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Das Glücksprojekt

Das Glücksprojekt

Titel: Das Glücksprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Reinwarth
Vom Netzwerk:
13:45:38
An:
[email protected]
Hi Alex!
Das ist ja Wahnsinn, dass ich dich hier finde. Wie geht’s dir? Was ist aus dir geworden? Ich bin nach blabla gezogen und habe geheiratet. Ich arbeite blabla und habe bis vor Kurzem als blabla gearbeitet. Blabla. Anbei ein paar Blabla-Bilder.
Lass was von dir hören,
Liebe Grüße, Ernst
Die nächste Mail ist dann:
Von:
[email protected]
Betreff:
Re: Re: Alex?
Datum:
12. April 2009 18:24:12
An:
[email protected]
Hi Alex!
Hast du eigentlich meine letzte Mail mit den Bildern erhalten?
Grüße, Ernst
    Und dann:
Von:
[email protected]
Betreff:
Re: Re: Alex?
Datum:
21. Mai 2009 18:24:12
An:
[email protected]

Hi Alex,
danke für die Antwort. Schön, dass es jetzt nicht mehr so kalt ist, nicht?
Grüße, Ernst
    Da ist dann die ganze Erinnerung an die schöne Schulzeit mit dem Ernst versaut. So weit zu den alten Freunden . Magere Bilanz, finden Sie? Ich auch. Zwei Schulfreunde fallen mir aber aus dem Stand ein, die würde ich wahnsinnig gerne wiedersehen: Charlotte und Tobias.
    Alte Freunde aktivieren
    Charlotte war meine Banknachbarin in der Sekundarstufe. Meine Charly! Mein schlechter Einfluss, wie meine Mutter sie auch wenig liebevoll nannte. Charly und ich galten über Jahre hinweg als siamesische Zwillinge, weil wir einander nicht von der Seite wichen. Wir machten alle Beste-Freundinnen-Dinge:
Uns als Schwestern ausgeben,
Die erste gemeinsame Zigarette rauchen,
Busenwachstum vergleichen,
Knutschflecke am Unterarm üben,
Zusammen Dirty Dancing gucken,
Zusammen Dirty Dancing üben,
Sich schminken, bis man aussieht wie Pogo der Clown.
    Charly war saufrech, verrückt nach Nougat-Schokolade und hatte immer viel zu weite Klamotten an, die sie von ihren Schwestern auftragen musste. Mit ihr verbrachte ich die Freistunden im Park und die Sommer im Freibad. Mit ihr und: Tobias.
    Tobias war mein erster »richtiger« Freund. »Richtig« im Sinne von »wir gingen miteinander«, nicht im Sinne von »zügelloser Sex«. Mit ihm hielt ich zum ersten Mal Händchen und von ihm bekam ich auch meinen ersten Kuss. Tobias lag mit uns auf dem Handtuch im Freibad und holte uns Pommes und Eis. Charly, Tobias und mich verband eine Kinderfreundschaft, die sich unbeeindruckt zeigte von romantischen Gefühlen. Alles war wunderbar, bis ich mich in einen Dummkopf aus der Oberstufe verknallte. Warum wir uns aus den Augen verloren, weiß ich gar nicht mehr genau. Ich glaube, zum einen war mein Schulwechsel daran schuld, zum anderen verliebte sich Charly in der 7. Klasse in Tom. Und obwohl ich ihr das Glück von Herzen gönnte, stand ich Tom kritisch gegenüber, er war nämlich ein Arschloch. Da ich ihm gegenüber so vorbehalten war, vertraute sich Charly mir nicht mehr an wie früher. Sie behielt ihre Ängste für sich und ihre Hoffnung auch. Wir waren keine Schwestern mehr. Und auch Tobias verschwand langsam und unbemerkt aus meinem Blickfeld. Charly und Tobias würde ich wirklich gerne wiedersehen. Und wissen Sie, was? Das mache ich. Charly zu finden, ist leichter, als ich dachte. Sie ist wissenschaftliche Assistentin an einer Uni in Norddeutschland mit zugehöriger Mailadresse und ich schreibe ihr, in der Hoffnung, dass sie
überhaupt antwortet,
nicht antwortet: Alex? Welche Alex?
    Charly antwortet noch am gleichen Nachmittag. Wo ich denn so lange gesteckt hätte? Wir schreiben hin und her, tauschen Fakten und Ist-Stände aus. Und natürlich auch ein Foto. Sieht eigentlich aus wie immer, nur in älter. Was aus Tobias geworden ist, frage ich sie.
    »Lustig, dass du fragst«, schreibt sie. »Ich fliege nämlich in zwei Wochen nach Kairo, ihn besuchen. Kommst du mit?«
    Tobias hat einen von diesen Berufen ergriffen, bei denen man einen Anzug tragen muss und für Projekte ein halbes Jahr nach hierhin oder nach dorthin gehen muss. Irgendwas mit Software, fragen Sie mich nicht. Die beiden blieben all die Jahre in freundschaftlichem Kontakt, telefonieren mindestens einmal die Woche und besuchen sich regelmäßig. Hätte sie gesagt: »Komm doch nach Hamburg für ein Wochenende«, hätte ich keine Sekunde gezögert. Aber Kairo? Da fliegt man ja auch nicht eben für zwei Tage hin – ich muss überlegen. Und Charly muss noch Tobias fragen, wie er die Idee findet, schließlich würden wir uns bei ihm einquartieren. Charly meinte zwar »Schnickschnack«, aber ich bestehe darauf.
    »Was hältst du davon?«, frage ich am Abend L., der die beiden nur aus Erzählungen kennt. L. wackelt mit dem Kopf

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