Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
es einfach wunderbar.
»Oh, gut, du bist da.«
Matildas fröhliche Stimme ließ Sophie lächelnd herumfahren. Sie hatte sich nicht weit vom Eingang entfernen wollen und stand noch immer da und saugte die wunderbare Atmosphäre in sich auf. Aber sie hatte sich schon einen winzigen Augenblick gefragt, ob sie die Zeit oder den Treffpunkt vielleicht falsch verstanden hatte oder ob Matilda nicht kommen würde.
»Tut mir leid, dass ich zu spät bin, Liebes«, meinte Matilda, »ich wurde aufgehalten.« Sie schürzte leicht die Lippen, und Sophie hatte den Eindruck, dass die Verspätung nicht Matildas Schuld war. Die alte Dame machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: »Mein Enkel Luke besteht darauf, uns beim Tee Gesellschaft zu leisten. Er scheint zu glauben …« Sie zögerte erneut. »Er scheint zu glauben, dass ich beschützt werden muss. Er will nicht akzeptieren, dass man in meinem Alter schon eine Menge erlebt hat und Leute gut einschätzen kann.«
Sophie runzelte leicht die Stirn. »Willst du damit sagen, dein Enkel glaubt, du hättest etwas vor mir zu befürchten? Ich habe dich doch gerettet! Ohne mich wärst du auf dem Boden gelandet und hättest dir vermutlich den Oberschenkelhals gebrochen.«
»Ich weiß!« Matilda klang genauso entrüstet wie Sophie. »Lächerlich, nicht wahr? Er übertreibt immer mit seinem Beschützerinstinkt. Seit dem Tod seines Vaters stehen wir uns sehr nahe. Seine Mutter hat wieder geheiratet – zu schnell, wie er fand, und er ist mit seinem Stiefvater nie zurechtgekommen. Über die Jahre haben wir die Rollen getauscht, und jetzt scheint er zu glauben, auf mich aufpassen zu müssen statt umgekehrt.« Sie hielt inne und atmete dann aus und lächelte, als versuchte sie, die Erinnerung an eine sehr unglückliche Zeit abzuschütteln. »Nun, dann kann er aber den Tee bezahlen. Komm, sehen wir uns die Bilder an! Wir treffen ihn erst in einer Stunde.« Sie kicherte. »Er muss ein geschäftliches Meeting verlassen, um zu uns zu stoßen, aber er hat darauf bestanden.« Matilda ergriff Sophies Arm, offensichtlich entschlossen, nicht länger über das unsinnige Verhalten ihres Enkels nachzudenken. »Wir können uns allerdings nicht alles ansehen, Liebes.« Sophies Begleiterin war sehr entschlossen. »Das kann man nie, ohne von so viel Kunst Magenprobleme zu bekommen. Soll ich dir also gleich mal meine Lieblingsbilder zeigen?«
Sophie erfüllte Matilda gern diesen Wunsch und fragte sich im Stillen immer noch, warum ihr Enkel sich Sorgen um eine Frau machte, die offensichtlich genau wusste, was sie wollte.
Matildas Lieblingsbilder waren die der englischen Maler. Sie blieben vor einem Werk von der Kathedrale in Salisbury stehen. »Ich komme immer her, wenn ich ein bisschen Heimweh habe. Es ist zwar nicht der richtige Teil von England, aber da unser Heimatland tatsächlich sehr klein ist, liegt Salisbury für einen Amerikaner quasi direkt neben Cheltenham.« Sie blickte Sophie an. »Aus welcher Gegend von Südengland kommst du denn eigentlich?«
»Ich stamme aus den Cotswolds – was eigentlich ein ziemlich großes Gebiet ist.«
»Ich auch!«, rief Matilda. »Deshalb wusste ich, als ich deinen Namen hörte, sofort, dass wir Freundinnen werden würden. Meine Großeltern stammten aus Cornwall.«
Sie betrachteten die beiden Bilder von Constable. »Wow«, sagte Sophie, »die sind wirklich etwas ganz anderes als die, die man von Postkarten kennt, nicht wahr?«
Weil sie die erstaunte Reaktion eines Paares in der Nähe bemerkte, zog Matilda ihre junge Freundin weiter. »Das Original unterscheidet sich immer sehr von einem bloßen Nachdruck. Es ist, als würde man den Anblick des Meeres mit dem Bild auf einer Postkarte vergleichen. Möchtest du dir auch gern noch die französischen Maler ansehen? Mein Enkel findet sie eher vulgär, aber ich mag schöne Dinge.«
»Ist dein Enkel denn Kunstexperte?«
»Oh nein, er ist Anwalt. Warum glaubst du, dass er Kunstexperte ist?«
»Weil er auf der Vernissage war. Ich war dort, weil meine Freundin Milly für den Künstler arbeitet. Wolltest du eigentlich eines der Kunstwerke kaufen?«
»Meine Güte, nein! Das war nur ein gesellschaftlicher Termin. Die Leute gehen nicht auf diese Art von Veranstaltung, um sich die Bilder anzusehen, weißt du. Zumindest nicht viele von ihnen.«
Sophie kicherte. Sie trug vielleicht aufgepeppte Secondhandsachen, die sie für einen Bruchteil dessen erstanden hatte, was einer von Matildas Schuhen gekostet hatte, aber sie
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