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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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wurde heller. Aus seinen Gedanken, die wie im Kreise in seinem Kopf umgingen, riß ihn der Hall eines Schusses. Das war drüben über der Teufelsschlucht gewesen.
    Resigniert und müde setzte er sich auf einen Baumstumpf. Es war zwecklos, da hinüberzuhetzen, und es war auch zwecklos, etwa zu versuchen, den Lumpen drunten abzufangen. Noch einmal dem Weber das Haus durchsuchen zu lassen, würde ebenso umsonst sein. Aber da drunten mußte er die Spur finden — oder sollte er doch einmal die Gschwend im Auge behalten? Nein, das war ausgeschlossen!
    Niedergeschlagen setzte er seinen Dienstgang fort. Die Hütte des Waldhirten war wieder instand gesetzt; sie interessierte ihn heute nicht. Über den Hochruck suchte er die Holzhauerpartien an der Grenze auf, brummte auf eine Frage des Keppl Ambros etwas Unverständliches und verschwand wieder.
    »Der muß krank sein«, bemerkte der Kaspar, »geht ja mit einem käsigen Gesicht umeinander wie ein Geist.«
    Inzwischen wanderte der Förster Greiner zur Gschwend hinüber, kam zur Frau des Ambros in die Stube, sah sich um, als suche er etwas, und ging mit einem mürrischen Gruß wieder. Es wurde Nachmittag. Irgendwo im Wald legte er sich in das junge Farnkraut. Um ihn war der Wald, frisch und grün und voller Leben. Weit oben spannte sich der blaue Himmel über das Land.
    Hier war sein Daheim, und immer, wenn er dem Unfrieden im Forsthaus davonlief, hatte ihm der Wald die Ruhe wiedergegeben. Nur heute nicht. Diesem herrlichen Wald war er verfallen, und er würde immer wieder zu ihm zurückkehren müssen, auch wenn er einmal woanders seinen Dienst versehen mußte. Eine dunkle Ahnung quälte ihn. Würde wohl sein letzter Waldsommer sein hier an der Grenze.
    Er döste, bis ihn Hunger und Durst auftrieben.
    Müde stapfte er auf der Ziehbahn hinter dem Forsthaus vorbei hinunter nach Stinglreut.
    Der Wirtssepp war sichtlich unangenehm berührt, als der Förster in die Gaststube trat. Er konnte seine Betroffenheit nicht verbergen, fragte unsicher, ob der Herr Förster ein Bier wolle, und trödelte eine Weile hinter der Schenke herum, um sich wieder zu fassen.
    Greiner stellte das für sich fest, setzte sich an einen Tisch und wartete. Warum brannte dem Reibenwirt die Verlegenheit so offen im Gesicht? Meinte er, der Förster würde noch einmal der Verdächtigung nachfragen, die der Wirt über die Leute von der Gschwend geäußert und bei ihm so gut an den Mann gebracht zu haben glaubte? Er verlangte eine Brotzeit und merkte, daß man, als der Wirt in der Küche verschwand, um das Gewünschte zu holen, dort erregt flüsterte. Sein Besuch war also wieder einmal nicht erwünscht, dachte er sich.
    Der »Wirt setzte sich wieder zu ihm und lauerte ihn an: »Jetzt sind Sie schon lange hier, Herr Förster.«
    »Hm.«
    »Müßt eigentlich längst eine Beförderung fällig sein, verdient hätten Sie das schon zehnmal.«
    »Und eine Versetzung, meinen Sie.« Greiner spürte die Feindseligkeit, die der andere nur schlecht verbergen konnte. Er war plötzlich hellwach und sprach betont weiter: »Ich rechne heuer mit meiner Versetzung und brauche sie nur zu beantragen. Hab nur vorher noch eine Kleinigkeit zu erledigen.«

Dieser Mann war ihm nicht gut gesinnt, und was sein verschlagenes Gesicht verbergen sollte, verrieten seine Fragen.
    »Wollen Sie den Weber net wieder einstellen?« forschte der Wirt.
    »Nein!«
    »Ich tät mir keine Feinde machen, Herr Förster«, flüsterte der Sepp vertraulich über den Tisch.
    »Ich kann sie ertragen«, lächelte Greiner, »und fürchten tu ich mich nicht.«
    »Hab nur so gemeint«, zog sich der Wirt zurück und kaute an seiner Unterlippe. »Ist allerhand los jetzt da droben an der Grenze. Hab mir sagen lassen, daß die Streifen jetzt verdreifacht sind«, begann der Wirt das Thema zu wechseln, und Greiner merkte, wie gespannt der Mann ihm gegenüber auf die Antwort wartete. »Hm, ja, kann schon sein.«
    Redete der Wirt nur so, um ihn zu unterhalten? Wollte er etwas erfragen? War das nicht ein Katz-und Mausspiel?
    Er zahlte, trank sein Bier aus und ging.
    Auf dem Heimweg mußte er immer wieder an das Gerede des Reibenwirtes denken. Hatte der Mann ein Interesse daran, daß auf der Guglwies ein anderer Förster aufzog? Warum hatte er sich für den Weber verwenden wollen? Hatte nicht die Warnung, er sollte sich keine Feinde schaffen, etwas eigenartig, ja drohend geklungen? Was ging das den Wirt an?
    Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen, und während er in

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