Das glückliche Ende der Welt.
wenn wir öfter kommen dürfen, dann kommen wir gerne — und wenn uns die Frau Försterin auch wieder einmal besuchen wollte, weil meine Frau einen ganz guten Himbeerschnaps gemacht hat — und da meinen wir, der Ambros, die Lina, die Burgl und ich, daß es recht schön war.« Er schluckte, sah sich vorsichtig um, doch als die anderen zustimmend nickten und der Ambros ihn über seine Adlernase hinweg erstaunt und bewundernd anstarrte, setzte er sich zufrieden.
Wieder entkorkte der Förster eine Flasche Wein, und die Försterin packte Gepäck in eine Tüte und steckte es der Lina zu. Diese hatte ein heißes Gesicht und fiebrige Augen.
»Ich glaube, ich muß mein Weibl heimbringen«, bemerkte der Ambros, und nach einem kleinen Umtrunk verabschiedeten sie sich. Die Frauen wurden wieder auf den Schlitten verpackt und die Männer zogen ihn schweißtriefend bergauf. Sie hatten beschlossen, zuerst bei den Thumsleuten das Bäuml anzuzünden und dann beim Ambros und der Lina und dort die Mitternacht zu erwarten.
Über der Gschwend lag die Winternacht so sternhell und friedlich, als feierten Himmel und Erde die heilige Zeit.
Die Gschwender schürten in ihren Stuben das erloschene Feuer an, und dann fanden sich die Kepplleute bei ihren Nachbarn ein. Auf dem Tisch hatte die Burgl ein Bäumchen stehen, es mit einigen Kerzen und Silberfäden geschmückt und darunter hingelegt, was sie sich gegenseitig schenkten. Es war nicht viel: neue Schneestrümpfe für den Kaspar, dazu einen sauber genähten und gestickten Tabaksbeutel und eine warme Wollhaube und der Burgl lachten Kinderschnuller und Milchflasche, Windelzeug und ein warmer Wollschal entgegen, und verschämt legte der Kaspar noch eine Halskette von grünen Glasperlen dazu.
»Sind wir auch aus der Welt, brauchen unsere Frauen doch net auf ein bisserl Schmuck verzichten. Auch sie sollen sich schönmachen.«
»Du kannst das wirklich gut sagen«, tat die Lina anerkennend, »und die Dankrede im Forsthaus hast du wirklich gut gemacht. Ich hätte dir das gar net zugetraut.«
»Aber die Angst, die ich ausgestanden habe!« lachte die Burgl, glückselig die Halskette probierend.
Dann löschten sie das Bäumchen und gingen gemeinsam ins Nachbarhaus. Auch dort zündete der Ambros den Lichterbaum an und ließ sie dann alle erst in die Stube ein. Neben dem Tisch stand die hölzerne Wiege, himmelblau gestrichen und am Kopfteil vom Kaspar mit einem roten Rosenstrauch verziert. Gestrickte Fäustlinge und Ohrenwärmer, Rauchtabak und eine Flasche Wacholderschnaps lagen für den Ambros unter dem Baum, und auch hier deuteten die Geschenke für die Lina schon auf das kommende Ereignis hin. Mit einem Freudenruf holte sie aus einer Schachtel eine kleine geschnitzte Kuckucksuhr. Der Ambros mußte sie gleich an die Wand hängen und nach dem Wecker auf der Anrichte auf die Zeit einrichten. Sie lachten wie die Kinder, als der hölzerne Vogel zur halben Stunde vor Mitternacht das niedliche Türl unter dem Uhrendächlein aufstieß und seinen Ruf in die Stube flötete. Dann saßen sie um den Tisch, sahen schweigend eine Weile in die flackernden Flämmchen der Baumkerzen, und der Kaspar hauchte in die Mundharmonika das Lied von der Stillen Nacht. Sie waren ganz still und horchten in sich gekehrt, als er die Weise des Böhmerwaldliedes anschloß.
Die Stube war eng geworden und heimelig, und während der Ambros die Lampe anzündete und bedächtig die Baumkerzen löschte, brachte die Lina den Himbeergeist und füllte kleine Gläser.
»Jetzt geht drunten bald die Mette an«, seufzte sie. »Heuer bin ich net dabei. Hab früher alleweil mit dem Vater und der Mutter zur Mette gehen dürfen. Ist immer ein weiter und schöner Weg gewesen.«
»Nächstes Weihnachten, wenn wir noch gesund sind, dann gehen wir alle zusammen hinunter. Wird ja auch net alle Jahr so viel Schnee sein wie heuer«, erklärte der Kaspar. Die Lina fröstelte, und der Ambros schürte ein, daß die Ofenhitze die Luft in der Stube in Bewegung setzte. Die Männer brannten die neuen Tabakspfeifen an, und um den Tisch wurde es gemütlich.
»Hoffentlich gibt es recht viele so schöne Weihnachten da heroben auf der Gschwend«, meinte die Burgl, »denn wenn ich an die Geschichte von der Steinmarter da draußen unter den Ahornen denke, dann kommt mir jedesmal das Fürchten.«
»Das ist so«, schnüffelte der Ambros, »wenn unter den Gschwendern einmal eine Feindschaft aufkommt, dann wird kein Frieden mehr, das läßt die Einöd net zu. Und
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