Das Glück von Brins Fünf
Meetal, Artho, Tranje, Troy, Alloo und Bano. Sogar das tote Mitglied, Bano, war der siebensträngigen Schnur nicht entbunden, und tatsächlich lastete der Geist dieses Mitglieds auf uns allen. Bano, eine Omor wie Meetal, Artho und Alloo, war durch Tauchers Hände getötet worden, nicht durch ein Hochdruckgewehr oder einen Pfeil oder eine Keule, sondern durch einen einzigen Schlag, mit dem Taucher sie niederwarf. Die Tötung lag auf ihm wie ein Schatten; er hatte eine besondere Abneigung, etwas Weibliches zu töten, sogar eine starke, hitzige Omor, die ihn gefangennehmen wollte.
Während ich etwas abseits im Gras saß und genauso benommen aussah wie die Gefangenen, kamen Schwarzlocke, Fer und Brin mit Taucher aus dem Zelt. Sie sprachen von Schiffen und Plänen, aber es klang in meinen Ohren so sehr nach dem Erwachsenengeplauder, das ich schon so oft gehört hatte, daß es buchstäblich über meinen Kopf hinwegging.
„Dorn …“ Es war Brin, die sich über mich beugte.
„Dorn Brinroyan“, sagte Fer. „Die Eskorte wird hier bleiben, so daß wir freie Plätze haben. Möchtet Ihr mit mir zu dem Gelände zurückfliegen?“
Fliegen … in Schwarzlockes Maschine! Ein Teil von mir sprang schon auf, aber statt dessen erhob ich mich nur mühsam und unsicher.
„Vielen Dank“, stammelte ich, „aber diesmal möchte ich lieber hier auf festem Boden bleiben.“
Er lächelte, wobei seine grünen Augen zwinkerten, und tauschte einen jener Erwachsenenblicke mit Brin. „Es ist zuviel für ihn gewesen“, sagte sie.
Ich fühlte mich beschämt und betrübt und spürte, daß Tränen in meinen Augen brannten, als ich da stand und zu Boden starrte. Es gab zuviel, woran zu denken ich nicht ertragen konnte, von Jebbal angefangen bis zum Gulgarvor. Ich kehrte dem ganzen Neujahr den Rücken und ging ins Zelt. Ich legte mich auf einen Schlafsack neben Narneen, aber das letzte, was ich hörte, war meine Verwandte, die Zeugin, die mit den Zähnen Nüsse knackte.
Ich schlief tief, aber nicht lange genug, und schien Neujahrsrufe auf dem Grunde meines Schlafes zu hören. Ich erwachte bei Tauchers Griff um meinen Arm … die Große Sonne war untergegangen, und die Leute hatten beim Anblick der aufgehenden Fernen Sonne vor mindestens zwei Stunden gejubelt. Jetzt befand sich die Messe im Dämmerzustand der Freude.
„Komm, zieh wieder deinen grauen Umhang über, wir wollen über das Messegelände zum Ruß gehen“, sagte Taucher. Ich schaute mich um und erkannte kaum mein eigenes Zelt, denn es war geräumt und der ganze Kram darin zusammengepackt worden, während ich schlief. Fremde Gesichter waren anwesend; drei Weber waren verdingt worden, um unter Gwins und des Harfners scharfen Augen beim Packen zu helfen.
„Schwarzlocke hat ein Schiff für uns gemietet“, erklärte Taucher.
Ich ging zum glücklicherweise noch nicht geleerten Wassersack und schöpfte Wasser daraus, um mir das Gesicht zu waschen. „Warte“, sagte ich, „was wird denn aus dem Kahn der Ulgan? Ist Gordo Beethan zur Messe gekommen, wie es verabredet wurde?“
Taucher schüttelte den Kopf. „Er ist nirgends gesehen worden. Mamor ist mit einer Familie übereingekommen, daß sie den Kahn nach Cullin zurückbringt.“
„Hoffentlich ist ihm nichts Schlimmes zugestoßen.“
Sie riefen jetzt vor dem Zelt „Dorn!“ und „Taucher!“, also gingen wir nach draußen. Schwarzlocke, Fer und die Eskorte waren verschwunden; der Gulgavor nicht mehr unter dem Baum. Nur die Fünf von Brin stand in Esders Licht neben einem Handkarren, was zeigte, daß diese Familie es in der Welt zu etwas gebracht hatte. Sobald das Zelt abgerissen und zusammengefaltet worden war, entfernten sich die verdingten Helfer auf der Ringstraße, und wir machten kehrt und überquerten das Messegelände.
Wir betraten den Stoffmarkt und blieben vor einem Spitzenstand stehen, während die Alte Gwin die Spitzen betastete und vom Budenbesitzer ein paar Münzen für ihre eigenen Spitzen, die sie an ihn verkauft hatte, entgegennahm. Ich betrachtete die Familie: ihre Prüfungen hatten sie erschöpft, und Tomar schlief auf Brins Rücken, denn nach ihrer Rückkehr wollte er sich nicht von einem anderen tragen lassen. Da stand Harfner Roy, der seine geschulterte gute Harfe stimmte, und der eingehüllte Taucher, der den Kopf gesenkt hielt, um seine Augen zu verbergen, sowie Narneen, die sich verschlafen an die Falten seines Umhangs lehnte.
Ich stand mit Mamor etwas im Hintergrund und sah uns, Seite an
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