Das Gluecksarmband
verlassen hatte. Nicht so leicht war es allerdings, sich durch die vielen Menschen zu drängen, die sie umringten und um ihre Aufmerksamkeit wetteiferten.
Da Greg nicht so unhöflich sein wollte, sich mit den Ellbogen einen Weg zu bahnen, suchte er nach einer anderen Möglichkeit, an Margot heranzukommen. Da entdeckte er nur eine Armeslänge entfernt seinen Vater und schob sich an seine Seite.
«Dad.» Greg tippte Jeff auf die Schulter, «kannst du Margot mal ansprechen? Ich will mich nicht so vordrängeln.»
Jeff nickte. «Margot? Entschuldige bitte, Margot? Könnte ich dich einen Augenblick sprechen?»
Mit fragendem Gesicht wandte Margot sich Jeff zu. Sie warf der Frau, die gerade mit ihr sprach, einen Blick zu und hob den Zeigefinger.
«Du kannst gar nicht genug von mir kriegen, was, Jeff?» Sie lachte.
«Ach, ich glaube, mein Sohn braucht dich.»
Margot Mead wandte sich Greg zu, aber bevor sie auch nur ein Wort sagen konnte, sprudelte er heraus, was er gerade von Gennaro erfahren hatte.
«Margot, ich muss Sie etwas fragen. Hat Sie kürzlich eine Frau wegen eines Armbands kontaktiert? Eine Frau namens Molly?»
Verwirrung malte sich in ihren Zügen. «Nicht, dass ich wüsste. Wenn Sie sagen, ‹wegen eines Armbands kontaktiert›, meinen Sie als Geschenk?»
«Nein, nein. Es ist einfach … in dem ganzen Durcheinander … irgendwie ist das Armband meiner Mutter verlorengegangen, und ich glaube, die Frau, die es gefunden hat, ist über einen der Anhänger auf Ihren Namen gestoßen – wahrscheinlich über das Ei.»
«Wirklich?», fragte Jeff interessiert, und Greg nickte ihm ermutigend zu.
Margot runzelte die Stirn. «Das Ei mit den Diamanten? Ich erinnere mich natürlich, dass Cristina es auf dem Met-Benefiz gewonnen hat, war das nicht so? Aber ich kann mich wirklich nicht entsinnen, dass jemand mich deswegen gefragt hätte, jedenfalls nicht persönlich. Aber ich könnte meine Assistentin mal fragen. Sie würde sich mit Sicherheit an so etwas erinnern – sie vergisst nie etwas.»
«Ja? Würden Sie das tun? Wir wären Ihnen sehr dankbar dafür.»
Offenbar hörte Margot seiner Stimme an, wie dringend diese Angelegenheit für ihn war, denn sie sagte: «Ja, natürlich. Ich kann meine Assistentin sofort fragen, wenn du möchtest. Jessica ist nämlich hier.»
«Das wäre wunderbar, danke schön.»
Margot Mead zog ihr iPhone aus ihrem Abendtäschchen und tippte rasch eine SMS .
Greg lächelte seinem Vater zu. Hoffnung und Adrenalin tobten durch seine Adern.
Das war gut. Richtig gut.
Nachdem Molly alle Mantelständer unbeschadet in den dafür vorgesehenen Garderobenraum gerollt hatte, gesellte sie sich zu der Menge im Katalograum. Jessica hatte ihr gesagt, sie solle ein bisschen verschnaufen, bis sie wieder gebraucht werde, und das tat sie nur zu gern. Sie musterte die Menschen in ihrer Umgebung genau. Vielleicht entsprach eine der Damen dem Bild, das sie sich von der Eigentümerin des Armbands gemacht hatte?
Sie war mehrmals von Leuten angesprochen worden, die sie zu kennen glaubten, und ein paar Männer hatten versucht, sie anzubaggern. Sie plauderten ein wenig, aber sobald Molly das Gespräch auf das Armband brachte und ihr Gegenüber nach einer Frau fragte, die vielleicht eins vermisste, erntete sie seltsame Blicke, und gleich darauf kam dann die Ausrede, dass ihr Gesprächspartner gerade jemanden gesehen habe, den er unbedingt begrüßen müsse.
So, wie es im Moment lief, konnte sie sich glücklich schätzen, wenn nicht bald der Sicherheitsdienst kam und diese arme Irre, die die Gäste mit verrückten Geschichten über Armbänder nervte, in Gewahrsam nahm. Sie lächelte. Ach, es gab bestimmt schlechtere Methoden, um auf die Seite sechs der
New York Times zu
gelangen.
Molly schaute auf die Uhr. Schon fast elf, nur noch eine gute Stunde, bis die Kugel fiel. Ihr Blick schweifte über die glücklichen Paare und die Festgäste ringsherum, die den Abend genossen, und plötzlich wünschte sie, sie könnte mit jemandem reden. Sie erinnerte sich zwar sehr gut, dass sie Carole und den anderen versprochen hatte, sich einen schönen Abend zu machen und dem Kleid alle Ehre zu erweisen, aber sie konnte nicht leugnen, dass sie sich ein bisschen einsam fühlte und außerdem hoffnungslos fehl am Platze.
Langsam schlenderte sie durch die Menge. Sie erntete bewundernde Blicke von mehreren umwerfend gutaussehenden Herren und einige abschätzige Blicke von den Frauen, die – zumindest heute Abend – diese
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