Das Glück von Brins Fünf

unverkennbar ein Körper, der mit flatternden Armen in der Luft kämpfte. Ich sprang mit all den anderen auf und schrie wie sie, und eine große Seidenblase spannte und entfaltete sich über dem fallenden Körper. Ein hochgewachsener Moruianer in glänzendem grünem Riegeranzug schwebte unter dem grünen Traghimmel ruhig herab, prallte absichtlich zwei- oder dreimal im Netz auf, stand dann gewandt still und raffte die Seidenfalten zusammen. Schwarzlocke war beim Vogel-Clan eingetroffen.
    Alle lachten und jubelten; ich hatte noch nie ein solches Klatschen auf die Hintern gehört. Sogar schon bei dieser ersten Heldentat, die ich mitangesehen hatte, war etwas von jener besonderen Magie im Spiel, die Schwarzlockes Zuschauerschaft zum Lachen brachte, sei es auch nur aus reiner Erleichterung. Auch Taucher lachte; Brin beugte sich herunter und berührte meine Schulter. Ich sah, daß die Flugmaschine mit einem zweiten Piloten natürlich, von dem keiner besondere Notiz nahm, weiterflog, um am anderen Ende des Geländes zu landen. Die Menge strömte auf das Feld, um Schwarzlocke zuzujubeln, also nahm ich die Clankinder bei der Hand und rannte mit ihnen hin. Es gelang uns, gefolgt von Jebbals Offizier, uns ziemlich nahe heran zu drängeln. Zwischen den Schultern zweier Vasallen, die das Netz hielten, erblickten wir ihn: groß wie ein Baum, breit wie eine Omor, er hatte inzwischen seinen Helm abgesetzt und schien uns geradewegs anzustrahlen. Schwarzlocke ist der hübscheste Moruianer, den man sich vorstellen kann; er ist recht breit gebaut, hat ein heiteres Gesicht und eine bräunliche Haut, wie die Buschweber, ohne jegliche Spur der Grandenblässe. Seine Augen waren geweitet wie die eines Babys und gut in die Schläfen gebettet; sie waren hellgelblichbraun. Er hatte einen gewaltigen hellbraunen, fast blonden Haarschopf, und von seiner Braue flutete eine breite schwarzgefärbte Strähne zurück … seine schwarze Locke.
    Während wir alle gafften und jubelten, wich der Kreis der Eskorte genau da, wo wir standen, auseinander und ein kleines Wesen, ein weibliches in der schwarz-weißen Uniform der Eskorte, schaffte sich Raum und streckte die Hand zum Netz hinauf.
    Schwarzlocke machte eine letzte schwungvolle Verbeugung, streifte die Riemen ab, die ihn an seinen grünen Traghimmel befestigten, nahm dann ihre Hand und stieg aus dem Netz. Er gestattete sich, hinunter zu gleiten, dann bahnte ihm seine kleine Begleiterin den Weg durch die Menge. Sie hatte eine muntere, heitere Stimme, und ihr Gesicht trug, während sie den Helden führte, eine besorgte Miene zur Schau, wie eine Mutter, die sich mit ihrem zehntägigen watschelnden Baby abgab. Trotzdem war es ein hübsches Gesicht, jung und spitz, dem Thanars ziemlich ähnlich.
    Schwarzlocke sagte im Vorbeigehen: „… habe nicht einmal einen Saum zerrissen.“ Die kleine Begleiterin, Schwarzlockes Vertraute, erweckte einen Stich des Neids in mir.
    „Das ist Spinnerin“, flüsterte Valdin Galtroy, der meine Gedanken las. „Schwarzlockes Erster Offizier … oder vielleicht seine Amme.“
    Jetzt flüsterte Spinnerin Schwarzlocke, der sich immer noch nach rechts und links verbeugte, eindringlich etwas zu.
    „Was?“ dröhnte der Held. „Hm, ja, also dann … überaus höflich von dem Flieger auf den Startblöcken …“
    Er schwenkte seine Hand in ein oder zwei weiten Kreisen und rief einen Befehl; die Eskorte brach auf und entfernte sich mit bewundernswerter Präzision. Es wurde mir klar, daß Taucher jetzt an der Reihe war, seine Prüfungen zu fliegen; ich verließ die Clankinder und rannte durch die Menge zurück, um meine Eskortenpflicht zu erfüllen. Die Klappern erklangen, und der Startmeister wiederholte seine Anweisungen, das Gelände zu räumen; ich fand Brin und klammerte mich an ihren Arm. Taucher stand neben uns und entblößte grinsend seine Zähne. Seine Nerven waren wesentlich besser als meine; er brannte darauf, in Tomarvan zu sitzen. Es dämmerte mir, daß Taucher das Fliegen liebte; die Zeit, die er über dem Boden verbrachte, war für ihn tatsächlich weniger nervenzermürbend als die, die er mit den Vogel-Clan-Piloten und -Offiziellen verbrachte.
    Alles wiederholte sich. Die Aufregung hatte sich gelegt, und die wankelmütigen Zuschauer des Vogel-Clan-Wettfluges hatten sich zerstreut, so daß Taucher und der Wentroy ihre Runden fast unbemerkt zu drehen begannen. Ablo zürnte und grollte noch immer neben Tomarvan, Taucher sprang auf den Pilotensitz. Brin und ich