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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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– es war Urnat, der meinen Kopf hochriß.
    „Das reicht“, sagte er mit kindlicher Stimme. „Schaff ihn fort!“ Die Omor nahm mich in ihre muskulösen Arme und trug mich an ihren weiblichen Verwandten vorbei, die Honigkuchen und Obst aßen. 1 „Spielen …“ flötete die Irre.
    Die Omor trug mich durch den Korridor zurück und schloß mich in eine Schlafzelle, eine andere, ein. Ich befand mich, wie ich annahm, auf der anderen Seite von Gordo Beethan. Ich rief leise, aber die Zelle schaukelte und keine Stimme antwortete, und schließlich schlief ich ein.
    So blieb ich in der Gewalt des Großen Ältesten, dermaßen hilflos, dermaßen jeglicher Hoffnung und jeglichen Trostes für meine Familie, für Taucher oder mich selbst fern, daß meine Lage mich leichtherzig, ja fast sorglos machte. Ich stieg einfach vom Rand der Welt und lebte diesmal woanders, ohne Tag oder Nacht, wo die einzige Änderung darin bestand, daß die Omor mit meinem Essenstablett kam und ging. Ich untersuchte meine Zelle und stellte fest, daß es sich tatsächlich um eine Wohnung für einen Granden handelte. Eine Schiebetür in der verputzten Wand enthüllte ein Badezimmer mit Klo; es enthielt duftendes Waschöl und einen Stapel getrockneter Blätter zum Abtrocknen oder Abreiben. Gordo Beethan war von seiner Zelle verlegt worden, und jetzt war ich allein in der Reihe der fünf Schlafzellen. Ich hörte, daß die anderen ihrem eigentlichen Zweck für die Familienangehörigen des Alten Av dienten – die weiblichen kamen und sangen und zwitscherten in ihren Zellen, bis sie einschliefen, und beschwerten sich laut genug, daß ich es verstehen konnte, darüber, daß eine Zelle besetzt war.
    Die Omor, die sich um mich kümmerte, war immer dieselbe, meistens grau und grün gekleidet, die die mich vom Sonnengemach hergetragen hatte. Sie sprach nur selten, und ich kannte ihren Namen nicht, aber sie war keine unfreundliche Gefängniswärterin. Eines Tages fragte sie mit ernstem Gesicht: „Kannst du lesen?“
    Das bejahte ich. Sie fuhr mit dem Daumen über den Deckel meiner Fischmahlzeit, an dem innen ein hellorangefarbenes Botschaftsband befestigt war. Mir schwindelte vor Aufregung und Mißtrauen, aber das Runenband war nicht das, was ich erwartet hatte … eine Botschaft von draußen für mich, Dorn. Es war irgendeine öffentliche Nachricht, wie sie auf dem Rondell der Freundschaft ausgehängt wurde. Sie lautete:
     
    Eine Belohnung an Stoff oder Münzen
    Wird jedem gezahlt, der die Wahrheit sagen
    Und die Sorge nehmen kann,
    Indem er den Weg oder teilweise den Weg
    Zu diesen zwei durch Gelübde
    gebundenen Familienangehörigen zeigt,
    Die verlorengegangen sind. Garl Brinroyan,
    dem Glück der Fünf von Brin,
    Einem von kräftigem hohem Wuchs, der
    Von einem fernen Ort kommt und blaue Augen hat.
    Dorn Brinroyan, dem ältesten Kind der Fünf von Brin,
    Dreizehn Jahre alt seit seinem ersten Auftritt,
    Männlich, mit nußbraunen Augen.
    Im Namen unserer Großen Mutter, des Nordwinds,
    Geht zu dem Schreiber, der täglich
    Auf dem Rondell der Freundschaft steht.
     
    Ich konnte kaum essen, weil ich das Runenband immer wieder las und mir überlegte, was die Omor bezweckte, indem sie es mir zeigte. Ich vermutete, daß Vel Ragan der Schreiber war, und ich fühlte, daß dies irgendeine tapfere Geste meiner Familie sein könnte. Aber war es nicht eine Falle?
    Dann beschloß ich bei der Rückkehr der Omor, als ich ihr breites Gesicht und ihren ungewöhnlich ausweichenden Blick betrachtete, daß es keine Falle war. Diesem Geschöpf war Arglist fremd. Sie war ein Vasall, diente an einem bevorzugten Ort, nämlich im Hochhaus des Großen Ältesten selbst, und war von Belohnungen verlockt worden.
    „Nun denn?“ flüsterte sie. „Beantworte mir eins – wie kann eine Bergfünf für alle, die zu ihr kommen, Stoff und Münzen haben?“
    „Wir haben sie!“
    „Durch Magie? Von eurem Teufel?“
    „Vom Wettflug des Vogel-Clans“, erwiderte ich. „Denn unser Glück fliegt besser als jeder Vogel, und wir haben dabei gewonnen.“
    Sie blickte umher, während ihr Kopf und ihre Schultern die runde Tür fast versperrten. „Schreib etwas auf das Runenband, damit sie wissen, daß ich die Wahrheit sage.“
    „Nein“, sagte ich. „Ich weiß etwas Besseres.“
    „Beeil dich. Die Wachablösung erfolgt in wenigen Augenblicken.“
    Ich zog das Vogel-Clan-Zeichen, das mir um den Hals hing, heraus, biß ungeschickt ungefähr eine halbe Fingerlänge von dem blauen Seidenband ab

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