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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Wald verschwand. Die anderen rannten fluchend davon, und die Ochsen blieben stehen. Nun hörte er auch, wie der dritte Schmuggler durch das Gehölz brach und den anderen folgte. Ihre trappenden Schritte entfernten sich drunten im Wald.
    Der Kaspar tauchte auf. »Was tun wir jetzt?« schnaufte er.
    »Nimm mein Gewehr und bring den kleineren Ochsen in deinen Stall. Kannst die Geiß einstweilen zu der meinigen sperren. Macht kein Licht und wartet, bis ich wiederkomme.«
    Er löste die Stricke, mit denen die Ochsen zusammengebunden waren und entfernte sich mit dem größeren auf der Holzziehbahn, während der Kaspar den anderen hinunter zur Gschwend zog.
    Der Sägmüller von Stinglreut staunte nicht schlecht, als ihn um drei Uhr morgens der Ambros aus dem Schlaf trommelte und mit einem Ochsen vor der Türe stand, dem das Maul verbunden war.
    »Stell ihn ein, wir haben ihn gefunden«, zischte der Ambros.
    Der Sägmüller fragte nicht viel, doch als der Ambros nicht ins Haus kommen, sondern gleich wieder gehen wollte, wollte er nur verwundert wissen, warum dieser in der Feuerwehruniform umherlaufe.
    »Haben nur ein wenig Räuber und Gendarm gespielt, wir erzählen dir das schon noch.« Dann verschwand er wieder in der Nacht.
    Am Morgen tanzten die Schneeflocken über die Grenzberge herüber ins Bayerische, sanken in das Tal von Stinglreut, wurden wieder hochgetrieben und über den Wald gejagt. Es war vorerst ein feines, weißes Tüchlein, das der Winter über die Wiesen legte, und ein hellglänzendes Gestäube, mit dem er die unzählbaren Baumwipfel der Nadelbäume und das zankende Geäst der Buchen verzierte. In den Häusern der Einöde Gschwend herrschte ein Treiben und Rumoren, ein Türaus und Türein wie bei einem Umzug. Ein fettes öchslein wanderte als Surfleisch in die Waschzuber und aus den Bratreinen in den Öfen dufteten saftige Stücke. Sie nahmen sich kaum Zeit zum Reden und schufteten schwitzend, bis die Burgl von ihrem Beobachtungsposten am Fenster zurückgerufen werden konnte.
    Inzwischen war es Mittag geworden, und sie rückten über die Braten her. Gut zugedeckt standen die Surfleischkübeln in den Schlafkammern.
    »Gut, daß man in unsere Häuser Selchen eingebaut hat«, meinte der Ambros zufrieden kauend, »hab doch erst eine Ruhe, wenn das Fleisch im Rauchfang hängt.«
    »Wird uns dürsten«, kündigte der Kaspar vorsichtig an, »und das Wasser ist eiskalt.« Er feixte zum Ambros hinüber.
    »Heut hätten wir uns eigentlich ein paar Maß Bier verdient«, verstand dieser sofort, »ab und zu ist es auch ein Nachteil, wenn es so weit zum Wirtshaus ist.« »Könnt aber ein Bier holen«, erklärte der Kaspar traurig, doch der Ambros entschloß sich, selbst zu gehen und meinte spöttisch: »Dich kann man ja allein net unter die Leut lassen. Mach nur du die Wiegen, »ich geh ins Dorf.« Die Nacht, die sie sich um die Ohren geschlagen hatten, machte dem Ambros nichts aus. Es war alles gut gegangen, und während er zu Tal wanderte, wurde er sich auch darüber einig, daß der Streich gar nicht so gut hätte gelingen können, wenn es etwa ein großes Unrecht gewesen wäre. Es gab nichts, was sein Gewissen gedrückt hätte. Glück hatten sie gehabt, und das Glück war bei ihnen auf der Gschwend noch gar nicht ausgegangen.
    Unhörbar fielen die Flocken und machten den Wald weiß, und als er in Stinglreut ankam, hatte der Zwiebelturm der Kirche schon eine helle Haube auf. Über den verschneiten Gangsteig stieg er zur Sägemühle hinunter, trat in die Stube und setzte sich mit pfiffigem Lächeln auf die Bank.
    »Was soll mit dem Ochsen geschehen?« zwispelte ihm der Müller zu, und die Müllerin greinte:
    »Wenn ihr uns in etwas hineinbringt, dann könnt ihr euch aber freuen. Ins Haus kommt mir dann keiner mehr.«
    »Den Ochsen kannst behalten, Müller, hast eh so einen alten Kremper, den tust weg, dann fällt es net auf. Im Winter mußt ihn sowieso im Stall stehen lassen, und wenn ihn die anderen im Frühjahr sehen, dann werden sie nimmer fragen. Und du, Müllerin, kannst dich bloß selber in etwas hineinbringen, wenn du das Maul net halten kannst. Wollt euch das nur sagen, hab net viel Zeit.«
    Schon war er wieder draußen und ging dem Dorf zu, um sich beim Daglwirt den Rucksack mit Bierflaschen füllen zu lassen. Auch hier hielt er sich nicht. Beim Gasthaus des Josef Obermeier am Dorfplatz ging er vorbei wie einer, der tief in Gedanken war und es eilig hatte. Er hielt sich die Hand vor das Gesicht damit man nicht

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