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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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und sie dort bei einer Tante belassen. Im Forsthaus war es nun noch stiller, und kein frohes Kinderlachen erfüllte die Räume. Die Eltern stritten sich nicht mehr, doch sie wichen einander aus. Sie hatte seinen Rat befolgt und ging nun selber ins Dorf hinunter, um Einkäufe zu machen. Das war meist an den Vormittagen, und dann lauerte der Wirtssepp hinter den Fenstern seiner Gaststube, bis er die Försterin erspähte. Ein Ruf in die Küche veranlaßte die Resl, schnell zu einer Einkaufstasche zu greifen und sich ebenfalls auf den Weg zur Kramerin zu machen. Mit vielenbiederen und aufdringlichen Fragen, mitSchmeicheleien und Lobreden brachte sie die wortkarge Frau Greiner zum Reden. Bald wußte man in der Wirtsküche mehr von den Förstersleuten auf der Guglwies, als der Förster Greiner auch nur ahnen konnte .
    Befriedigt nahm der Wirt zur Kenntnis, daß die Försterin auf Versetzung drängte, ihr Mann aber nicht viel davon wissen wollte. Man wußte schließlich, daß zwischen den Leuten auf der Gschwend und dem Forsthaus bestes Einvernehmen herrschte, die Försterin oft zu Besuch droben war und der Keppl Ambros inzwischen die rechte Hand des Försters wurde. Und man erfuhr, daß der Förster nun öfter in der Stadt zu tun hatte und dann immer erst um Mitternacht oder später nach Hause kam.
    »Jetzt müssen wir das Eisen ins Feuer legen«, sagte der Wirtssepp zu den anderen und rieb sich die Hände. »Die Narren von der Gschwend kaufen wir uns bald, und« — er wandte sich an den alten Waldhirten beim Ofen — »jetzt wirst du dich wieder einmal auf die Füße machen. Heuer werden wir mit den Bierschulden net so leicht quitt, aber ich schreib dir was gut. Als Aufpasser taugst du sowieso nix mehr.«
    Es war ein dunkler Plan, den die fünf in der Wirtsküche ausheckten. Der Wirtssepp beschloß die flüsternd geführte Aussprache mit den Worten:
    »Die machen wir fertig! Die Gschwender legen wir herein, und dem Förster machen wir das Leben so sauer, daß er gerne geht.«
    Der alte Schreindl hielt sich nun viel im Wirtsgarten auf und lauerte gegen die Straße, die von der Guglwies herunter hinter dem Dorf aus dem Wald kam. Schon nach wenigen Tagen klappte es. Der Förster kam am frühen Nachmittag ins Dorf, und der Reibenwirt stand gerade, wie zufällig, auf dem Dorfplatz.
    »Wollt Sie schon lange einmal treffen, Herr Förster, aber es ist so eine Sache — und ich weiß net, ob ich mich auf Ihr Schweigen verlassen kann. Wissen Sie, ich bin ein Geschäftsmann, und ich möcht mir nix verderben und möcht net haben, daß mir schließlich der oder jener nimmer in die Gaststube geht.«
    Mißtrauen und Abwehr im Gesicht, fragte Greiner:
    »Wollen Sie mir was anvertrauen, was mich angeht?«
    Verschlagen zischte der Wirt: »Ich weiß net, ob Sie das überhaupt interessiert. Aber ich hab mir denkt: mußt doch einmal mit dem Herrn Förster darüber reden. Wissen Sie, ich möchte in nichts hineinkommen. Das sind heut so Zeiten. Und weil sich der Herr Förster sowieso so selten bei mir sehen läßt, ist mir schon der Gedanke gekommen — na ja, ich mag keine solchen Geschäfte, darauf können Sie sich verlassen.«
    »Was meinen Sie eigentlich? Entweder werden Sie deutlicher, oder ich will überhaupt nichts wissen.«
    »Wollt Ihnen nur sagen, daß mir einer einen Rehbock angeboten hat. Ich hab mich natürlich net drauf eingelassen.«
    Scharf sah ihn der Förster an, doch die hintergründigen Augen des Wirtssepp hielten seinem Blick stand.
    »Wer war es also?«
    »Das können Sie von mir net verlangen, daß ich einen Namen nenne und dann hintennach auch noch einen Zeugen machen muß. Sie kennen die beiden ganz gut, und sie wohnen gar net weit von Ihnen »Die beiden?« Das Gesicht des Försters wurde starr und spannte sich. »Meinen Sie — die Gschwender?«
    Der Wirtssepp lachte ein wenig verlegen. »Ich meine, ich hätte Ihnen besser doch nix sagen sollen. Mehr kann ich auch net sagen. Ich bin ein Geschäftsmann und riskier, daß mir keiner vom Dorf mehr ins Haus geht, wenn es aufkommt, daß ich —«
    Brüsk wandte sich Greiner ab und ging grußlos weiter.
    Grinsend ging der Reibenwirt ins Haus zurück. In der Küche wandte er sich an den Waldhirten.
     
    »Er ist in die Stadt. Richte dir das Zeug her. Bis Mitternacht wird er sicher ausbleiben. Bis dahin mußt du alles gemacht haben.«
    Eine dunkle Nacht fiel ein. Unruhig ging die Försterin durch das Haus, schloß die Fensterläden zu ebener Erde und zog sich in das

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