Das glückliche Ende der Welt.
da. Hast net ein Bier im Haus?«
Nun wurde der Kaspar deutlicher: »Vater, ein zweites Mal geben wir dir keinen Unterschlupf mehr, wenn sie hinter dir her sind. Du willst keine ordentliche Arbeit, und in mir sollst du keinen Helfer haben.«
»Geh zu, hast mir ja schon geholfen, das darfst net vergessen!« zahnte der alte Thums unverschämt.
»Ich laß dich nimmer ein, und wenn sie dich einmal erwischen, dann erbarmst du mir kein bissel.« Die Festigkeit des Kaspar machte seinen Vater stutzig.
»Höh, ihr seid ja auch keine Engel! Ganz sicher habt ihr auch schon eure Sachen gedreht da heroben.«
Das war der Burgl zuviel: »Ist dein Vater, ja, aber wenn er so daherredet, tät ich ihn hinauswerfen.«
Nun wurde der alte Vater kleinlaut: »Ich geh schon — und kommen tu ich auch nimmer in der Nacht — aber mein zweites Weib ist ein Luder. Alles hat sie mir abgenommen und hat es mit -einem andern durchgebracht. Loshaben will sie mich — mit dem Messer ist sie schon auf mich gegangen, hat mich net ins Haus gelassen. Aber jetzt kriegt sie keinen Heller mehr von mir. Ein paarmal geh ich noch über die Grenze, ein wenig Geld braucht der Mensch — und dann bleib ich herüben und nehme eine Arbeit an.« Draußen wurde es heller. Der Kaspar drängte: »Geh jetzt. Glauben tun wir dir nix, also brauchst du uns auch nix zu erzählen. Schau, daß du hinterm Ziegenstall zum Wald hinüberkommst, ohne daß dich wer sieht.« Er sah sich vor der Haustüre um. Der Ambros war anscheinend eben erst aufgestanden und würde noch nicht ins Freie kommen. Die Gschwend lag einsam und ruhig im Morgenlicht. »Jetzt!«
Der alte Schmuggler verschwand um die Hausecke und rannte hinter dem Ziegenstall dem Walde zu.
Wieder in die Stube zurückgekehrt, bat der Kaspar die Burgl: »Gell, sagen wir den andern nix. Gesehen hat ihn niemand — und was hätt ich tun sollen? Ist halt doch mein Vater.«
Liebkosend strich sie ihm übers Haar: »Freilich hast du alles recht gemacht, und dein Vater ist er, wenn er auch in seinen alten Tagen noch ein Lump geworden ist. Vielleicht könnte man ihm doch noch einmal helfen, wenn er herübenbleiben will? Da tät ich selber mit meinem Vater reden, ob er ihn net in der Säge arbeiten lassen könnte.«
Sie erfuhren es nicht auf der Gschwend, daß zwei Tage später die tschechischen Grenzsoldaten den alten Thums festgenommen hatten und daß dem Holzhauer Weber, der dabei war, die Flucht nur mit vieler Mühe gelang. Einen Tag und eine Nacht brauchte er, um sich über die Grenze zurück nach Bayern zu schlagen. Den Thums hatte seine zweite Frau an die Grenzsoldaten verraten, und der Weber hatte in seinem Versteck noch das Schimpfen und Hohnlachen des bösen Weibes gehört, als sie den Thums aus dem Hause führten. Nun waren es nur noch drei Männer und die Wirtsresl, die in der Nacht um den Tisch in der Wirtsküche saßen und die Schnapsflasche kreisen ließen.
»Ich sag es ja immer, wo ein Weib im Spiel ist, da geht jedes Geschäft zum Teufel!« ärgerte sich der Bruder des Weber.
»Mit mir ist jedenfalls nix mehr zu machen«, sagte der Weber, »ist ja kein Durchkommen mehr, und wo sollen wir jetzt einen neuen Mann drüben auftreiben, der die Ware verkitscht? Mir hat der Schreck gereicht! So viel ist an der Sache auch wieder net verdient, daß man sich dafür einsperren lassen könnte.«
»Warten wir halt noch eine Weil. Ich kann es net glauben, daß da droben jetzt auf einmal hinter jedem Baum ein Grenzer steht. Teufel noch einmal, der Thums hat von mir das Handgeld für zwei Paar Ochsen. Die müssen herüber und wenn —«
»Willst selber einmal mitgehen?« spöttelte der Weber, und sein Bruder Christian sagte scharf:
»Das Vieh interessiert mich net. Mit dem Ochsenschmuggel wird es auch aussein, der ist zu umständlich. Aber Ware hinüberzubringen, das geht alleweil noch.«
Sein Bruder stand auf und streckte gähnend die Arme hoch.
»Also, bitte! Selber machen.«
Es war schon lange nach Mitternacht, und der Schnaps erhitzte die Gemüter. Sie stritten noch eine kurze Zeit hin und her, dann aber beschloß der Christian Weber endgültig:
»Gut, dann geben wir es eben auf. Wenn mit euch nix mehr zu machen ist, dann suche ich mir woanders andere Leute, die mehr Schneid haben. Aber sehen tut ihr mich nimmer.«
»So? Und was ist dann?« mischte sich nun die Resl ein, beugte sich über den Tisch und brachte ihr Gesicht ganz nahe an das des Christian Weber heran. Ihre Augen drohten: »Dann können wir ja
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