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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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die Schuhe und überlegte fieberhaft. Wenn er schnell genug war, mußte er den Wilddieb noch erreichen. Mit den Schneereifen kam dieser nur langsam vorwärts, während er auf den Skiern in wenigen Minuten drunten sein konnte. Doch über den steilen und gewundenen Steig zur Teufelsschlucht hinab konnte er das nicht riskieren, da würde er nur langsam vorwärtskommen. Also, zurück zur Guglwies und dann auf der Straße abwärts. Wenn noch nicht mehr als eine halbe Stunde seit dem Abstieg des Wilderers vergangen war, konnte er noch rechtzeitig oder gar vor dem Lumpen in Stinglreut sein.
    Mit langen Schritten spurte er über die Weide zurück zum Steig hinüber zum Forsthaus. Seinen Zorn überwindend, überlegte er.
    Der Weber!
    Was berechtigte ihn zu dieser Annahme, die ihm wie eine Gewißheit kam? Der Mann brauchte Geld, er war ein Wirtshausbruder. Sollte er vom Forsthaus aus die Gendarmerie benachrichtigen? Ach was, die hatten damals auch nichts herausgebracht und er versäumte nur Zeit. Jetzt mußte er selber handeln, denn bis die Gendarmen von der Stadt kommen würden, war in Stinglreut wohl keine Spur mehr zu finden. Über die Guglwies raste er zur Straße hinüber und ließ die Skier abwärts stürmen. Jetzt mußte er selber handeln — und wenn es auch falsch sein sollte.
    Den Abstieg von einer Stunde schaffte er in wenigen Minuten, und als der Teufelsbach aus seinem tiefeingeschnittenen Tal heraus zur Straße stieß, hielt er an. Hier waren die Eindrücke der Schneereifen. Sie kamen aus dem Waldtal und verloren sich in den alten Spuren der Straße. Also war der Gauner schon daheim!
    Sollte er sich davon überzeugen, ob nicht der Weber zu dieser frühen Stunde schon beim Reibenwirt saß? Nein, er durfte keine Zeit verlieren. Nun schien die Sonne auch schon auf den Dorfplatz und leuchtete die Schneewächten auf den Dächern und die weiße Turmhaube gelblich an. Kinder zogen schon mit einem Schlitten auf der Straße. Sollte er sie fragen, ob sie etwa den Weber gesehen haben? Er ließ sich keine Zeit mehr. Fast am Dorfende stand seitlich in einer Wiese das kleine Häusl des Holzhauers, und von der Straße weg führte ein ausgetretener Fußsteig hinüber. Dort war gerade die Weberin mit ihrem Rückenkorb im Begriff, auf die Straße einzubiegen, und sie sah überrascht auf, als sie den Förster auf den Skiern ankommen sah. Lauernd musterten ihn ihre flinken Augen, und einen kurzen Morgengruß murmelnd, wollte sie gegen die Stadt hin weitergehen, als er sie anhielt.
    »Guten Morgen, Weberin! Geht es wieder einmal in die Stadt?«
    »Ja, ist ein schlechtes Gehen, aber was will man? Ein paar Pfennig sind als Botin auch zu verdienen«, lamentierte sie und zog das Kopftuch vor dem Gesicht zusammen.
    »Ist der Mann daheim?«
    »Ja«, zögerte sie, »grad ist er aus dem Bett geschloffen. Ist Zeit, daß wieder eine Arbeit wird, damit sich die Faulheit aufhört.«
    Nun ließ sie sich aber nicht mehr halten und wanderte eilig in Richtung Stadt davon.
    Warum war die Weberin so aus dem Häuschen? Warum wollte sie ihm ausweichen, und wieso zitterten ihre Hände so heftig?
    Der Förster Greiner schnallte die Skier ab und hatte das Gefühl, daß er jetzt keine Zeit verlieren dürfte. Er wartete auf sein Klopfen die Einladung zum Eintritt nicht ab, sondern stand plötzlich vor dem überraschten Holzhauer, der am Tisch saß und aus einer kleinen Schüssel die Milchsuppe löffelte. Eine verlegene Röte im Gesicht starrte er den Förster an. »Na, Weber, auch schon aus den Federn?«
    Es sollte leutselig klingen, doch die Erregung zitterte in seiner Stimme. Es sah gar nicht so aus, als wäre der Mann erst aufgestanden, und die Antwort bestätigte auch sofort, daß ihn die Botin angelogen hatte.
    »Schon zwei Stunden, Herr Förster. Ist ja die Stallarbeit zu tun. Kommt der Herr Förster zum Holzzug einzusagen?«
    »Sie sind ja heute schon im Wald droben gewesen.«
    Der Löffel klapperte an der blechernen Schüssel, und das Gesicht des Holzhauers spannte sich.
    »Bin heute noch net aus dem Haus gekommen — und was tät ich im Wald!«
    Greiner sah sich um. In der Stube war ein Geruch, den er zu gut kannte. Wildbret!
    »Sie waren droben, Weber, ich hab mich nicht getäuscht!«
    Der Holzhauer hatte sich gefaßt und erhob sich schwerfällig.
    »Ist das alles, was Sie wollen? Ich habe gemeint, es wäre wegen dem Holzzug.« Das war lauernder Spott, und Greiner mußte an sich halten, um nicht wütend loszupoltern.
    »Reden wir nicht lange um die

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