Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
Vom Netzwerk:
Zauberlichtern, und er ließ mich eines halten. Er zeigte mir, wie man den Schalter am Schaft bediente und das Licht an- und ausknipsen konnte.
    Dann machte er mir Gesten. „Warum?“ Ich glaube sogar, daß er das Wort kannte. Warum seien wir so alarmiert, packten, sprächen so aufgeregt im Dunkeln? Also während die Familie um uns herum den vertrauten Ritus des Packens erledigte, plagten Narneen und ich uns mit der Erklärung ab. Gefahr! Bewaffnete Vasallen mit Speeren, Strängen … Strängen zum Hängen. Taucher zeichnete auf sein Papier, wir versuchten auch zu zeichnen. Neue Wörter knisterten um Tauchers Kopf, aber er nahm sie auf. Und die ganze Zeit hielten er und ich die Zauberlichter und richteten sie dahin, wo sie gebraucht wurden. Plötzlich stand Taucher erregt auf; ich möchte sagen, aus Angst. Vor uns? Vor unseren Spinnern, den armen Würmchen, die Brin eins nach dem anderen mit ein paar Stückchen Rehfleisch in ihren Sack steckte … im Winter aßen sie kaum etwas, sie waren schläfrig. Wir lachten und erklärten und zeigten ihm die Seidenmuster und eine fertige Arbeit vom Spitzenwebstuhl der Alten Gwin. Er verstand es und zeichnete ein Bild von einer kleineren Sorte Spinner. Trotzdem hatte er Furcht vor diesen harmlosen Dingern. Wir brachten ihm den größten zum Streicheln, der Momo oder Kissen hieß, und das einzige, was Taucher über sich brachte, war seine Hand auf dessen weichen haarigen Rücken zu legen und dessen Spinndrüsen zu betrachten. Sein Gesicht war starr vor Ekel, wie das der Alten Gwin beim Anblick eines Stapels scharfer Messer neben einem lodernden Feuer. Narneen machte das Abwehrzeichen der Alten Gwin für Taucher … und er verstand es; wir lachten alle wieder.
    Gegen Mitternacht waren wir mit dem Packen fertig; das Zelt war eine leere Muschel, unser ganzes Zeug in seiner Mitte abgedeckt. Das Wetter hielt sich einigermaßen; nur ein leichtes Schneegestöber, aber kein Wind. Die Alte Gwin glaubte, daß ihre Gebete erhört worden seien. Wir waren eingemummelt und gestiefelt. Taucher hatte eine Decke über seinen Anzug und seine Weste geworfen, und seine Stiefel waren bestens. Unseren schweren Kram – die zusammengeklappten Webstühle, die Spulen, der Wollsack – wurde auf den Schlitten geladen, und der Weg war frei. Wir hielten uns, ohne Licht, im Schutz der Dunkelheit, während Brin und Mamor sechs Zeltbahnen abrissen. Die anderen drei wollten wir als Schild zwischen uns und Jäger Geer stehenlassen. Roy knüpfte eine Nachrichtsrune. Er gab mir sorgsame Anweisungen. Sobald die Familie durch die Lücke in der Schollenmauer geschlüpft wäre und den von uns gewählten Weg hinabstiege, sollte ich das beobachten und dann hinüber zum Zelt des Jägers schleichen, um das Runenband unter die Klappengewichte zu schieben.
    Also beobachtete ich, wie sie alle die Grenze überschritten. Ich schlich davon, wobei der Schnee etwas knirschte und ich an Weißflügel dachte. Ich schob das Runenband unter die Gewichte und machte mich frei und erleichtert auf den Weg, als ein entsetzlicher Laut ertönte. Ein Jagdhorn am Westtor! Fackeln! Bewaffnete Vasallen! Ich rannte blindlings in die Überreste unseres Zelts, fünfzig Schritte von der Mauerlücke entfernt, über eine offene Schneefläche mit den Spuren unserer Fünf. Die Gruppe war auf die Scholle eingedrungen; Stimmen erhoben sich – es regte sich in Jäger Geers Zelt und auch in der Mauerlücke. Am liebsten hätte ich meiner Familie zugerufen, sie möge schnell zurückkommen.
    Als ich glaubte, eine Chance zu haben, stürmte ich über den Schnee. Ein Schrei erklang; zwei Vasallen mit Speeren verfolgten mich. Ich wurde fest gegen einen ledernen Brustpanzer gepreßt, der die Devise des Würgers, nämlich die drei Knoten trug. Ich wehrte mich, trat und biß in blinder Panik um mich.
    „Es ist kein Teufel“, keuchte der eine Vasall. „Nur ein Kind!“
    „Halt den Bengel fest“, sagte der andere. Wir befanden uns auf halbem Wege zwischen den Zeltresten und der offenen Scholle. Es erschallte ein entsetzlicher Schrei, und Taucher stürzte durch die Mauerlücke. Er hob die Hand, in der ein rötlicher Strahl glühte. Der Wächter zu meiner Linken wurde in den Schnee geworfen. Nochmals derselbe Strahl und knisternd wurde der andere Wächter getroffen, der mich mit hinabriß.
    „Dorn!“ Taucher rief meinen Namen. Ich sprang auf und rannte zur Mauerlücke. Mamor war bei Taucher und zog mich hindurch; wir schlitterten und stolperten hinunter zum Weg

Weitere Kostenlose Bücher