Das Glück wartet in Virgin River
sprechen – ich meine, dass sie nicht mal mehr annehmen, was wir ihnen als Freunde anbieten.“
Preacher kam aus der Küche, als Jack gerade den letzten Satz beendet hatte, und stellte sich neben ihn hinter den Tresen. „Die können dir doch den Buckel runterrutschen. Wir brauchen wirklich ein Schild für den Ort, und auf dem muss stehen ‚Mit Honig fängt man mehr Fliegen als mit Essig‘.“
In diesem Moment ging die Tür auf, und Walt Booth kam herein. Nachdem er alle begrüßt hatte, setzte sich der General an die Bar, und ohne darum bitten zu müssen, reichte Jack ihm ein Bier. Gleich darauf schwang die Tür erneut auf, und Nathaniel und Annie traten ein.
„Was macht ihr zwei denn hier?“, fragte Jack.
„Wir haben gehört, dass hier noch reichlich Plätze frei sind“, sagte Nathaniel lächelnd, während sie sich auf zwei Barhocker schwangen.
„Ach, so sieht es also aus. Alle haben Mitleid mit dem armen Jack? Das kann ich noch weniger ausstehen, als wenn keiner mit mir spricht!“
„Sie werden alle wiederkommen, Jack“, sagte Walt. „Sie verhalten sich wie ein Haufen Kinder.“
„Bin gespannt, wie weit der gute alte Ron fahren wird, wenn er die Nase vom Fisch voll hat und Lust bekommt auf ein Stück übrig gebliebene Rinderbrust“, meinte Preacher. „Oder was ist, wenn Hugh irgendwo anders in seinem fetten Dually vorfährt, für den Jack seiner Meinung nach das Geld rausrücken soll, sich auf einen Hocker schwingt und sein Abendessen mit Herrengedeck anschreiben lassen will?“
Jack musste einfach lächeln und neigte Preacher den Kopf zu: „Immer wenn Preacher sauer wird, fühle ich mich gleich besser.“ Er legte den Arm auf die Schulter des großen Mannes. „Habt ihr schon von Preachers Dinner Party gehört?“
„Hä?“, fragte Mike. „Was soll das heißen?“
„Ach, nichts Besonderes“, sagte Preacher und blickte scheu zu Boden.
„Preacher hat bei unserer Verkaufsaktion eine Fünfsterneköchin aus San Francisco kennengelernt. Sie hatte mit ihren Freundinnen auf der Rückfahrt von Vancouver draußen bei Luke eine der Hütten gemietet. Und Preacher hat ihnen die Bar aufgemacht und ihnen ein paar Kostproben seiner besten Gerichte serviert.“
„Wie hast du abgeschnitten?“, fragte Mike.
Preacher warf sich leicht in die Brust. „Ich würde sagen, sie war beeindruckt. Und sie hat mir auch ein paar Tipps gegeben. Ein bisschen Ingwer in die Bohnen, ein wenig Thymian über gebratenes Gemüse gestreut. Dann hat sie mir angeboten, einmal ihre spezielle Suppe zu kochen, wenn sie wieder herkommt. Sie will mir auch zeigen, wie sie ihre Rhabarbertorte macht, und sagt, die wäre gut. Meine schmeckt immer sauer, da kann ich machen, was ich will. Sie meinte, ich soll sie einfach mal probieren, und wenn sie nicht sehr viel besser wäre als meine Rezepte, würde sie mir das nicht übel nehmen.“ Er grinste. „Ich glaube nicht, dass schon mal ein anderer Koch hier gegessen hat.“
„Und wie hat den Freundinnen dein Essen geschmeckt?“, fragte Mike weiter.
„Als sie gegangen sind, haben sie sich stöhnend die vollen Bäuche gehalten. Ich habe sie einfach neben den Tresen in die Küche gesetzt und immer weiter nachgelegt, bis sie mich angefleht haben, aufzuhören.“ Er zog die Luft durch die Nase und hob das Kinn. „Ich glaube, man kann wirklich sagen, dass ich sie von den Socken gehauen habe.“
Die Männer lachten über ihn, aber das steckte Preacher locker weg. Wahrhaftig, nichts könnte ihn stolzer machen, als dass eine richtige Köchin seine Arbeit bewunderte.
„Wie stehen die Dinge bei den Hütten, General?“, wechselte Jack das Thema. „Ich meine, wie geht es Colin?“
„Luke ist jetzt ungefähr eine Woche bei ihm und wird in zwei Tagen zurückkommen. Colin geht es schon besser. Der Junge ist hart aufgeschlagen, und es dauert, wenn so viele Knochen gebrochen sind. Ihre Mutter Maureen ist jetzt dort. George ist auch da, und Luke sagt, dass Colin noch diese Woche entlassenwerden kann. Aber sie werden ihn in ein Förderzentrum für verwundete Krieger nach Fort Benning verlegen, wo er momentan stationiert ist. Luke ist etwas nervös, weil er Colin in die Obhut von Maureen geben soll. Sie und George sind nicht kräftig und erfahren genug, um mit einem so großen Mann umzugehen, dessen Arm eingegipst ist und den man vor lauter Verbänden kaum sehen kann. Luke will sich vergewissern, dass für den Transport alles gut vorbereitet ist. Männer aus seiner Einheit werden dafür
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