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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Gesicht; jeder, der mich in unserer Familie oder auch außerhalb davon sah, mußte es erkannt haben; ich sah Mamor täuschend ähnlich.
    Ehe ich mit Taucher wegging, sah ich Jebbal mit den beiden Kindern leidenschaftlich spielen und sie gleichzeitig etwas schikanieren wie eben eine Mutter ihr Kind. Ich trödelte zu unserem Zelt zurück – die hellen Tage schienen niemals enden zu wollen, und es blieb nur wenig Zeit zum Schlafen – und versuchte, alles zusammenzufügen, was ich über die Granden erfahren hatte. Sie glichen einem Honigbecher, dann und wann einer Näscherei; oder vielleicht glichen sie einem Messebesuch, einer Aufregung einmal im Jahr. Es gab zuviel, was Jebbal nicht über ihre Kinder wußte: sie hatten Angst vor dem Vogel-Clan und haßten dessen Veranstaltung und segelten am liebsten in Salzhafen. Aber ich fand die Veranstaltung des Vogel-Clans immer noch großartig, schade nur, daß unsere Fünf nicht zusammen sein konnte.
    „Schluß jetzt“, sagte Brin, die sich über mich beugte. „In den Schlafsack mit dieser edlen Eskorte!“
    Ich taumelte in unser grünes Zelt. „Weck mich … weck mich,wenn irgend etwas passiert!“
     
     
    In diesem Frühling lagen fünfzehn Anmeldungen für den Wettflug des Vogel-Clans vor, die höchste Teilnehmerzahl seit zwanzig Jahren. Die meisten flogen ein und wurden herabgewinkt. Einige kamen, wie wir, durch das Flußtor und wurden in die Einzäunung gefahren. Ein roter und weißer Antho mit Seitensteuer und zwei kleinen Ballons, die Windfänger genannt wurden, flog beim Aufgang der Großen Sonne von Westen ein. Er drehte kühne Kreise über das ausgedehnte Messegelände jenseits des Flusses und schwebte über der Inselzitadelle von Otolor, wo sich der Strom teilte. Dann flog er ruhig landeinwärts, aber die Windfänger funktionierten zu gut. Er wurde in einer Warmluftspirale hochgewirbelt, die Ballons verhedderten sich, dann platzte einer davon über dem Pilotensitz. Die Maschine trudelte herunter, prallte zwischen auseinander stiebenden Zeremonienmeistern und Vasallen auf, dann grätschten die Kufen aus und ein Flügel zerbrach. Der Pilot, ein junger Dohtroy, stieg fluchend aus.
    Es war nicht der erste Ausfall. Drei der Frühergekommenen hatten beschlossen, ihre ersten Probeflüge am ersten Tag zu machen, während ich schlief. Zwei waren traditionelle Gleiter, der dritte ein merkwürdig zusammengeflicktes Fahrzeug namens Tildee, das ein Kaufmann aus Rintoul angemeldet hatte. Einer der Gleiter ging an den Startblöcken halb in die Brüche, der andere, ein silbergrauer, den ein anderer Sprößling des friedlichen Dohtroy-Clans steuerte, erwischte die Luftströmungen gut und schwebte normal. Tildee stieg auf und drängte verbissen nach vorne, was Brin mir beschrieb.
    Taucher lachte und schüttelte den Kopf. „Tildee wird schwer zu schlagen sein!“
    „Der da“, fragte ich, „aber der ist doch so schlecht zusammengeflickt?“
    „Dieser Kaufmann – heißt er Mattroyan? – hat mit Feuer-Metall-Magie herumgepfuscht.“
    „Das stimmt, Exzellenz“, schaltete Ablo sich ein, „Ihr könnt Maschinen gut beurteilen. Denn ich habe diesen häßlichen Tildee am Boden gesehen; er klirrt, wenn man mit der Hand auf seine Flächen schlägt, und strömt einen heißen Gestank aus. Weiße Luft pufft aus den Holzröhren hinter dem Pilotensitz.“
    „Welche Waren verkauft Mattroyan?“ fragte Taucher. Er stöberte nach Auskünften, konnte aber in Ablos Gegenwart nicht offener fragen.
    „Exzellenz, er ist ein Gerber, der fürchterliche Fellboote an der Küste des Großen Ozeans hin und her fahren läßt.“ Bei diesen Worten zog Ablo eine Grimasse. „Er besucht Itsik.“
    Sobald ich Gelegenheit dazu hatte, klärte ich Taucher über Itsik auf. Es ist ein merkwürdiger, wenig ehrenwerter Küstenort zwischen Rintoul und der Feuerstadt. „Geh nach Itsik“ oder „Geh zurück nach Itsik“ ist eine übliche Beleidigung, die bedeutet: „Du hast dich nicht gewaschen … du stinkst.“ All das Sengen, Gerben von Häuten, Räuchern von Fisch, Schmelzen von Fett- und Öllampen, die die große Stadt Rintoul benötigt, findet in Itsik statt. Gesetzesbrecher werden manchmal zur Strafe nach Itsik geschickt oder, wenn ihr Vergehen weniger schwer ist, nach Gavan im Osten an den Salzseen.
    Während ich Taucher das erzählte, wandelten wir an den Hecken des Geländes zwischen Zelten und Hangars, einem Piloten und seiner jungen Eskorte entlang. Wir gelangten zu Mattroyans Hangar, in dem

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