Das Glücksprojekt
Ochs Ochs Ochs.
sagen Marlene und ich im Rhythmus: »Hoho, hahaha.« Ich komme mir immer noch deppert vor. Das Klatschen, sagt unser Lachmeister, stimuliert die Reflexzonen in unseren Handflächen, über die dann der gesamte Körper wach und aktiv wird. Wir könnten uns also auch gegenseitig eine knallen.
Eine Atemübung noch, um uns zu energetisieren, dann geht es los mit den Lachübungen. Ob jetzt künstliches Lachen genau so gesund ist wie echtes – keine Ahnung. Unser Emmelmann geht da jedenfalls kein Risiko ein – deswegen sollen die Lachübungen so lustig sein, dass unser künstlich angeschmissenes Lachen zu einem echten Lachen wird. Nach dem Motto: »Fake it until you make it!« Tu so als ob, bis es wirklich klappt. Warum nicht, ich habe das mit meinem Orgasmus früher genauso gemacht, da hat das Prinzip auch funktioniert. Unsere erste Lachübung sieht folgendermaßen aus:
Wir laufen mit den Händen am Kopf durch den Raum und begrüßen die anderen auf Schwedisch. Ich kann gar kein Schwedisch, aber das ist egal, sagt Christoph. Wir sollen einfach so tun als ob, und zum Abschluss »Ikea, Ikea« sagen. Ich nehme die Hände an die Ohren und sehe mich um. Da kommt auch schon Pia, eine Gymnasiallehrerin, auf mich zu. »Smöreflöd hamsterbröd!«, sagt sie erfreut. Ich wackle mit den Händen: »Östebotten Västebräd«, entgegne ich höflich.
»Ikea, Ikea.«
»Ikea, Ikea.«
Mann, Mann, Mann. Wenn ich das zu Hause erzähle.
Und wieder eine Atemübung. Ich atme an diesem Tag so viel, dass ich Sauerstoff für zwei Tauchurlaube habe. Als Nächstes spielen wir »Bild stellen«. Aufgeteilt in zwei Gruppen, denken wir uns ein Thema aus, das die andere Gruppe darstellen soll. Selbstverständlich kommt sofort die Idee: Rotlichtmilieu. Die anderen müssen nun einer nach dem anderen vortreten, spontan sagen, was sie darstellen, und ihre Rolle spielen. So lange, bis alle Teilnehmer dieser Gruppe eine Rolle gefunden haben. Dabei habe ich die erfreuliche Möglichkeit, Rolf, einen 65-jährigen Rentner (ehemals bei der Bundesagentur für Arbeit), als Peepshow zu sehen: Er geht einfach auf und ab und macht: »Piep! Piep! Piep!« Auch nicht schlecht ist die Idee von Pia: Die formt mit Zeigefinger und Daumen ein Okay-Zeichen, läuft ihm hinterher und geht so als Guckloch der Peepshow. Muss ich lachen? Ich biege mich vor Lachen. Ich haue mir auf die Schenkel, krümme mich und halte mich an Marlenes Schulter fest. Lachen ist schon herrlich. Und wieder Atemübung.
Zurück im Stuhlkreis merke ich, dass ich gelöst und albern bin und mich gut fühle. Es ist doch so: Hat man sich erst einmal vor versammelter Mannschaft zum Affen gemacht (ich ging in dem Zoo-Bild als Schwein), ist man nicht mehr so genierlich. Deswegen fällt mir die nächste Nummer nicht schwer: Wir klopfen uns alle selbst mit der rechten Hand auf die linke Schulter und umgekehrt und »schenken uns ein Loblachen«. Obwohl ich es ja selbst bin, die mir auf die Schulter klopft, habe ich doch das Gefühl, etwas gut gemacht zu haben. Und da stehen wieder alle auf: »Sehr gut, sehr gut, jaaaa!« Alles, was recht ist, aber so weit bin ich noch nicht.
Bei der nächsten Übung stehe ich Petra, einer Physiotherapeutin in rot-weiß kariertem Hemd, gegenüber. Einen Arm strecken wir in die Luft, mit dem anderen zeigen wir auf den Bauch unseres Gegenübers, unterhalb der Rippen. Dazu sagen wir laut: »Wo deine Bauchspeicheldrüse sitzt, sitzt auch meine Bauchspeicheldrüse, und wo meine Bauchspeicheldrüse sitzt, sitzt auch deine Bauchspeicheldrüse.« Dann bohren wir unsere Finger dahin, wo wir ebendiese vermuten. Noch während wir den Spruch aufsagen, lachen wir los, die Situation ist einfach zu blöd. Mir macht die Sache allmählich richtig Spaß.
In den kleinen Pausen zwischendurch stehen wir zusammen und ratschen. Die sind alle sehr nett, meine Lachkollegen, ich stelle aber fest, dass sie, im Unterschied zu mir, echte Seminar- und Workshop-Profis sind. Ob transzendentale Feedback-Kurse, Neurolinguistische Programmierung oder Kinesiologie, unter mindestens einer Familienaufstellung macht es hier keiner. Das würde Anne gefallen. Ich höre aufmerksam zu, während meine Kollegen zitieren, was das Zeug hält. »Dr. Block-Eberhagen sagte ja schon, dass …« und »Die Theorie nach Rudolf Meiler besagt, dass …«, klingt es hier und dort und ich frage mich, ob ich die Einzige bin, die diese ganzen Namen nicht kennt.
Von links bietet mir Petra ein paar von ihren
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