Das Glücksprojekt
»Stuhlkreis» und »Feedback«, das sind zwei Wörter, die untrennbar miteinander verbunden sind. Unsere Streberin sitzt mir im Kreis gegenüber und sagt: »Ich habe heute keine Worte.«
Stille.
Was soll das denn jetzt? »Hä?«, frage ich. »Wie, du hast keine Worte?« Sie gestikuliert in die Luft: »Bei mir passiert gerade innerlich so viel, ich kann gar nichts sagen.« Neben ihr sitzt Petra. Die sieht mich an und fängt mit einem Auge an zu schielen. Dieses Lachen unterdrücke ich jetzt lieber. Bei der nächsten Übung sind wir Löwen. Wir reißen Mund und Augen auf und strecken die Zunge bis zum Anschlag nach draußen. Mit gespreizten Händen neben dem Kopf gehen wir durcheinander, fauchen und lachen dann ein tiefes Hähähä. Das ist gut für die Gesichtsmuskulatur, Zunge, Kehle und fördert die Durchblutung der Schilddrüse, sagt Christoph. »Hähähä«, faucht mich Rolf, der Rentner, mit aufgerissenen Augen an. »Hähähä«, fauche ich zurück und denke: Für uns ist also Jesus am Kreuz gestorben, das würde sich der heute auch zweimal überlegen. Und muss lachen.
Ich lache heute sowieso viel mehr. Es hat eine sehr befreiende Wirkung, sich zum Affen zu machen. Danach sind wir Borkenkäfer. Dazu liegen wir auf dem Rücken im Kreis, die Köpfe eng nebeneinander. Wir zappeln mit Armen und Beinen in der Luft und lachen künstlich. Ich überlege, ob ich mich nicht lieber auf der Toilette einschließe, bis die Übung vorbei ist – und ist nicht gerade die berühmte Ein-Wochen-Migräne im Anmarsch? Dann fliegt von einem zappelnden Lachkollegen-Fuß ein Filzpantoffel über unsere Köpfe. Lustig. Kurz darauf folgt der zweite. Ich muss lachen. Hie und da fliegen die Pantoffeln durch die Luft und wir liegen auf dem Rücken, strampeln und lachen. Immer wenn ich mich beruhige, werde ich wieder von einem meiner Kollegen angesteckt, ihre Filzschuhe sind alle weg, wir lachen nur noch, weil die anderen lachen. Weil es so schön ist. Weil ich mir vorkomme, als wäre ich wieder ein Kind unter Kindern.
Als ich Tage später mit Jana durch die Stadt laufe, entdecken wir in der Fußgängerzone einen Straßenverkäufer. Vor sich hat er eine Decke ausgebreitet, darauf liegen ein paar Stoffhunde, in denen ein Lachsack steckt. Während es aus den Hunden lacht, wälzen sie sich auf dem Boden um ihre eigene Achse, was wahnsinnig komisch aussieht. Die Passanten gehen vorbei, schmunzeln, manche bleiben kurz stehen und sehen etwas verschämt zur Seite. Das hätte ich vor dem Seminar noch genauso gemacht. Jetzt aber ziehe ich Jana vor die Decke und lasse mich einfach anstecken. Ich gebe dem Drang nach und lache laut los, Jana kichert verhalten, bis sie sich auch nicht mehr zurückhält und mit mir losprustet. Immer mehr Passanten bleiben stehen und lachen mit – wenn sich schon zwei zum Affen machen, fällt es den anderen nicht mehr so schwer. Sogar der Verkäufer muss jetzt lachen. Als Jana und ich uns die Tränen aus den Augen wischen und jeder mit einem Tierchen in der Tüte davongeht, bin ich euphorisch und – glücklich.
Das mit dem Tier muss ich unbedingt dem Emmelmann erzählen. Emmelmann , hihi.
Freunde und andere Herausforderungen
Alte Freunde aktivieren
Mindestens einen neuen Freund/eine neue Freundin finden
Mich von jemandem trennen, der mir nicht guttut
Eckart von Hirschhausen schreibt in seinem Buch Glück kommt selten allein : »Wenn ich nur eine Idee aus der ganzen Recherche über Glück auf eine einsame Insel mitnehmen dürfte: Ich würde die Idee zu Hause lassen und einen Freund mitnehmen. Freunde sind die größten Glücksbringer!«
»Freunde sind wichtig fürs Glück« – das hat man als Halbwissen irgendwo hinter »Spinat hat gar nicht so viel Eisen« abgespeichert. Außerdem sind Freunde gut für die Gesundheit: In der Zeitschrift Psychologie Heute wird der amerikanische Psychologe Edward Hoffman zitiert: »Es ist vor allem die Vertrautheit, sich mit jemandem aussprechen zu können. Menschen, die mindestens einen solchen Ansprechpartner haben, weisen einen weitaus besseren Gesundheitszustand auf als Eigenbrötler. Sie sind weniger von chronischen Krankheiten betroffen wie hohem Blutdruck, Asthma oder Herzproblemen. Auch leiden sie seltener an Depressionen und Ängsten. Die Beziehung zu einem vertrauten Menschen verlängert das Leben von Frauen durchschnittlich um vier, das von Männern sogar um fünf Jahre …«
Vier Jahre gleich. Na, denn.
Eine Inventur
»Wie viele Freunde habe ich überhaupt?«, frage
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