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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Sache herum: Wo ist das Gewehr und wo ist das Wild!«
    »Da gibt es kein Gewehr und auch kein Stückl Wild!« wurde der Weber barsch. »Wenn Sie was von mir wollen, dann können Sie mit den Gendarmen kommen und das Haus durchsuchen. Sie werden nix finden — und anschuldigen lasse ich mich net. Holen Sie nur die Gendarmen!«
    »Das tu ich auch!«
    Er ging und knallte die Türe hinter sich zu, daß es in dem kleinen Häusl dröhnte. Nun war er sich seiner Sache sicher, obwohl der Mann die Frechheit hatte und selbst auf die Haussuchung hinwies.
    Gut, dann mußten die Gendarmen her und würde das Häusl einmal auf den Kopf gestellt. Freilich hatte der Gauner inzwischen Zeit genug, alles gründlich beiseite zu räumen. Oder war das Wild gar nicht mehr im Haus?
    Wie ein Blitz durchzuckte es ihn.
    Die Botin!
    Wie ein Vorhang fiel es vor seinen Augen. So war das und nicht anders! Auf diesem Weg ging das Wildbret in die Stadt zu den Abnehmern! Er rannte die wenigen Schritte zur Straße hinüber, schnallte die Skier an und stürmte davon.
    Nun mußte er sich vergewissern, was die Weberin in ihrem Buckelkorb trug — und wenn er sich in seinem Verdacht täuschte, dann —?
    Nach einer kurzen Zeit holte er zwei Männer ein, den Kern und den Sterl, die ebenfalls auf dem Weg in die Stadt waren, und verwundert ließen sie ihn vorbei. Die Weberin mußte es sehr eilig haben, denn er brauchte lange, bis er sie vor sich auf der sonnengleißenden Straße dahinwandern sah. Fast außer Atem erreichte er sie und bremste neben ihr ab. Die Botin erbleichte und fing rascher zu gehen an.
    »Frau Weber! Einen Augenblick!«
    »Was wollen Sie denn?« keuchte sie. »Ich habe keine Zeit!«
    Er hielt sie am Arm fest und zwang sie stehenzubleiben. »Tun Sie einmal Ihren Korb herunter!«
    »Was fällt Ihnen ein!« biß sie zurück und riß sich los. Nun fing sie gar zu laufen an, doch er holte sie rasch ein und zerrte der sich heftig Wehrenden den Rückenkorb herunter.
    »Hilfe, Hilfe!« kreischte sie, und bellend hallte ihr Geschrei vom Wald zurück. Mit einem Ruck zog der Förster das Tuch vom Korb und rief triumphierend:
    »Na also, du Luder! Da haben wir es ja — eine Rehgeiß«
    Wie eine Furie sprang sie ihn nun an und fuhr ihm
    mit beiden Händen ins Gesicht, und fluchend stieß er
    sie zurück.
    »Hilfe, Hilfe!« zeterte sie und wollte wieder davonlaufen, doch abermals bekam er sie zu fassen. Auf der Straße kamen nun der Kern und der Sterl angetrabt, und die Botin schrie ihnen entgegen :
    »Er hat mich angepackt — überfallen hat er mich.«
    Die beiden Holzhauer sahen in den Korb, der mitten auf der Straße stand, und kannten sich aus. Die Weberin versuchte es nun mit Bitten und Heulen.
    »Mein Mann erschlägt mich, Herr Förster — ich weiß überhaupt net, wie das Reh in meine Kürben kommt, ein Fremder hat mich angegangen, ich soll es ihm in die Stadt tragen — ich weiß überhaupt nix —«
    »Halt jetzt endlich dein Maul, marsch, weiter!« herrschte der Förster sie an und befahl dem Kern: »Nehmen Sie den Korb und kommen Sie mit!«
    Vor sich hinjammernd und vom Förster immer wieder zur Eile angetrieben, das Kopftuch vor das Gesicht gezogen, so daß nur die zornfunkelnden Augen sichtbar waren, trabte die Botin nun voran.
    Gegen Mittag holten zwei Gendarmen den Holzhauer Weber und brachten ihn an der Handfessel in die Stadt. Es war eine schimmernde stille Nacht über dem Grenzwald. Die blanken glitzernden Sterne am tiefblausamtenen Himmel streuten einen flimmernden Schein über Berg und Tal. Die frostharte Weihnacht ließ die Behänge an den Bäumen knistern, daß es wie ein flüchtiges feines Singen durch den Wald ging. In die klare Luft hämmerten die Glocken von Stinglreut das Abendgeläut, und die hallenden Töne wanderten an den Höhen hinauf und verkrochen sich im dunklen Forst.
    »So eine Heilige Nacht weiß ich noch net«, sagte der Keppl Ambros und sah gegen den unermeßlich weiten Sternenhimmel, »grad als wären heut mehr Sterndl droben wie sonst.«
    »Tu nur beim Förster net gleich die Tabakspfeife heraus, und rauch ihm net in die Stuben!« mahnte die Lina.
    Tief vermummt nahm sie neben der Burgl auf dem großen Blöcherschlitten Platz. Der Ambros stellte sich brummend zwischen die Hörner und zog an, indes der Kaspar hinten schob, bis sie an dem alten Ahorn vorbei den hängenden Steig erreicht hatten. Dann sprang auch der Kaspar auf, und, von den starken Armen des Ambros gesteuert, sauste der Schlitten bergab.
    »Kommt

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