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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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konnten aber nichts Verdächtiges entdecken. Dann gingen wir durch eine lange Straße voller Imbißbuden, und der Geruch war so köstlich, daß Taucher und Brin sich meiner erbarmten, und wir stehenblieben, um geröstetes Wildgeflügel mit einer Beerenfüllung zu kaufen. Danach kauften wir freigebig einen Tragekorb mit Proviant, um ihn mit zu unserem Zelt zu nehmen, und gaben dafür soviel aus, daß der Imbißbudenbesitzer uns Handtücher gab, als wir uns am Brunnen wuschen. Gesättigt setzten wir unseren Weg fort, und da erblickte ich zwei Wirbler, keiner davon unser Beobachter, die in ihren blauen Lumpen unter dem Fenster eines festen Hauses herumlungerten, eines gewöhnlichen Gasthauses für Messebesucher. Sie starrten trübsinnig vor sich hin und nahmen Almosen entgegen, achteten aber bestimmt nicht auf uns.
    „Ich möchte diese Vögel mit ein paar Körnern füttern“, sagte Brin. Wir folgten ihr und stellten uns an eine Seite, als sie auf das Paar zuging.
    „Seid gegrüßt, Geisterhelden“, sagte sie und warf eine Münze in ihren Kürbis.
    „Eenath’ Segen ruhe auf Euch“, lautete die leise Antwort.
    Ich starrte sie an und empfand die gleiche Mischung von Faszinierung und Ekel wie beim Anblick der Wirbler in Cullin. Sie waren beide noch jung; ihre Körper waren dünn und sehnig, mit Narben der scharfen Muscheln von Kopf bis Fuß. Ich habe gehört, daß Städter sich darüber beschwerten, daß Wirbler schmutzig seien, aber das bemerkte ich kaum. Ich sah ihren Ausdruck: sanft, traurig, benommen. Konnte Eenath ihren Anhängern dieses Schicksal bringen?
    „Liebe Freunde“, sagte Brin, „teilt dieses Essen mit uns und beantwortet mir eine Frage.“
    „Was wollt Ihr, in Eenath’ Namen, wissen?“ Eine dürre Hand streckte sich nach dem Essen aus, aber Brin hielt es außer Reichweite.
    „Wo ist der Wirbler Petsalee?“
    Die Wirbler schwiegen; ihre Gesichter strafften sich, ihre Mienen wurden fast verschlagen.
    „Petsalee …“ beharrte Brin. Der Wirbler, der die Hand nach dem Essen ausgestreckt hatte, hielt zwei Finger in die Höhe und pfiff leise. Brin nahm einen zweiten Wildvogel aus dem Korb.
    „Die Geisterhelden tanzen auf dem Sonnenteppich“, sagte der Wirbler.
    „Wann?“
    „Wenn die Geister rufen …“
    „Ungefähr in der vierten Stunde nach dem Neujahrsruf“, schaltete sich der zweite Wirbler ein, der sehr hungrig war. „Der Anführer Petsalee wird zum Tanz aufrufen.“
    Brin gab jedem einen Vogel, den sie aßen, als wir sie verließen.
    Taucher erkundigte sich neugierig nach Petsalee; wie konnte er immer noch Anführer sein und eine neue Gruppe von Wirblern um sich scharen? Hieß das nicht, daß wir ihn falsch beurteilt hatten – er hatte kein Leben erkauft, sondern war nur Tiath Gargans Gemetzel entronnen?
    „Wirbler haben ihre eigenen Gesetze und ihre eigenen Geheimnisse“, sagte Brin. „Petsalee muß große Macht über sie besitzen.“
    Wir gingen immer noch durch diesen dem Essen und Trinken gewidmeten Teil der Messe; dann kamen wir zu einem Ort für allerlei Sport und Spiel. Reisigzäune trennten die Steinwerfer von Seilspringern und Ringreißern, die auf einem hohen Stand mit einem an einer festen Schnur hängenden Riedring daraus Holzpflöcke zerrten. Eine ganze Gruppe von Alten nahm an einem Strickwettbewerb teil, bei dem ihre bunten Arbeiten vor unseren Augen wuchsen, bis sie über ihre Knie fluteten, so schnell hantierten sie mit ihren Nadeln. Taucher verkündete, daß er auch stricken könne; er habe es von seiner Mutter und all seinen weiblichen Vorfahren gelernt. Wir lachten ungläubig, bis Brin einen Garnknäuel und Nadeln von dem Strickmeister holte und ein paar Maschen machte, wie sie es für mich zu tun pflegte, wenn ich meine Winterstrümpfe anfertigte. Taucher übernahm sie recht ungeschickt, aber er strickte, links und rechts; alles, was mehr Geschicklichkeit oder mehr als zwei Nadeln bedürfe, übersteige seine Fähigkeiten.
    „Zum Stricken muß man geboren sein“, sagte Brin. „Dorn hat immer noch Schwierigkeiten mit seiner dritten Schlinge und den Doppelzöpfen. Der beste Stricker, den ich je gesehen habe, war Kleiner Griss, das Glück der Fünf von Tarr, meiner Geburtsfamilie. Er schwor, er könnte ein Zelt stricken, wenn man ihm das richtige Garn dazu gäbe.“
    Taucher erklärte, als wir zum Töpferwarenmarkt kamen, daß Stricken eine aussterbende Kunst in seiner Welt gewesen sei, aber wieder Aufschwung in einer sogenannten Handwerksbelebung bekommen

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