Das Glück über den Wolken: Roman (German Edition)
Nur dass wir dann natürlich nicht auf der Gästeliste stehen werden und uns wieder hinten anstellen müssen.«
Sophie dachte darüber nach. »Das wird bestimmt auch irgendwie ganz lustig werden.«
Milly rollte nur mit den Augen.
Am nächsten Morgen döste Sophie vor dem Fernseher vor sich hin. Ihre innere Uhr stellte sich langsam auf New Yorker Zeit ein, aber nach dem ausgiebigen Feiern im Club in der vergangenen Nacht war sie dennoch schrecklich müde. Vom ständigen Zappen tat ihr schon der Finger weh. Sie dachte über ihre Jobaussichten nach und kam langsam, aber sicher zu dem melancholischen Schluss, dass die anderen recht hatten: Es war unmöglich, egal, wie entschlossen sie war, eine Arbeit zu finden. Plötzlich klingelte ihr Handy. Immer noch beeindruckt davon, dass es so weit entfernt von zu Hause funktionierte, blickte sie auf die Nummer. Doch sie kannte sie nicht. Neugierig, wer sie wohl zu erreichen versuchte, meldete sie sich.
»Sophie, Liebes? Bist du das? Hier spricht Matilda Winchester. Du hast mir gestern in der Galerie das Leben gerettet.«
Sophie lachte erfreut. »Ich habe nicht direkt dein Leben gerettet …«
»Doch, Liebes, das hast du – du weiß wahrscheinlich gar nicht, wie sehr.« Es entstand eine geschäftsmäßige Pause. »Ich möchte dich wiedersehen. Wie lange wirst du in New York sein?«
»Wie ich schon sagte, hängt das sehr davon ab, ob ich einen Job finde oder nicht.« Sophie seufzte leise. »Ich muss aber vorher auch noch ein paar Dinge erledigen.«
»Nun, dann verschwenden wir keine Zeit. Warst du schon im Frick?«
Wovon sprach Matilda? Sophie zerbrach sich den Kopf. Ihre Familie reagierte stets mit beißenden Kommentaren, wenn sie zu viele Fragen stellte, aber sie musste es einfach wissen. »Entschuldigung, was ist das Frick?«
»Oh, tut mir leid! Ist es nicht furchtbar, wenn Leute immer davon ausgehen, dass man Dinge weiß, die man gar nicht wissen kann? Es ist ein sehr hübsches Museum – eine Kunstgalerie. Beides eigentlich.«
»Hm. Ähm … obwohl ich gestern Abend in einer Galerie war, habe ich beschlossen, dass ich nur Bilder mag, deren Motive ich gleich erkennen kann«, erwiderte Sophie vorsichtig.
»Dann wird dir das Frick gefallen! Wir treffen uns dort, und danach trinken wir noch Tee in diesem entzückenden österreichischen Café nebenan.«
Sophie war hocherfreut über die Aussicht, Matilda wiederzusehen, nicht nur, weil sie die alte Dame wirklich mochte, sondern weil sie sich ohne Milly, die den ganzen Tag arbeiten musste, ziemlich einsam fühlte. Sie wollte jedoch keinen einzigen unnützen Cent ausgeben.
Matilda verstand Sophies Schweigen falsch und drängte sie weiter. »Weißt du, wo das Frick ist? Wir treffen uns dort um zwei. Dann lassen wir uns kurz kulturell inspirieren und trinken dann Tee. Der Kuchen in dem Café, das mir vorschwebt, ist genauso gut wie der, den man in Wien bekommt – zumindest sagen die Leute das. Es liegt direkt neben dem Frick.«
Sophie musste lachen. »Okay, einverstanden. Wir sehen uns dann um zwei.«
Sie duschte und legte ein bisschen Make-up auf, dann suchte sie in ihrem Koffer nach einem passenden Museums-Outfit. Ihre flachen Stiefel mussten genügen, beschloss sie, und wählte die anderen Sachen passend dazu aus. Schließlich entschied sie sich für einen kurzen Jeansrock, eine blickdichte Strumpfhose und eine ihrer mit Perlen bestickten Strickjacken. Die Kombination war ein bisschen unkonventionell, aber bequem und das Beste, was sie aus den Sachen machen konnte, die sie mitgebracht hatte. Sophie legte noch Lippenstift auf, griff nach dem Mantel und verließ die Wohnung.
Das Problem, sich mit Leuten »an« einem Gebäude zu verabreden, war, dass diese Umschreibung ein bisschen vage war. Bedeutete »an« drinnen oder draußen? Wenn Sophie sich mit einer Freundin getroffen hätte, wäre dieses Problem nach wenigen Sekunden erledigt gewesen: Ein Anruf auf dem Handy hätte genügt. Matilda besaß jedoch vielleicht kein Mobiltelefon. Die einzige Nummer, die Sophie hätte wählen können, war die von Luke mit den dunkelblonden Haaren und den goldbraunen Augen.
Da sie Matilda draußen nirgends sehen konnte, beschloss Sophie hineinzugehen. Sie holte tief Luft und stieg die niedrigen Stufen zum Eingang empor.
6. Kapitel
Als sie das Museum betrat, wusste Sophie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Das Frick war wie ein Eiswürfel in einem Glas Mineralwasser: die Stille im sprudelnden New York. Sophie fand
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