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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Fahrzeug, einen von Tauchers Favoriten, einen lenkbaren Ballon, den jeder „den Dickwanst“ getauft hatte. Der beschädigte Platterer trudelte davon und fiel auf die Sandebene hinter dem Ersten Mal, die Gwervanin oder Vogelgebeinstätte genannt wird, weil so viele prächtige Maschinen dort abgestürzt sind.
    Wenn das geschieht, soll, laut den Fäden, der Pilot aussteigen und sich vom Wrack entfernen, „ohne sich umzublicken“. Die Maschine muß dort liegenbleiben, wo sie abgestürzt ist, niedergeschlagen vom giftigen Zorn der Winde, es sei denn, ein anderer kann sie wieder in die Luft bringen und damit beweisen, daß die Winde besänftigt worden sind. Daher dämmerte es Taucher schnell, daß wir richtig gehandelt hatten, Tomarvan „zurückschweben“ zu lassen. Die Beurteilung der Winde konnte schwierig sein; in alter Zeit war das ein Diskussionsthema des Vogel-Clans und in ganz Torin, ob ein verletzter Pilot aus einem Wrack hervorgezogen werden dürfe. Es war zu Streitigkeiten zwischen den Clans einerseits und den Webern und Städtern andererseits gekommen, denn das gemeine Volk wollte einen Piloten nicht seinen Leiden überlassen. Sie rannten schnurstracks hin, wobei sie sangen, um den giftigen Zorn der Winde abzuwehren, und retteten den abgestürzten Flieger.
    An diesem Tag kletterte der Pilot des pedalangetriebenen Flatterers so gut wie unversehrt heraus und humpelte beschämten Gesichts zur Einzäunung zurück. „Der Dickwanst“, der Arme, kämpfte sich um das Erste Mal und flog leck zurück. Er landete mit einem traurigen, lauten Zischen, wie das eines Riesenbaumbären, und die schöne gestreifte Hülle schrumpfte langsam vor unseren Augen zusammen. Die beiden Piloten, zwei junge Granden aus Otolor, standen daneben und weinten. Die dritte Maschine bei der Prüfung zu diesem Zeitpunkt war Peer-lo-vagoba, und Jebbal befand sich in blendender Form. Sie hatte einen perfekten Turmstart, zog ausgezeichnete Kreise und schwebte schnell und gradlinig zum Ersten Mal. Ihr wurde als einziger in dieser Gruppe, die die Prüfung bestand, denn eindeutig hatte sie „den giftigen Zorn der Winde abgewehrt“ oder ihre überlegene Geschicklichkeit bewiesen, besonderer Beifall gespendet.
    Ich war entschlossen, volle dreißig Stunden oder sogar mehr wach zu bleiben, nämlich bis die Liste zu Estos nächstem Aufgang abgeschlossen war. Ungefähr zur dritten Nachmittagsstunde erschienen die Zeremonienmeister und sagten zu Taucher, er solle sich für seine ersten Prüfungen fertigmachen. Er hatte die Katapulte mit Ablo sorgfältig inspiziert und beschlossen, lieber einen davon zu benutzen als den Turm. Das Wetter war vollkommen, eine geballte weiße Wolke kam aus dem Osten, um eine wilde Strömung zusätzlich zu denjenigen über dem Gelände hervorzurufen. Nur zwei Maschinen nahmen zu diesem Zeitpunkt an den Prüfungen teil: Tomarvan und Utofarl oder Doppelhoffnung, der hervorragende Klappenflügler der Wentroys. Der Wentroy-Pilot und eine zahlreiche Eskorte betraten stolz das Gelände. Zu stolz, fand ich; sie schlugen, als ich mit Brin und Taucher nahte, bei einer formellen Begrüßung die Knie zusammen. Ich hatte die Glücksrune in meiner Hand, zum Austausch bereit, aber wir standen vergeblich wartend da, denn die Gruppe der Wentroys schritt schnurstracks zu ihrem Katapult, ohne uns einen Blick zu gönnen. Ich hörte Ablo, den Mechaniker, verärgert hinter mir murmeln und drehte mich mit fragendem Blick Brin zu.
    „Sind wir beleidigt worden?“ flüsterte Taucher.
    „Die Wentroys haben sich selbst beleidigt“, erwiderte sie. „Dorn? Du weißt, was du als nächstes zu tun hast?“
    Ich schlug die Knie zusammen, so daß ich kaum laufen konnte, aber es gelang mir doch; und dieser Teil des Rituals war unerwartet: die Formalität des Vogel-Clans war endlich fallengelassen worden. Ich eilte auf das Gelände und warf die Glücksrune, die die Wentroys ignoriert hatten, hoch in die Luft. Ich erwartete, daß sie wieder herunterkäme und verlassen auf dem Gelände liegenbliebe, aber die Zuschauer stießen einen erstaunten Laut aus: die Unhöflichkeit der Wentroys hatte bereits die Menge aufgebracht. Das lange Seidenband wurde von einer Strömung ergriffen und in weiter Spirale nach oben gewirbelt. Die Winde hatten meine Opfergabe angenommen, und das Glück der Wentroys drehte sich über dem Boden wie ein Saatkorn. Die jungen und alten Wentroy-Begleiter konnten sich kaum zurückhalten; sie mußten das Band erhaschen, der tollkühnste

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