Das Glück von Brins Fünf
was dieser Gesang bedeutete.
„Wehrt ab!“ kreischte Petsalee und hob seinen Stab. „Wehrt die böse Macht des Würgers ab!“
„Ich bin durch das Feuer der Wirbler geläutert!“
„Ich bin durch Eenath’ Macht befreit!“
„Ich verkünde dem Lande Torin die Wahrheit …“ Brin drängte uns alle zurück, und wir durchquerten die Menge, von den rhythmischen Schreien der Wirbler verfolgt, die sich in Ekstase rasend drehten, hinstürzten und wieder aufstanden. Die Botschaft ihres Gesangs dröhnte uns in den Ohren, als wir zum Südkai eilten.
„Ein Geisterheld ist herabgefallen!“
„Ein edler Geist ist nach Torin gekommen!“
„Ein Held ist gekommen, ein Held, der wie ein Vogel fliegt!“
„Ein Held ist hier unter uns …“
Da wartete ein großes Schiff, das unsere Cullin-Fahne vom Wettflug des Vogel-Clans an seiner Mastspitze trug. Der Kapitän und zwei Mitglieder der Mannschaft, alle aus Otolor, verbeugten sich demütig, und wir erkannten den Grund dafür: alle Gewinne des Vogel-Clans waren gut an Bord verstaut worden. Der Kapitän überreichte uns ein Nachrichtenband von Fer Utovangan, der uns im Namen Schwarzlockes eine sichere Fahrt wünschte und uns eine Unterkunft bezeichnete, das Haus eines Perückenmachers in Rintoul. Wir stiegen an Bord und machten es uns mit unserem eigenen Hab und Gut gemütlich, denn der Handkarren war auch eingetroffen. Mir dämmerte allmählich, was es hieß, reich zu sein: die Arbeit wurde einem abgenommen. Proviant war geladen worden, und es standen sogar Blumen in einem Gefäß aus Holz.
Wir waren im Begriff auszulaufen, als eine Stimme ertönte: „Halt! Bitte Halt, im Namen der Winde!“
Die Schiffer hielten inne. Was jetzt? Ich bat und betete darum, daß nichts mehr geschehen möge. Eine plumpe Gestalt in einem Städtergewand kämpfte sich mit einem kleinen Reisekorb den Kai entlang.
„Was wollt ihr?“ rief Brin.
„Exzellenz … Edle Eskorte …“ Endlich erkannte ich, wer es war.
„Garl Brinroyan … nehmt mich mit Euch. Ich habe mich zehn Jahre lang jeden Frühling beim Wettflug des Vogel-Clans abgerackert und bisher noch keinem Sieger gedient. Ich bin diskret und geschickt und möchte lieber einem … einem Geisterhelden dienen, als in die Schreinerei meines Vetters zurückzukehren …“
Taucher schaute Brin an, die lächelte, und sagte: „Kommt an Bord, guter Ablo.“
Also kletterte Ablo an Bord, und das Schiff lief aus. Wir setzten bei einer leichten Nordostbrise Segel ins Neue Jahr, während über unseren Köpfen eine Wolkenbank, silbern wie Fischschuppen, über den Himmel trieb und Esders Licht verhüllte.
8
Jede Flußfahrt ist anders, wie ich gelernt hatte, und unsere Umstände hatten sich verändert. Wir waren reich, wir hatten Freunde und sogar Diener. Allmählich, ganz allmählich wurde es der Fünf von Brin bewußt, daß wir es nie mehr nötig hatten, zu weben; wir konnten, wie der Schöpfer der Maschinen es vorgeschlagen hatte, Land erwerben oder Städter in irgendeinem Ort am Troon werden. Drei Tage lang genossen die Erwachsenen die Sonne des Neuen Jahres, dann konnten sie nicht umhin, den größten unserer Webstühle aufzustellen, und Gwin holte ihre Spitzenrahmen heraus. Aber der Funke eines neuen Lebens hatte sich hinter den Augen des Harfners – nur um einen zu nennen – eingenistet. Wie wäre es, fragte er dann und wann, wenn die Familie eine Vogelfarm hätte, mit einem Zelt oder einem festen Haus oder beidem, je nach Belieben. Wie wäre es, wenn Mamor ein Vogel-Boot hätte, um die Vögel von der Farm zu transportieren, und die wilden Vögel, die er in den östlichen Jagdgründen bei Rintoul finge? Die Alte Gwin ging zum Spott über.
„Wie wäre es, wenn den Wollhirschen Flügel wüchsen?“ sagte sie.
Sie trauerte immer noch über den Verlust unserer Spinner. Sie waren mit dem Gulgarvor dahingegangen; ein Gestell war auf ihren Korb gefallen, als Mamor im Zelt überwältigt wurde; manche waren gestorben, anderen davongelaufen. Nur Momo, der älteste, war vernünftig genug gewesen, auf einen Baum zu kriechen, und die Alte Gwin hatte ihn heruntergelockt und ihn einsam in einem Käfig neben sich an Bord gestellt. Ablo versicherte Gwin, daß es gute Spinner in Linlor gebe, aber sie wollte ihm nicht glauben.
Der Mattenwebstuhl erklang an keinem all dieser Tage; nicht wegen meiner üblichen Faulheit, sondern weil ich krank war. Vielleicht hatte es etwas mit dem Schaukeln des Kielschiffs zu tun, das stärker war als
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