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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Fliegerei zuwandte. Ihr müßt Dorn zu meinem Zelt schicken, um mit meinen jüngeren Clansprößlingen zu spielen. Nicht alle Luntroys – die ein sanfter Clan sind, wie Ihr feststellen werdet –, sondern getränkt mit der Wildheit der Galtroys.“
    „Wir kennen eine Hoheit der Galtroys“, sprudelte ich hervor. „So?“ Sie grinste. „Ich nehme an, daß es mein Vetter Rilpo ist. Er jagt in den Bergen. Ja? Habe ich es mir doch gedacht.“
    Sie nahm eine Handvoll Kristallfrüchte vom Tisch und begann Halt-den-Stein zu spielen, ein Spiel für zwei. Wir hatten drei oder vier Partien gespielt – Jebbal gewann –, als ich aufblickte und Brin und Taucher laut über uns beide lachen sah. Jebbal glich dem Geschmack der Kristallfrüchte: herb, süß, verblüffend. Sie kannte nur zweierlei Liebe auf der Welt: die Fliegerei und Kinder; alles andere, stellten wir fest, langweilte sie ‚zu Tode’.
    Nachdem Jebbal Tomarvan untersucht und erklärt hatte, daß er wahrscheinlich fliegen könne, aber keine Chance gegen die Favoriten habe, führte sie Taucher und mich zu ihrer Maschine, damit wir sie bewundern sollten. Sie war unbestritten sehr schön: ein pedalangetriebener Doppeldecker mit enormer Flügelspannweite und leicht wie eine Feder. Er hieß Peer-lo-vagoba, was mehr oder weniger bedeutet: „Immer im Azur schwebend“.
    Während Taucher dieses Wunderwerk untersuchte, hielt ich Ausschau nach den wilden Clansprößlingen; ich ängstigte mich – vielleicht würden sie mich bei lebendigem Leibe auffressen. Als ich in das dunkelrote Seidenzelt spähte, seufzte ich erleichtert und gleichzeitig irgendwie enttäuscht auf. Die zwei Sprößlinge glichen überhaupt nicht ihrer ungestümen Mutter: der männliche, Valdin, war größer und älter als ich, der weibliche, Thanar, etwas jünger. Ich mußte zugeben, daß sie hübsch und reichgekleidet waren, aber schüchtern und in merkwürdige Spiele versunken. Sie waren schon seit vier Jahren zu der Vogel-Clan-Veranstaltung gekommen und hatten immer noch Angst vor den jungen städtischen Vasallen, die sie tyrannisierten, wenn die Eskorte nicht hinschaute. Ich setzte mich in das muffige Zelt und versuchte, ihre Züge mit Glasperlen zu erlernen; es bestand kein Zweifel, daß sie Granden waren – sie zankten sich mit schrillen Stimmen, und ihre Stimmungen wechselten dauernd. Schließlich holte ich eine Münze heraus und schlug vor, Honigbecher an den Buden zu kaufen.
    „Diese verflixten Vasallen werden uns einfangen und verprügeln“, flüsterte Valdin.
    „Nicht, solange ich bei euch bin“, sagte ich mit aller Entschiedenheit.
    „Es ist unehrenhaft, ohne eine Eskorte herumzulaufen“, sagte Thanar, „für uns, meine ich.“
    „Ach, kommt schon, ich werde euer Offizier sein!“
    Wir schlüpften aus der hinteren Zeltklappe und schritten kühn zur nächsten Bude. Ein paar junge Vasallen versuchten uns anzurempeln, aber ich machte eine Finte und schleuderte den größten in eine Schlammpfütze.
    „Hände weg von allen Sprößlingen der Hoheit Jebbal“, sagte ich. „Denn ich bin ihr Offizier!“ Die Städter murmelten etwas von Bergbestien. „Ja … und ich werde über euch herfallen wie ein Bergwolf“, sagte ich.
    Wir kehrten ins Zelt zurück und leerten unsere Honigbecher. Die Sprößlinge waren hingerissen von ihrem Abenteuer. Sie sprachen vertraulich von dem Ort, den sie am liebsten hatten, eine Villa am Salzsee im Osten, die ihr Galtroy-Verwandter besaß und ihnen ein Segelboot zur Verfügung stand.
    Plötzlich zeigte sich der Unterschied zwischen den Granden und dem Bergvolk.
    „In zehn Tagen“, sagte Thanar, „fahren wir zu der Villa in Salzhafen, um uns mit unserem Vater zu treffen.“ Ich errötete, und Valdin schaute mich seitlich an.
    „Das ist keine Schande“, sagte er. „Jebbal führt eine Zweierehe mit Faldo Galtroy. Er ist unser Vater.“
    „Wir folgen den alten Fäden …“, murmelte ich. Ein Spiegel aus versilbertem Glas hing an der Zeltwand, und ich hatte mein Gesicht schon seit einiger Zeit nicht mehr gesehen. Ich betrachtete es, und die beiden Galtroys lächelten.
    „Ach komm, Dorn“, rief Thanar süß. „Was siehst du? Hilft es dir, einen Vater zu finden?“
    Ich schaute in den Spiegel und sah das, was ich vielleicht in Bergteichen oder in den Metallkochtöpfen der Ulgan oder in der Fensterscheibe eines festen Hauses gesehen hatte. „Ja“, murmelte ich. „Ich sehe, wer mein Vater ist.“
    Ich hatte nußbraune Augen, ein starkes, eckiges

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