Das Gluecksarmband
du ein Geschäftsessen hattest. Wie ist es denn gelaufen?»
«Ach, wie so was eben läuft. Immer das gleiche Spiel», antwortete sie locker. «Also, worauf stoßen wir an?»
«Lasst mich einen Trinkspruch ausbringen», bat Jeff. «Wir alle wissen, dass dieses Jahr schwer war», sagte er, und Greg bemerkte, dass die Augen seines Vaters ein wenig schimmerten. Er legte ihm die Hand auf den Arm, und Jeff lächelte dankbar. «Aber wir wissen auch alle, dass Cristina, wenn sie jetzt hier bei uns sein könnte, sich wünschen würde, dass wir die Vergangenheit feiern, in der Gegenwart glücklich sind und uns auf die Zukunft freuen.» Bei seinen letzten Worten richtete er den Blick direkt auf Karen, und sie schenkte ihm ein nervöses Lächeln. «Auf Cristina!», sagte Jeff und hob sein Glas höher.
Greg und Karen stimmten ein. «Auf Cristina …»
Als er sein Glas wieder abgesetzt hatte, wandte Jeff sich an Greg. «Ach, und da wir gerade von deiner Mutter sprechen, ich wollte dich etwas fragen. Heute Vormittag, als ich … äh … ein paar Sachen von deiner Mutter durchgesehen habe –», er schaute Greg vielsagend an – «da ist mir aufgefallen, dass etwas fehlt. Weißt du vielleicht, wo es hingekommen ist?»
«Was fehlt denn, Dad?» Erschrocken beugte Greg sich vor.
«Cristinas Glücksarmband. Es ist nicht in ihrem Schmuckkasten, und ich kann mich nicht erinnern, wann ich es das letzte Mal an ihr gesehen habe.»
Greg runzelte die Stirn. «Sie, äh … hat es nicht umgehabt, bevor sie … äh …?», stotterte er nervös. Jeff schüttelte den Kopf.
«Nein, das habe ich auch schon überlegt. Ich glaube, ich habe es schon eine ganze Weile nicht mehr an ihr gesehen. Erinnerst du dich, wann sie es zuletzt angelegt hat?»
Greg überlegte. Er hatte zahllose Erinnerungen an Situationen, in denen seine Mutter ihr Bettelarmband getragen hatte, und die Anhänger bargen so viele schöne Erinnerungen an die Vergangenheit. Ja, sie enthielten einen großen Teil der Familiengeschichte.
«Also, auf jeden Fall hat sie es bei der Benefiz-Veranstaltung der Met angehabt», warf Karen ein. «Erinnert ihr euch? Als sie den Preis gewonnen hat, dieses schöne, diamantenbesetzte Ei.» Neidisch schüttelte sie den Kopf. «Das kann auch nur Margot Mead, Tausende von Dollar für einen Anhänger ausgeben, der dann einfach verschenkt wird.»
Greg nickte. «Ja, stimmt. Ich habe das Armband anschließend selbst in die Seventh Avenue gebracht, um das Ei daran befestigen zu lassen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass sie es danach noch getragen hätte. Hast du sie noch mal damit gesehen, Dad?»
Nachdenklich biss Jeff sich auf die Unterlippe. «Um ehrlich zu sein, ich kann mich auch nicht erinnern. In den letzten Monaten hat mich das alles so beansprucht … Ich fürchte, ich habe eigentlich nur noch darauf geachtet, wie es ihr ging und welche Arzttermine gerade anstanden. Ich hatte solche Angst, sie zu verlieren.» Seine Augen wurden wieder glasig. «Da habe ich diese Kleinigkeiten gar nicht wahrgenommen. Aber ich bin sicher, dass sie es mir gesagt hätte, wenn sie das Armband verloren hätte. Sie hat es gehütet wie ihren Augapfel.»
Greg überlegte weiter, denn nun war er wirklich in Sorge. «Ja, da hast du recht. Ich erinnere mich an den letzten Anhänger, den ich für sie besorgt habe, zur Ausstellung in der Galerie», sagte er betrübt. «Jetzt wünschte ich, dass ich ihr öfter welche geschenkt hätte.»
Jeff griff über den Tisch und tätschelte seinem Sohn den Arm. «Komm, Junge. Wirklich, mach dir keine Vorwürfe. Ich habe ihr in der letzten Zeit ja selbst auch keine Anhänger mehr geschenkt. Ich habe wohl geglaubt, was da passiert ist, ist es nicht wert, dass man sich daran erinnert. Ich konnte auch nie nachvollziehen, warum sie diesen Brustkrebs-Anhänger am Handgelenk tragen wollte. Deine Mutter würde natürlich sagen, dass ich engstirnig bin und dass die Krankheit einfach zu ihrem Leben dazugehörte, wie alles andere auch.» Bei diesem Gedanken lächelte er. «Der letzte Anhänger, den ich ihr gekauft habe, war diese Scheibe mit dem Datum. Sie hat mir versprochen, dass sie auch in diesem Jahr zur gleichen Zeit am gleichen Ort sein wird …» Jeffs Stimme war belegt, und er konnte kaum noch sprechen. Er schaute fort, als würden die anderen seine Tränen dann nicht sehen. Rasch tupfte er sich die Augen ab. «Entschuldigt bitte.»
Karen klopfte ihm auf den Rücken und Greg lächelte über ihre Geste. Der Gedanke, dass er
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