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Das Gluecksarmband

Das Gluecksarmband

Titel: Das Gluecksarmband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Greene
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betrachtete dabei jeden einzelnen Anhänger.
    «Das ist fast unheimlich, oder?», pflichtete Molly ihr bei.
    «Sieht ein bisschen aus, als wäre es von Tiffany.»
    «Findest du?» Selbstverständlich kannte Molly – wie alle New Yorker – den berühmten Juwelierladen, aber doch nicht so gut, als dass sie dessen Kreationen hätte identifizieren können.
    «Vielleicht nicht das ganze Armband, aber dieser Anhänger hier auf jeden Fall.» Kate deutete auf den Schlüssel mit dem herzförmigen Griff. «Siehst du hier das Zeichen des Herstellers?»
    Molly beugte sich über den Anhänger. «Gute Stelle.»
    «Ein bisschen abgegriffen, aber es sieht auf jeden Fall wie das Logo von Tiffany aus.» Kate untersuchte nun einen Anhänger nach dem anderen. «Ach, und sieh dir das mal an – hier ist einer mit einem Datum! 31 . Dezember.»
    Molly nahm das Armband wieder an sich. «Der ist mir noch gar nicht aufgefallen. Jedenfalls nicht das Datum.» Kate hatte recht: Auf einer Seite des kreisrunden Silberplättchens war etwas eingraviert:
31 . Dezember – Gleiche Zeit, gleicher Ort.
    Sie schaute in die Ferne. Ihre Gedanken überschlugen sich.
    «O nee, bloß nicht.» Kate kicherte. «Den Blick kenne ich. So hast du auch geguckt, als du das Foto von dem Paar gefunden hast. Du hast mich durch die ganze Stadt geschleift, um die beiden zu finden, weißt du noch? Wir haben Wochen dafür gebraucht!»
    Molly lächelte. Ja, sie erinnerte sich sehr gut an das Foto. Sie hatte es in einem Buch aus der Bücherei gefunden. Es zeigte einen Mann und eine Frau mittleren Alters, die in einem Café saßen, anscheinend in einem exotischen Teil der Welt, und sich anstrahlten. Den Besitzer ausfindig zu machen hatte eine Weile gedauert, aber mit Hilfe der Bibliothekarin war es Molly schließlich geglückt. Wie sich herausstellte, hatte der Mann seine Frau inzwischen verloren, am elften September, und war nach Brooklyn gezogen. Als Molly und Kate ihn endlich aufgespürt hatten und mit dem Foto vor seiner Tür standen, war er in Tränen ausgebrochen. Niemand hatte ein Wort gesagt. Er hatte Molly einfach in die Arme geschlossen, und sie hatte seine Umarmung erwidert. Sein Gesichtsausdruck hatte die vielen Stunden des Suchens wettgemacht.
    «Ich erinnere mich auch …» Kate fing an zu schniefen, plötzlich von Gefühlen überwältigt.
    «Was?» Molly sah sie erschrocken an und kam sich dann ganz dumm vor. Natürlich. Justin.
    Kate war mit einem Mann zusammen gewesen, der bei Cantor Fitzgerald gearbeitet hatte und ebenfalls am elften September ums Leben gekommen war. «Entschuldige bitte, Kate, daran hatte ich gerade nicht gedacht. Das tut mir leid.»
    Damals hatte Molly ihr Bestes getan, um Kate zu trösten, aber es war eine schwere Zeit gewesen. Nie wieder wollte Molly miterleben müssen, dass ihre Freundin so litt.
    Justin und Kate waren das ideale Paar gewesen: verlobt und überglücklich. Molly hatte die beiden im Washington Square Park kennengelernt, nicht weit von ihrer Wohnung entfernt. Sie war damals im sechsten Monat schwanger gewesen, und auf einem Spaziergang hatte Kates Hund sie angesprungen. Kate war entsetzt gewesen. Molly hatte zwar beteuert, dass nichts passiert sei, aber Kate hatte darauf bestanden, dass sie sich auf einer Parkbank ausruhte, und so waren sie ins Gespräch gekommen. Zwischen den beiden Frauen hatte sich rasch eine Freundschaft entwickelt. Als Justin zum ersten Mal in Mollys kleine Wohnung kam, war er sofort an das Fenster mit Blick auf den Hof getreten.
    «Wow, da hast du aber Glück», hatte er gesagt. «Wenn ich hier wohnen würde, würde ich dauernd mit einem Fernrohr hier am Fenster hocken, so wie in
Das Fenster zum Hof

    Von da an hatte Molly auch ihn ins Herz geschlossen.
    Nach dem elften September war sie mit Kate zum Ground Zero gegangen, und sie hatten überall Fotos von ihm aufgehängt. Kate konnte es einfach nicht glauben.
    «Er ist doch Bergsteiger, Molly», sagte sie immer wieder unter Tränen, während sie durch die Straßen streiften. «Und er joggt. Er ist kräftig und durchtrainiert. Er kann
alles
überleben.»
    Molly nickte, in der unsinnigen Hoffnung, dass Kate doch recht haben könnte. Aber nachdem sie die Trümmer gesehen hatte, wusste sie, dass das nur ein Wunschtraum war.
    Danach wurden die beiden Frauen unzertrennlich. Zwei Monate später brachte Molly Danny zur Welt. Und Kate sah schließlich ein, dass kein Mensch eine derartige Katastrophe überleben konnte.
    Vor einigen Jahren dann,

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