Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
bist sehr attraktiv – für eine ältere Frau wie meine Großmutter.«
»Oh. Dann nimmst du dein Kompliment zurück? Du findest mich nicht attraktiv, sondern glaubst nur, dass deine Großmutter mich für attraktiv hält?« Obwohl das enttäuschend war, fand Sophie es auch sehr komisch und lächelte.
»Ja … nein – warum verstehst du mich absichtlich falsch?« Er sah sie finster an.
»Tut mir leid.« Sie lächelte erneut, doch das schien ihn nicht zu beruhigen.
»Was ich sagen will, bevor meine Großmutter zurückkommt, ist, dass sie dich gern fragen möchte, ob du bei ihr bleiben willst.« Er klang, als wollte er Sophie vor etwas potenziell Gefährlichem warnen.
»Oh?« Sophie war überrascht, jedoch nicht eingeschüchtert. »Das ist sehr freundlich von ihr.«
»Und ich möchte, dass du das Angebot ablehnst.«
»Warum?«
»Weil meine Großmutter eine sehr verletzliche alte Frau ist! Ich möchte nicht, dass sie ausgenutzt wird von …« Er zögerte. Sophie konnte sehen, wie unangenehm es ihm war, bei einer offensichtlichen Unhöflichkeit erwischt worden zu sein, und war ihm gern behilflich.
»Von ›attraktiven‹« – sie zeichnete Anführungszeichen in die Luft – »jungen Frauen aus England?«
»Ja! Ich meine … Damit will ich nicht sagen …«
»Was du sagen willst, ist, dass du nicht andeuten willst, ich sei eine Bedrohung für deine Großmutter, aber dass du lieber auf Nummer sicher gehst?«
»Du machst es mir sehr schwer.«
»Gar nicht«, entgegnete Sophie ruhig und trank von ihrem Tee. »Ich mache es dir ganz leicht. Ich drücke nur in Worten aus, wozu du offenbar nicht in der Lage bist.«
»Ich möchte wirklich nicht unhöflich sein, aber ich muss auf meine Großmutter aufpassen.«
»Ehrlich gesagt, glaube ich nicht, dass du das musst. Sie ist sehr intelligent und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte. Ich glaube, du machst dir unnötig Sorgen.«
»Ja, aber … sie hat manchmal merkwürdige Ideen. Sie freundet sich mit Leuten an – Leuten, die es nicht gut mit ihr meinen.«
»Ich verstehe.« Luke tat Sophie leid, denn sie verstand seine Sorge um seine Großmutter. Aber sie hatte das Gefühl, dass er es mit seinem Beschützerinstinkt übertrieb. Und dass er natürlich unglaublich selbstgefällig war. »Und du denkst, ich bin so jemand?«
»Nein … vielleicht – ich weiß es nicht. Du bist … anders, und meine Großmutter ist verletzlich …« Er hielt inne.
»Ja?«
»Und du bist eine junge Frau aus der gleichen Gegend in England, aus der sie auch stammt. Natürlich fühlt sie sich zu dir hingezogen.«
»Das sagtest du bereits.«
»Und ich will nicht, dass du sie ausnutzt.«
Sophie runzelte die Stirn. Sie verstand und bewunderte Luke sogar dafür, dass er sich um seine Großmutter sorgte, aber sie würde sich nicht unterstellen lassen, eine Betrügerin zu sein, die sich das Vertrauen von alten Menschen erschlich. »Und das werde ich nicht.«
»Es war klar, dass du das sagst.«
Jetzt war Sophie wütend. Er war unglaublich unhöflich und behauptete quasi, dass sie seine Großmutter um Geld oder irgendetwas anderes betrügen wollte. »Willst du damit zum Ausdruck bringen, dass du mir nicht traust?« Dies war völlig offensichtlich, aber Sophie nannte die Dinge lieber beim Namen.
»Nein! Es ist nicht so, dass ich dir nicht traue! Zumindest …« Er lächelte leicht, und für einen Moment sah Sophie den Enkel, den Matilda so liebte, und verzieh ihm … jedenfalls ein bisschen. »… traue ich ihr genauso wenig.«
Sophie betrachtete ihn in seinem Anzug mit dem blassrosa Hemd und der rosagrau gestreiften Krawatte und empfand erneut Mitleid mit ihm. Luke war offensichtlich ziemlich gut darin, seine eigenen Freundinnen wieder loszuwerden, wenn er ihrer überdrüssig geworden war, doch bei den Freundinnen seiner Großmutter schien ihm das weit weniger gut zu gelingen. Sophie beschloss, ihn von seinen Qualen zu erlösen. »Aber warum nicht? Ich werde jedenfalls nichts tun, was ihr schadet«, setzte sie an. »Tatsächlich werde ich …«
Sie wollte gerade sagen, dass sie nicht vorhatte, das Angebot anzunehmen, sollte sie es erhalten, doch in diesem Moment kam Matilda zurück.
»Hast du frischen Tee bestellt, Luke?«, erkundigte die alte Dame sich. »Die Bedienung ist hier manchmal etwas langsam.« Sie sah sich nach einem Kellner um.
»Die Bedienung ist eben ein bisschen österreichisch«, meinte Luke und hob gebieterisch die Hand.
»Warum esst ihr denn keinen Kuchen?«, fragte
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