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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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sich warten ließ, kamen für die verdienstlosen Holzhauer karge Zeiten. Erst wenn die Schneelage den Schlittenzug ermöglichte und das Holz zu Tal gebracht werden konnte, war die Zeit der Arbeitslosigkeit wieder überstanden.
    Das Hacken und Sägen war verstummt, das letzte Scheitholz wurde zu Klaftern geschlichtet. Die Holzhauer froren in den Nächten in ihren Rindenhütten. Am Tage stieg der Rauch ihrer Feuer auf und wurde vom ziehenden und oft stürmenden Böhmwind über den Baumgipfeln zerschlagen und fortgeweht. Buchenlaub und Farn waren braun geworden, und die tiefstehende Sonne vermochte dem dunklen Grün der Nadelwälder keinen Glanz mehr zu geben.
    An einem Morgen dieser Woche hing an der Haustürklinke des Forsthauses auf der Guglwies eine frische Rehdecke, und wütend über diesen Streich und die Herausforderung der Wilddiebe fluchte der Förster Greiner gotteslästerlich und schwor sich, daß er den Wald von diesem Gesindel säubern würde, noch ehe der Schnee kam, auch wenn er unter den Bäumen übernachten müßte, um sie vor der Nacht oder vor dem Tag aufzustöbern.
    Er verzichtete auf das Frühstück, nahm das Gewehr und begann sofort seinen üblichen Dienstgang, der ihn geradewegs zu den arbeitenden Holzhauerpartien führte. Seit der Sonntagnacht ließ ihn der Gedanke nicht mehr los, daß der Thums Kaspar, nach der Aussage des Hirten Schreindl, drüben einen Vater habe, der Vieh schmuggelte. Oftmals war er droben gewesen bei den Leuten auf der Gschwend, und vieles war erzählt und geredet worden, nie aber hatte der Thums davon etwas erwähnt? Hatte er dazu einen besonderen Grund? Fast konnte er es nicht glauben, daß dieser stets freundliche und offene junge Mann an dunklen Geschäften beteiligt wäre. Eher traute er es noch dem schweigsamen und immer so verschlagen blinzelnden und schnüffelnden Ambros Keppl zu. Wenn beide die abgelegene Einöde benutzten, um über die nahe Grenze zu schmuggeln, dann lag es an ihm, ihrem Vorgesetzten, einmal mit ihnen ein gerades Wort zu reden.
    Oder hatte er sich gar mit diesen beiden Burschen eine Laus in den Pelz gesetzt — und war die frische Rehhaut an seiner Haustüre von der Gschwend gekommen?
    Nun mußte er deutlicher werden. Seit der Sonntagnacht hatte er sich zurückgehalten und geschwiegen, nun aber wollte er dem Weber und den beiden von der Gschwend doch einmal auf den Zahn fühlen.
    Auf dem Weg zum Hochruck kam er an der verlassenen Waldweide vorbei, und einem momentanen Einfall folgend, verließ er den Steig und trat auf die Blöße hinaus.
    Steif und weiß angereift standen die dürren Gräser, und zur Hirtenhütte führte eine Spur. Hier hatten Schuhe, kurz vor dem Morgen den Reif von den Schmielen gestreift. Im ersten Tagschein sah er, daß diese Spur von unten aus dem Walde kam, zur Hütte führte und dann sich in Richtung auf den Steig, den er eben gekommen war, wieder entfernte.
    Warme Luft schlug ihm entgegen, als er die niedere Türe aufstieß und tief gebückt in die Hütte schlüpfte. Kalter Rauch lag noch in der Luft und die Herdsteine waren noch warm.
    »Na, daß ich nur das weiß«, knurrte er grimmig vor sich hin, »da werde ich zur rechten Zeit dasein, ihr Burschen!«
    Sich umsehend, verließ er die Hütte wieder und zog die knarrende Türe zu. Der Tag war diesig und von den Bäumen näßte es, als er wieder in den Wald zurückging. Dürres Laub raschelte unter seinen Schritten, und sperrige Äste krachten. Die Holzhauer setzten das Scheitholz an einen Ziehweg über der Schlucht des Teufelsbaches und begrüßten ihn mit einem kurzen, aber freundlichen »Guten Morgen, Herr Förster!«
    Bei der ersten Partie arbeitete der Weber, und Greiner blieb eine Weile stehen und beobachtete den jungen Holzhauer. Dieser sah nicht aus, als hätte er sich die vergangene Nacht um die Ohren geschlagen. Unbekümmert tat er seine Arbeit und würdigte den Förster keines Blickes. Nach einer Weile sprach ihn dieser an:
    »Na, Weber, was wird heute für einen guten Ochsen drunten bezahlt?«
    Er fragte es lächelnd, und das leichte Zucken der Schulter des Holzhauers entging ihm nicht, auch nicht das lauernde Befremden in seinem Gesicht, als er sich aufrichtete und ihn ansah.
    »Das weiß ich net, hab damit nix zu tun«, antwortete der Weber trocken.
    »Hab mir gedacht, Sie könnten das wissen«, lächelte der Förster noch immer hintergründig und wandte sich zum Gehen.
    »Verflucht noch einmal, was will er!« knirschte der Weber vor sich hin und sah düster

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