Das Glück von Brins Fünf
windet sich eine Straße unter der Klippe unterhalb des Steinbachs hinab. Sie stößt unterhalb der Wasserfälle auf den Bach und führt nach Cullin, wo der Bach in den großen Fluß mündet, in den Troon. Am dritten Tag hatten wir gewisse Pläne geschmiedet; Harfner Roy und ich brachen nach Cullin auf. Wir hatten einen Weg unterhalb der Klippe erreicht, als wir Stimmen hörten, Gesang, der auf der Straße näher rückte. Der Harfner blickte durch die schneebeladenen Bäume und flüsterte: „Taucher muß das sehen!“
Ich rannte weg, um das Glück aus der Höhle zu holen, dann duckten wir uns außer Sichtweite, als die Gruppe bewaffneter Vasallen singend auf der Straße unter uns entlangkam. Sie trugen Tauchers Luftschiff zwischen Stangen in einem riesigen Transportnetz. Es mußte sehr schwer sein, denn zwanzig Moruianer waren nötig, um es zu tragen, aber ich staunte darüber, daß es so klein war. Seine Form glich der eines runden Fisches, und es schillerte silbern. Das Licht prallte von ihm im Netz zurück; es gab Streifen der Verkohlung auf seiner Oberfläche, als wäre es aus dem Feuer gekommen.
Taucher beobachtete, wie es vorbeigetragen wurde, und wir beobachteten ihn unsicher, falls der Anblick von dessen Prise ihn vielleicht unruhig oder traurig machen würde. Er beobachtete den Vorbeizug mit zusammengekniffenen Augen, dann fragte er: „Wohin?“ Der Harfner sagte ihm: „Nach Cullin“, wohin wir auf dem Wege waren, um das Land zu erkunden. Ich nahm Taucher beim Arm und zeigte nochmals hin. Eine Sänfte wurde hinter dem Luftschiff hinabgetragen. Ein Palankin mit rubinroten Fransen, durchflochten mit weißen Seidenschnüren – ein lächerliches Transportmittel in den Bergen. Das Emblem war dasjenige, das wir zuerst gesehen hatten, Stern und Spindel, das Gwin den Galtroy zuschrieb; aber die meisten Vasallen trugen die Devise der drei Knoten.
„Speichellecker“, höhnte der Harfner. „Irgendwelche eingebildeten Freunde von Tiath Pentroy. Diese protzige Equipage wird durchweicht werden, wenn die Träger den Halt verlieren.“ Taucher sehnte sich danach, seinem Schiff zu folgen. Er konnte inzwischen genügend sprechen, um zu sagen: „Folgen … folgen …“
Ich bat ihn, uns nicht zu verlassen, und hielt ihn am Arm fest, falls er die Klippe hinabklettern wollte. Er wechselte Blicke mit Harfner Roy, wie Erwachsene sie über den Kopf eines Kindes hinweg wechseln, und ich kam mir töricht vor, aber ich wußte, daß er nicht die Absicht hatte, uns zu verlassen. Der Harfner und ich brachten ihn zu der Höhle zurück, und wir sprachen viel und schnell über die Angelegenheit, wobei der arme Taucher zusah und gelegentlich ein Wort einwandte.
„Gefahr …“ erregte sich die Alte Gwin, „… das Glück wird gefunden werden … die Vasallen werden es abschleppen!“
„Nein“, sagte Mamor. „Du hast sein Haar gebleicht, Gwin. Hülle ihn ein, und er wird unbeachtet durchkommen.“
„Unser Hauptanliegen war es, Beeth Ulgan in dieser Angelegenheit um Rat zu fragen“, sagte Harfner Roy. „Warum stellen wir ihr Taucher nicht persönlich vor? Es würde die Kunst einer Wahrsagerin auf die Probe stellen, unser Glück zu beschreiben.“
„Laß ihn mit Dorn und Roy gehen“, sagte Brin. „Nimm das Runenband, das ich für Ulgan geknüpft habe, Roy, und zeige ihr das Glück. Sie besitzt außer Weisheit allerlei Geheimkenntnisse. Beeth wird wissen, wohin das Luftschiff gebracht wird.“
Taucher lächelte und küßte ihre Hand. Sie legte die Hand auf seinen Kopf – rötlichbraun gebleicht durch den Kalk der Alten Gwin – und erinnerte ihn an sein Bündnis. Er bestätigte es feierlich auf seine Art, indem er seine eine Hand auf die Brust legte und die andere geöffnet in die Höhe hielt. Das kommt daher, daß sein Volk das Herz, links in der Brust, für das Organ der Treue hält … während wir mit unseren Köpfen und Augen schwören, indem wir die Stirn berühren und blinzeln.
Die immer noch erregte Alte Gwin zog Taucher den blauen Anzug aus und statt dessen Bergkleidung an. Von seiner Taschenweste wollte er sich nicht trennen, aber mit einer grauen Tunika, Flanellgamaschen und einem unserer aufgerauhten Wollumhänge mit schwarzer Kapuze sah er wie ein Moruianer aus. Seine Augen und seine Stimme könnten ihn verraten, sonst aber nichts. Taucher holte eine dunkle Schutzbrille hervor, wie die Granden sie im Schnee tragen, und Gwin nahm eine blaue Strickmaske und zog sie über die Schutzbrille. Ein großer
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