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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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schon, und wenn es schiefgeht, bist du genauso dran, weil wir dann auspacken. Wenn du uns aber verkaufen oder nicht mitmachen willst, dann schlagen wir dich zu einem Krüppel, das kannst du dir merken.«
    »Was — ist es denn eigentlich — ich weiß net —« stotterte der Kaspar, »ob ich dazu tauge — und wenn es schiefgeht, dann soll ich wohl die Schuld haben?«
    Die Resl ging in die Gaststube, und das Klirren der Biergläser mischte sich mit dem dumpfen Reden der Gäste, während in der Küche der Kaspar unterrichtet wurde, was er in der kommenden Nacht zu tun hätte.
    Nach einiger Zeit öffnete sich die Türe, die zur Stiege nach oben führte, und der Wirtssepp schob sich in die Küche und ließ sich mit einem Wehlaut auf die Bank sinken. Er hielt sich wie ein Gichtkranker und verzog das Gesicht.
    »Es fängt zu schneien an«, ächzte er. »Wie weit seid ihr? Das Viehzeug muß heute herüber, sonst hat es keinen Zweck mehr«, ächzte er. Der Kaspar macht mit«, berichtete ihm der Holzhauer Weber, »ist uns gerade schön eingelaufen und hatmit sich reden lassen.«
    »Wie ihr es macht, ist mir gleich. Die Ochsen müssen herüber, morgen können wir nicht mehr. Da droben bleibt der erste Schnee liegen, und da brauchen die Finanzer nur der Spur nachgehen.« Stöhnend und drohend sprach er nun den Kaspar an: »Nimm dich zusammen, der Teufel holt dich, wenn wir wegen dir Schwierigkeiten haben.«
    »Laß dein Geld drinnen«, bedeutete der Weber dem Kaspar, als dieser zahlen wollte, »du bist gegen elf in der Nähe vom großen Stein und wartest auf unser Pfeifen. Das andere sagen wir dir dann schon noch.«
    Völlig benommen ging der Kaspar und vergaß, sich zu verabschieden. Als er in der Gaststube seinen Rucksack nahm, merkte er, wie ihn die andern neugierig betrachteten und vertraulich anlachten.
    Nun wußte er, was für ein unbestimmtes Gefühl ihn seit seinem Eintritt in das Wirtshaus bedrängt hatte. Er war unter eine Bande geraten und gleich auch von dem Anführer geangelt worden.
    Die Bretter auf dem Rücken, trollte er durch das Dorf davon gegen den Berg und wurde mit seiner Verwirrung nicht fertig. Warum hatte er nicht einfach auf den Tisch geschlagen oder war einfach davongegangen? Weil sie ihm gedroht hatten? Mit dem Vater waren sie ihm gekommen, und ihn wollten sie auch ins Gefängnis bringen! Da hatte er an nichts anderes gedacht als an seine Burgl und das Häusl auf der Gschwend und hatte alles über sich ergehen lassen.
    Mußte ihn der Teufel gerade heute ins Wirtshaus führen! Wenn wenigstens der Ambros dabeigewesen wäre, dann hätten sie ihn bestimmt in Ruhe gelassen! Der Ambros, der Kamerad! Der mußte helfen! Der würde auch einen Ausweg wissen.
    Das versprochene Geld könnte er wohl brauchen. Eigentlich war auch wirklich nicht viel Risiko für ihn dabei! Schwierig war es nicht, den Aufpasser zu machen, und man brauchte nichts zu tun, als zu pfeifen und sich zu verdrücken, wenn sich an der Grenze etwas rühren sollte. Möglichkeit und Gelegenheit hatte er ja genug, um rechtzeitig zu verschwinden, falls etwas nicht klappen sollte. Im Walde kannte er sich aus, und er fand sich auch in der Nacht zurecht.
    Wie aber sollte er aus dem Bett und aus dem Haus kommen, ohne daß die Burgl es merkte? Blieb ihm nichts anderes übrig, als sich mit den anderen zu besprechen, denn wußten sie von seiner Beihilfe, die er seinem Vater schon einmal geleistet hatte, sollten sie auch wissen, daß man ihn damit nun drücken wollte. Nach dieser Einsicht wurde ihm leichter, und die Last auf seinem Buckel nicht spürend, hatte er es plötzlich so eilig, daß er ganz außer Atem auf der Gschwend ankam. Brockenweise erzählte er seiner Burgl, was ihm widerfahren war, und diese zog ihn gleich hinüber zu den Nachbarn. Dort berichtete er dem Ambros und der Lina. Die beiden Frauen entsetzten sich und schimpften ratlos, jedoch den Ambros schien die Geschichte gar nicht zu berühren. Er schmauchte seine Pfeife und sah gedankenverloren zum Fenster hinaus. Seine Augen blinzelten über der Adlernase, und nach einer Weile, in der sie auf seine Meinung gewartet hatten, schmunzelte er, als hätte der Kaspar soeben etwas sehr Lustiges zum besten gegeben. Die mächtigen Rauchwolken, die er erzeugte und in die Stube paffte, zeugten davon, daß er heftig nachdachte. Die anderen schwiegen schließlich, denn auf der Gschwend hatte man sich schon darauf eingerichtet, daß die Entscheidungen und Entschlüsse des Ambros maßgeblich waren. Als

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