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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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wenn er die Burgl heiratet!« bestellte die enttäuschte Resl der Base, und diese meinte nur:
    »Wenn er sich zerreißen läßt. Ich glaube, der ist grad noch zur rechten Zeit aus dem Geiernest herausgeschlupft. Du wärst ihm eine recht liebe und zarte Gattingeworden.«
    Mit geballten Fäusten surrte die Resl zum Wirtshauszurück, wo sie nun der Wirtssepp mit einem zynischen Lachen empfing.
    »Bei dir hat alles geklappt, das kenn ich dir schon an, du Neunmalgescheite!«
    Da begann sie zu heulen: »Ich gehe zum HerrnPfarrer !«
    »Der wird sich freuen!«
    »Zum Gendarmen geh ich, zum Advokaten! Der kann mich doch net einfach stehenlassen!« Und ihren Jammerbezwingend, ließ sie nun ihrem Zorn freien Lauf : »Ich bekomm ihn doch, aber dann kann er sich freuenundkeinen guten Tag soll er haben!«
    »Du bist ja verrückt! Hör jetzt einmal auf mit diesem Unsinn und laß dir nix anmerken, sonst lacht uns nochdas ganze Dorf aus. Jetzt ist es, wie es kommt. Nixanmerken lassen, hörst! Sonst geht uns die große Doppelhochzeit auch noch verloren. Wird ein Geschäft, undda kommen viel Leute zusammen. Ein Mahl werden sie auch halten —«
    »Das soll ihnen net schmecken, dafür garantier ich!« heultesie nun wieder.
    »Hör jetzt endlich deine Plärrerei auf, sonst machst michnarrisch! Halt dein Maul im Zaum! Da können wir mit einem Tanzsaal voller Leute rechnen, und meinstdu, ich laß dieses Geschäft aus? Sobald mir der KepplAmbros einläuft, mach ich die Hochzeit aus, sonst geht der am End zum Daglwirt.«
    »Helfen wenn es tät, ließ ich zehn Messen aufschreiben, damit die kein Glück haben.« Der Reibenwirt tippte sich nur vielsagend an die Stirne und ging in die Gaststube. Dort ertränkte er seinen gekränkten Stolz und den Zorn, bis er am Tisch einschlief.
    So unterhaltsam und spannend war es in Stinglreut seit langem nicht mehr wie in diesen Tagen. Es hatten sich zwei gefunden, die auf die Gschwend ziehen wollten. Zusammen wollten sie heiraten, und die Brautschau des Thums Kaspar hatte einige Überraschungen gebracht. Dem Reibenwirt und seiner lautmauligen Schwester gönnte man heimlich den Ärger. Man wußte, daß der Wirtssepp versucht hatte, dem Kaspar die Walburga noch abspenstig zu machen, nachdem sie schon bei der Gemeinde ausgehängt waren, und wußte es auch, daß die Resl bei der Base des Kaspar gewesen war und dieser das Haus vollgeschrien habe. Den Reibenwirt und seine Schwester hatte man bis auf den Dorfplatz heraus streiten hören, und man konnte noch mit einigen Auftritten rechnen, vielleicht noch vor dem Altar, wie es einst die alte Reibenwirtin, gottselig, gemacht hatte, die einer Nebenbuhlerin in der Kirche noch den Brautschleier herunterriß.
    Man gönnte den zwei ledigen Wirtsgeschwistern den Ärger, ließ es sich aber nicht anmerken, denn in so einem kleinen Waldort, mehr als eine Stunde vom nächsten Flecken entfernt, war man zu sehr aufeinander angewiesen, um sich eine offene Feindschaft zuziehen zu können.
    Der Kaspar war nun Abend für Abend in der Stube des Sägmüllers zu finden, und je mehr ihn die Sägmüllerleute kennenlernten, desto mehr schätzten sie den fröhlichen Burschen. Hatte sich die Walburga anfangs selbst gewundert und ein wenig darüber geängstigt, wie rasch das mit ihrem Verspruch vor sich gegangen war, nun erkannte sie, daß sie einen guten und verlässigen Lebenskameraden haben würde, der nicht den Herrn spielte, sondern seiner Frau folgte und sich etwas sagen
    ließ.
    Am Sonntag, nachdem die beiden Paare von der Kanzel verkündet waren, wurden sie in den Pfarrhof bestellt, zum »Beten«, der christlichen Vorbereitung auf die Ehe. Schüchtern und voll banger Neugierde saßen sie vor dem Pfarrer, der an dieser Doppelhochzeit seine Freude zu haben schien, denn schmunzelnd beobachtete er sie eine Weile, ehe er zu ihnen über die Pflichten im heiligen Stand der Ehe sprach.
    Züchtig und rot vor Verlegenheit senkten die Walburga und die Karolina die Augen und hörten aufmerksam zu, während der Ambros und der Kaspar interessiert den Bücherschrank und die Bilder an den Wänden betrachteten und einer Fliege nachsahen, die an der Zimmerdecke krabbelte. Erst als der Pfarrherr auf ihren künftigen Aufenthalt einging, sahen sie ihn alle an.
    »Ihr geht also in die Gschwend hinauf. Da wird euch der Kirchgang im Winter oft schwerfallen. Einmal in der Wochen muß aber der gute Christ doch zu seinem Herrgott gehen. Oft werdet ihr halt vor lauter Schnee gar nicht auskönnen, dann haltet

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