie nichts bemerkte.
»Du hast nicht herausgefunden, wem er sein Geld vermachen will, oder?«, fragte ihre Mutter. »Wenn es ein Heim für entlaufene Katzen ist, dann werden wir das Testament anfechten müssen.«
»Nein, ich weiß nicht, wem er sein Geld hinterlassen wird. Ich glaube nicht mal, dass er besonders viel Geld hat«, meinte Sophie. »Das sieht sehr lecker aus, Mum.« Sie deutete auf den Fleischauflauf auf dem Tisch. Da sie so oft außer Haus war, hatte ihre Mutter wieder das Kochen übernehmen müssen.
»Danke, Schatz!« Ihre Mutter wurde von Sophies Lob abgelenkt,
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