Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
schmunzelte. »Das ist eine ziemlich saloppe Formulierung!«
Onkel Eric sah sehr zufrieden aus. »Ich versuche, mit der Zeit zu gehen.«
»Nein, tust du nicht!«, sagte Sophie und tätschelte seine Hand. »Du schockierst die Leute nur gern, genau wie ich.«
»Ich habe alle Sachen, die auf dem Kaminsims stehen, geputzt und wieder hingestellt«, meinte Sophie später, nachdem Onkel Eric von seinem »Verdauungsschläfchen«, wie er es nannte, aufgewacht war. »Was kann ich jetzt noch tun?«
»Mein Gott, Kind, du musst ständig unterhalten werden! Was ist los mit dir? Mrs. Dings muss nicht andauernd irgendetwas tun!« Onkel Eric versuchte, verärgert zu wirken, aber Sophie ließ sich nicht täuschen. Er genoss es, dass sie sein eintöniges Leben durcheinanderwirbelte. Sophie war erst eine Woche hier, doch der Effekt war bereits sichtbar, sowohl an Onkel Eric als auch im Haus.
»Mrs. Dings – ich meine, Mrs. Brown – kann Langeweile offenbar gut aushalten.«
Dieses Mal sah er verletzt aus. »Einige Leute empfinden es als sehr befriedigend und erfüllend, sich um einen älteren Gentleman zu kümmern. Es ist ein Privileg, in meinem wunderschönen Haus zu wohnen! Das solltest du übrigens umsonst tun!«
»Natürlich ist es ein Privileg, deine Pillen abzuzählen und dafür zu sorgen, dass du es mit dem Kaffee am Abend nicht übertreibst und nicht die Treppe hinunterfällst, doch mir reicht das nicht. Und dein Haus ist groß, aber es ist nicht wunderschön! Du solltest mir mehr bezahlen, weil ich immer so weite Wege habe. Und da du das nicht tun willst, solltest du nichts dagegen haben, wenn ich mir noch eine Beschäftigung suche.« Sie hielt inne. »Ich könnte deinen Schreibtisch aufräumen, wenn du willst.«
»Nur über meine Leiche! Ich werde auf gar keinen Fall zulassen, dass ein junger Irrwisch meine wertvollen Dokumente durcheinanderwirft, der dessen Bedeutung gar nicht versteht!«
Sophie blieb gelassen. »Ich werde nichts wegwerfen. Ich sortiere alles und lege es auf Stapel. Dann kannst du die Papiere durchsehen und sie aufheben oder wegwerfen oder sogar verbrennen.« Sie lächelte ihm aufmunternd zu. »Das wäre vermutlich gar keine schlechte Idee. Dann hast du es warm, bis du deinen Heizkostenzuschuss erhältst.« Ihr Großonkel zog ein Gesicht, das sie ermutigte weiterzureden. »Schließlich kann da ja nichts Aktuelles liegen, da die Papiere alle mit Staub bedeckt sind. Und der Rest des Zimmers ist ziemlich aufgeräumt. Der Schreibtisch stört das Gesamtbild.«
Er räusperte sich, runzelte die Stirn und schnaubte, aber dann sagte er: »Oh, also gut, Kind, wenn’s sein muss. Doch du musst mir versprechen, dass du die Papiere nicht liest, sondern nur sortierst.«
Onkel Eric trug an diesem Abend eine Strickjacke mit zahlreichen Mottenlöchern, die Sophie wirklich gern weggeschmissen hätte, aber von der er sich partout nicht hatte trennen wollen. Als sie diese jetzt betrachtete, weckte das ihren Widerspruchsgeist. »Ich kann sie nicht sortieren, wenn ich sie nicht lesen darf. Sei nicht albern, liebster Onkel Eric.« Sie benutzte den Kosenamen, den sie ihm gegeben hatte, damit sie ihn nicht aus Versehen »böser Onkel Eric« nannte.
Er seufzte, da er seinen symbolischen Protest schon aufgegeben hatte. »Mach doch, was du willst, Kind, genau wie immer.«
»Ich habe meinen iPod für dich aufgegeben, oder nicht?«, meinte Sophie. »Ich höre inzwischen nur noch Radio Four.« Sie genoss es inzwischen sogar, weil sie dabei Dinge aufschnappte, die sie sonst niemals erfahren hätte, aber das wollte sie ihm nicht gestehen. Ihr Spiel bestand darin, auf dem jeweiligen Standpunkt zu beharren.
»Du meinst diese Maschine, die so komisch summt? Du solltest mir dankbar sein.«
»Mein iPod summt nicht, wenn man die Kopfhörer im Ohr hat, dann hört man Musik. Vielleicht sollte ich dir einen besorgen?«
Eric schnalzte abschätzig mit der Zunge. »Ich werde jetzt schlafen gehen und vielleicht noch ein Kreuzworträtsel beenden.«
»Soll ich dir den Heizlüfter anstellen?«
»Ich bin durchaus in der Lage, einen Schalter umzulegen«, fuhr er sie an. »Ich bin noch nicht senil.«
Sophie schenkte ihm das strahlende Lächeln, auf das er wartete. »Oh, gut. Wenn ich hier fertig bin, helfe ich dir bei den Lösungen.«
»Ha!«, meinte Onkel Eric verächtlich und trottete hinaus.
Sophie seufzte liebevoll. Bevor sie hergekommen war, hatte sie nie ein Kreuzworträtsel auch nur angesehen – ihre Eltern und ihr Bruder Michael
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