Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
Vom Netzwerk:
Bande eher beim Schmuggel als beim Wildern ertappt und festgesetzt werden? Es war ja ein Unding, daß man hier an der Grenze so wenig Grenzbeamte unterhielt!
    Diese Nacht war für ihn schon vertan, und es konnte nicht schaden, wenn er einmal zu beobachten versuchte, was sich an der Grenze tat. Er ging weiter bis hinauf zum großen Stein, wo die Holzziehbahn zum Steig von der Guglwies zur Grenze stieß. Horchend stellte er sich neben dem Weg in den Wald.
    Der dunkle Felsen ragte über die Baumwipfel hinweg gegen den Himmel. War da nicht wieder das Klirren des Gehstockes hörbar? Nicht vom Weg her kam es, sondern von diesem Felsen.
    War dort der Aufpasser?
    Er wartete lange, und ein Blick auf die Leuchtziffern seiner Armbanduhr sagte ihm, daß es bald gegen drei Uhr ging. Von der Grenze her kam das verhaltene Getümmel von schlurfenden Viehhufen und stampfenden Männerschritten, zog vorbei zur Ziehbahn und diese abwärts. Ein leiser Pfiff sprang auf und wurde vom großen Stein her beantwortet.
    Viehtrieb!
    Wenn er ihnen folgte, konnte er vielleicht feststellen, wohin das Vieh gebracht wurde, und in welchen Häusern des Dorfes die Männer verschwanden. Am Himmel mußte dunkles Gewölk aufgezogen sein, denn das Zwielicht hatte sich in Finsternis verwandelt. Die Schmuggler hatten es eilig, und das Geräusch ihrer Schritte hatte der Wald bereits wieder verschluckt.
    Nun kam auf dem Steig vom großen Stein her wieder das Stoßen des Gehsteckens, unbekümmert und laut, und der Mann, der da kam, folgte nicht der Ziehbahn, sondern bog auf den Steig ein. Der Aufpasser wollte wohl den näheren Weg über die Guglwies gehen, um mit den anderen gleichzeitig unten anzukommen.
    Dieser Mann entging ihm nicht mehr. Den wollte er sich auf jeden Fall ansehen. Verdammt, nicht einmal eine Taschenlampe hatte er bei sich, und plötzlich sah er den bewegten Schatten vor sich auf dem Weg.
    »Halt!«
    Ein erschrockenes Fluchen, der nächtliche Waldgeher hastete davon, und schnell entschlossen rannte Greiner hinterher. Der Mann vor ihm stürzte, wollte sich wieder aufraffen, doch da war der Förster schon über ihm. Den Gewehrlauf in den Rücken des Liegenden drückend, zischte er:
    »Ruhig halten, sonst kracht es!«
    »Oh, der Herr Förster«, ächzte der Mann, und Greiner erkannte sofort die heisere Stimme des alten Waldhirten Schreindl.
    »Steh auf!«
    »Gott sei Dank, da hätt ich net so erschrecken brauchen, wenn ich gewußt hätte, daß Sie es sind!« tat der Alte erleichtert.
    Im Dunkel zwischen den Bäumen konnte der Förster kaum sein Gesicht ausmachen. Er griff zu und bekam ihn am Rockkragen zu fassen, drehte ihn um. »Geh voran und mach keine Zicken, sonst hast du eine Ladung Schrot im Bauch!«
    Nun wurde der Alte störrisch, aber sein Aufbegehren war unsicher: »Ich hab nix verbrochen.«
    »Halt das Maul! Marsch!« Mit dem Gewehr nachhelfend stieß er ihn vorwärts.
    Es war gegen vier Uhr, als er seinen Gefangenen ins Forsthaus schob und in der Forstkanzlei einsperrte, um in die Küche zu gehen und eine Lampe zu holen. Wie eine gefangene Wildkatze sah ihm der alte Schreindl entgegen. Sein wilder Bart sträubte sich, und der zahnlose Mund lallte: »Was wollen Sie denn von mir? Ich hab nix getan!«
    Grob fuhr ihn der Förster an und, hinter seinem Schreibtisch Platz nehmend, erwiderte er: »Das werden wir schon herausbringen, Freundchen. Was hast du um diese Zeit da droben zu tun? He? Schmuggeln, was?«
    Nun verzog sich das Gesicht des Hirten zu einem vertraulichen Lächeln: »Ja, Herr Förster, probieren wollte ich es, weil es heute alle tun. Hab es aber mit . der Angst bekommen und bin umgekehrt.«
    »So? Wo hast du denn deine Ware?«
    »Weggeworfen, Herr Förster. Hab Schritte gehört — Herr Foster, Sie sind doch kein Grenzer und —«
    »Aufpasser bist du gewesen, Schreindl! Erzähl mir keinen Schwindel und halt mich nicht für dumm! Wer waren die anderen?«
    Falsch und feindselig blitzte es in den Augen des Alten auf.
    »Ich bin allein gewesen und weiß nix von anderen.«
    Greiner stand auf und ging um den Schreibtisch herum. Drohend blieb er vor dem Alten stehen: »So, mein Lieber, jetzt rückst du einmal mit der Sprache heraus. Glaubst du, ich lasse mich von dir zum Narren halten.«
    »Weiß nix von anderen!« begehrte nun der Schreindl auf.
    »So? Dann sag ich dir jetzt etwas: Ob du Waldhirte sein kannst, das bestimme ich, und wenn ich dich am Morgen zur Gendarmerie bringe, dann werden sie dir die Würmer schon aus der Nase

Weitere Kostenlose Bücher