Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
Vom Netzwerk:
stand ein großer ovaler Holztisch mit bequemen Sesseln. Der Vasall führte uns hinter den Korbgeflechten durch den Raum in die Nähe des Tischs; wir setzten uns auf eine Holzbank, und der Vasall verschwand im Schatten.
    „Keine Tricks“, sagte er. „Hört gut zu … hört, wie die alten Fäden gewebt werden.“
    Wir saßen schlaftrunken auf der Bank, und ich ertappte mich dabei, an Essen und an meine Familie zu denken, an zwei Dinge, die mir in der Gefangenschaft nicht aus dem Sinn gingen. Gordo lehnte sich zurück und schloß die Augen. Unversehens saßen Leute am Tisch; Gewänder raschelten, man räusperte sich und hüstelte; Stimmen widerhallten sonderbar im Raum. Die Sessel scharrten und Begrüßungen erfolgten; ich hörte eine Stimme, die einen Bericht vorlas. Er war lang und langweilig, aber allmählich drang sein Sinn zu mir durch und ich lauschte jedem Wort.
    Es wurde geplant, den Troon nördlich von Otolor auszubaggern; es hieß, daß der Ruß sich mit seinen Gehölzen und Sandbänken in einem schlechten Zustand befinde, was ich aus eigener Erfahrung nur beschwören konnte. Der Sand sollte aus dem Ruß gehoben und dazu benutzt werden, die Felder und Äcker in der Umgebung der Ortschaften, einschließlich Wellin, zu verbessern. Das Problem bestand darin, Arbeitskräfte und Finanzen dafür zu beschaffen. Ein Beitrag sollte von jedem Clan, von den Stadtgranden von Otolor und von den Landbesitzern in den kleineren Orten verlangt werden. Mir schien das ein guter Plan zu sein, aber andere Stimmen protestierten oder erhoben zumindest Einwände dagegen.
    „Ja, ja, ja“, sagte eine Stimme, „aber dem Alten Bären wird der Pelz gerupft.“
    „Ich kann Arbeiter zur Verfügung stellen, aber ich werde gebrandmarkt, wenn ich Kredite zum Norden schicke“, sagte eine andere Stimme.
    „Du bist schon einmal gebrandmarkt worden, Margan …“
    Endlich ging mir ein Licht auf, was vor sich ging, und ich wußte nicht, ob ich darüber lachen oder weinen sollte. Es war der Rat der Fünf Ältesten – oder wenigstens mancher von ihnen. Die alten Fäden wurden tatsächlich dort an diesem Tisch gewoben. Das Verdutzendste daran war, daß der Vorleser des Berichts, dem die anderen Stimmen nachzugeben schienen, der Große Älteste persönlich war. Als ich das erkannte, flutete die alte Angst und Abscheu zurück, aber ich wußte, daß der Bericht immer noch gut und der Plan ausgezeichnet war. Tiath Pentroy plante klug für den Norden und für die Überwachung des Russes, während er gleichzeitig unschuldige Leute verfolgte und Verderben säte.
    Allmählich konnte ich auch die anderen identifizieren – Orn Margan mit seiner murrenden Stimme, und der andere auf dieser Seite, nur eine verschwommene Gestalt hinter dem Schirm, mußte der Blinde Mari sein, Mari Udorn, Mari Noonroyan Luntroy, das Glück der Fünf von Noon. Dann kam die Alte Leeth – obwohl sie alle alt waren –, Leeth Leethroyan Galtroy, die alles, was der Große Älteste sagte, guthieß, denn ihr Clan war eng mit seinem verbunden.
    „Tiath Pentroy“, sagte die Alte Leeth nun, „du darfst uns nicht warten lassen, mein Lieber. Sprich es bitte aus!“ Interessierte und beifällige Worte waren zu hören; die Ältesten baten Tiath, die Karten aufzudecken, um sie zu beruhigen.
    „Liebe Freunde“, sagte Tiath mit seiner kräftigen samtenen Stimme, „wenn ich über diese Angelegenheit gesprochen habe, die mir am Herzen liegt, so geschah es teilweise, um euch zu zeigen, daß es mir nicht um einen Fortschritt im Norden auf der Suche nach Wundern geht. Aber hier ist ein Wunder, und ehe irgend etwas gezeigt wird, sag ich euch klipp und klar, daß ich eure Hilfe brauche. Ich brauche eine Geheimhaltungsbewilligung, und zwar innerhalb einer Stunde, wenn die alten Fäden nicht abreißen sollen.“
    Orn Margan hüstelte und erwiderte unbehaglich: „Es gibt viele Gerüchte in Rintoul. Was wirst du tun, wenn wir dir diese Bewilligung erteilen?“
    „Ich werde Torin die Gefahr fernhalten“, sagte Tiath.
    „Sprechen wir von demselben?“ fragte der Blinde Mari mürrisch. „Handelt es sich um Tiath’ Teufel?“
    „Blinder Mari“, sagte Tiath, „benutze nun deine gepriesene Einsicht und nimm die Sache ernst.“
    „Ich wäre tatsächlich blind“, erwiderte Mari bissig, „wenn ich einem Würger eine Geheimhaltungsbewilligung gäbe!“
    „Immer mit der Ruhe …“, murrte Orn Margan. „Tiath Pentroy … womit haben wir es hier zu tun? Es fällt mir nicht leicht, zu

Weitere Kostenlose Bücher