Das Gluecksarmband
legte mir die Arme um die Taille, während wir vom Piazzale Michelangelo auf den berühmten Dom von Florenz schauten. Die untergehende Sonne ließ die rote Kuppel erstrahlen und verlieh ihr etwas Geheimnisvolles. Angesichts all dieser Schönheit musste ich unwillkürlich seufzen.
«Ist das nicht einfach wunderschön? Florenz war wirklich eine tolle Idee für die Hochzeitsreise.»
«Nicht annähernd so wunderschön wie du. Und das ist erst der Anfang unserer gemeinsamen Abenteuer, mein Schatz.»
Rundum glücklich und zufrieden spazierten wir ein wenig weiter. Immer wieder fotografierte ich dabei mit meiner Kodak Instamatic Sehenswürdigkeiten, die ich bisher nur aus dem Reiseführer oder von Bildern kannte. Ich hoffte, dass die Aufnahmen gut werden würden, denn ich wollte unbedingt einige davon in unserem zukünftigen Zuhause aufhängen. Ich freute mich so sehr, dass wir tatsächlich durch die alten Gassen von Florenz spazierten. Es erschien mir fast zu schön, um wahr zu sein.
«Was hältst du davon, wenn wir uns irgendwo hinsetzen und eine Karaffe Wein bestellen?»
«Klingt magnifico », sagte ich mit meinem schönsten italienischen Akzent, über den mein Mann immer wieder staunte, seit wir vor drei Tagen aus dem Flugzeug gestiegen waren. «Dann kann ich noch ein bisschen im Reiseführer blättern. Wie wäre es da drüben?» Ich zeigte auf ein winziges Restaurant, vor dem ein paar Tischchen auf der Straße standen.
Gleich darauf saßen wir an einem kleinen Korbtisch, vor uns eine Glaskaraffe mit dem roten Hauswein. Ich schlug den Reiseführer auf, den ich schon vor Wochen zu Hause in einem Antiquariat gekauft hatte, und studierte den Stadtplan.
Als mein Liebster laut loslachte, blickte ich auf.
«Steck das Ding bloß wieder ein. Wir haben doch schon festgestellt, dass der Stadtplan veraltet ist.»
Ja, das hatten wir. Am Tag zuvor hatten wir uns wegen eben dieses Stadtplans erbärmlich verlaufen.
«Hör auf, ich vertraue Stadtplänen, und ich will doch Florenz kennenlernen.»
«Dabei kann der Plan dir aber nur helfen, wenn er richtig ist.»
Über den Tisch hinweg sah ich ihn an, wieder einmal fasziniert von seinen leuchtend blauen Augen und dem hellen Haar, das ihm hinten über den Hemdkragen fiel. Am liebsten wäre ich mit den Händen hineingefahren, aber es war wohl besser, solche Gesten für unser Hotelzimmer aufzusparen.
«Weißt du, wenn ich mich jetzt zusammenreiße, möchte ich mich nachher, wenn wir allein sind, vielleicht gehenlassen.» Ich sagte das so verführerisch, wie ich konnte, und fuhr mir mit der Zunge über die Lippen, bis ich mich nicht mehr zu beherrschen vermochte und losplatzte.
«Du kleine Hexe.» Lachend zwinkerte er mir zu. «Ich werde dich beim Wort nehmen.»
«Das hoffe ich doch sehr, aber jetzt sag mir erst mal, wie diese Straße hier heißt.» Ich schaute an dem Gebäude hoch, vor dem wir saßen. Ich hatte schnell gelernt, dass es hier, anders als in New York, keine Straßenschilder gab, sondern dass die Straßennamen direkt auf den Häusern standen. «Kannst du lesen, was da oben steht?», fragte ich und deutete auf den Namen, der in die Marmorfassade eingemeißelt war.
«Viale Donato Giannotti.»
Ich schaute wieder auf den Stadtplan. «Gut, wenn das stimmt, heißt das, dass wir uns hier befinden. Und unser Hotel ist da.» Ich zeigte auf die entsprechenden Stellen.
«Ich verlasse mich auf dich, du führst uns. Ich folge dir überall hin.»
Ich legte das Büchlein hin und griff über den Tisch nach der Hand meines mir frisch angetrauten Gatten. Das Bettelarmband an meinem Handgelenk klimperte fröhlich. «Ich dir auch», sagte ich sanft. «Ach, das ist alles so aufregend, findest du nicht? Ich fühle mich wie im Märchen, und du bist mein Prinz auf dem weißen Pferd. Ich weiß, das klingt abgedroschen, aber ich bin von der romantischen Atmosphäre in dieser Stadt einfach überwältigt. Es kommt mir vor, als würde unser Leben jetzt gerade beginnen.»
Er drückte meine Hand und spielte mit meinem Armband. «Das stimmt ja auch. Mit unserem gemeinsamen Leben fängt für uns alles neu an. Es gibt keinen anderen Menschen auf der Welt, mit dem ich wirklich alles zusammen erleben möchte. Ich habe noch nie eine Frau so geliebt, wie ich dich liebe. Du bist mein Ein und Alles», sagte er leise.
Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen traten, und lehnte mich über das Tischchen, um ihm einen Kuss zu geben. «Und wir werden das alles hier in Erinnerung behalten.» Ich
Weitere Kostenlose Bücher