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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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ein verlorener Ton der Blasmusik zur Höhe heraufgekommen, und er strengte sein Gehör an, ob er nicht einen fernen Juhschrei hören könnte.
    Dort würden sie nun sitzen und Bier trinken, würden lustig sein und sich viel erzählen. Morgen, wenn sie wieder miteinander in der Partie arbeiteten, dann würde das Frotzeln anheben und er, der Kaspar Thums, wieder den Spott zu ertragen haben. »Hat dich aber die Burgl gestern schnell wieder heimgetrieben«, hörte er den alten Kern schon spötteln, und jeder würde das Seinige dazu tun, um ihn zu ärgern.
    Es wäre gerade noch schön geworden, beim Reibenwirt!
    Er aber mußte nun die Ziege hüten, die das alte Gras und die dürren Schmielen ohnedies nicht mehr fressen wollte. Wie ein Bub mußte er sich kommandieren lassen! Freilich, jetzt ging jede Maß Bier vom Arbeitslohn ab, und da hielt die Burgl die Hand drauf. So viel Geld hätte er machen können und selber gar nicht über die Grenze zu gehen brauchen. Mein Kaspar ist ein Hanswurst, ein dummer, der sich gar nichts getraut, wird sich sein Vater gedacht haben, als er ihm den Zettel in die Hölle unterm großen Stein legte, auf dem geschrieben stand, daß sein Sohn von der Sache nichts mehr wissen wolle.
    Wenn sie ihn weiterhin so kommandieren wollten, dann konnte schon sein, daß er seinem Vater eine andere Botschaft hinauftrug. Vom Haus herüber rief die Burgl, daß es Zeit zum Abendessen wäre, und der Laut ihrer Stimme wischte den Groll weg, dem er sich hatte hingeben wollen. Gehorsam zog er seine Ziege zum Stall.
     
    In Stinglreut vergoldete die späte Sonne die Häusergiebel und den Kirchturm, und der leichte Wind, der an dein müden Grünschmuck und der weißblauen Fahne des Reibenwirtes zerrte, ließ es unter den Bäumen des Wirtsgartens kühl werden. Aus dem Tanzsaal verließen die auswärtigen Vereine das Fest, und die Blasmusik hatte sich deshalb in den Garten begeben. Die Dorfstraße hinunter zogen in regellosen, juchzenden und plaudernden Gruppen die Abordnungen davon, schwankten Fahnenträger des Weges, die ihre verhüllten Fahnen wie Baumstämme auf der Schulter trugen. Verknüllt und verrutscht waren die weißblauen und rotweißen Schärpen, und die Helme und Mützen saßen schief auf den Köpfen oder waren ins Genick geschoben.
    Die Sonne sank tiefer, und es wurde kühl unter den Bäumen. Da gingen auch die Einheimischen, und die Musik beendete den Festtag mit einem unsicheren Marsch. Aus der zum Garten hin offenen Türe der Küche drang das Geklapper von Geschirr und das laute Befehlen der Wirtsresl ins Freie. Auf dem Dorfplatz wurde es ruhig.
    Als der Reibenwirt in der Gaststube die Lampe anzündete, hatte er dort nur noch drei Gäste: den Holzhauer Weber, dessen Bruder aus der Stadt und den Waldhirten Schreindl. Kalter Rauch und Küchendunst, Bierdampf und muffiger Kleidergeruch waren verblieben. Aus der Küche kam der alte Thums aus dem böhmischen Nachbardorf und setzte sich zu den dreien. Seine fahrigen Blicke sahen von einem zum anderen, und als noch der Wirt sich zu ihnen setzte, rückten sie näher zusammen. Der Schreindl schlief, den Kopf auf die Arme gelegt. Der Weber stieß ihn unsanft an.
    »Schlaf deinen Rausch morgen aus!«
    Zufrieden mit dem Geschäft dieses Tages, lächelte der Wirtssepp und wandte sich an den Bruder des Holzhauers Weber. »Also, was ist jetzt?«
    Dieser deutete mit dem Daumen auf den alten Thums: »Vier Ochsen hat er drüben. Zwei brauche ich morgen schon, die andern können wir im Laufe der Woche rüberbringen. Die Ware, die ich gebracht habe, nehmen wir mit hinüber.«
    »Heute ist gar keine Gefahr«, zischte der Thums, »mußt aber selber mitgehen, Wirt, auf den Schreindl können wir uns heute net verlassen.«
    Der Wirtssepp gähnte: »Heute? Bin viel zu müde.« Sich an den Bruder des Weber wendend, grinste er: »Kannst es ja selber einmal probieren. Zu dritt schafft ihr es leicht. Wenn es hart hergeht, dann könnt ihr das Vieh ja bei mir einstellen. Wär alles anders, wenn mit den zwei Gimpeln auf der Gschwend etwas zu machen wäre. Muß den Kaspar einmal ein bißchen drücken. Die fürchten den Förster.«
    »Kann man denn gar nix tun, damit dieser Schnüffel endlich einmal wegkommt? Was ihr in der letzten Zeit an Wildbret geliefert habt, ist ja jämmerlich!« brummte der Bruder des Weber, und der Wirtssepp antwortete ihm:
    »Freilich müßte der Greiner weg. Der kennt den Wald wie seine Tasche und ist oftmals Tag und Nacht unterwegs.« Und mich hat er schon

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