Das Glücksprojekt
nicht, weil wir glücklich sind – wir sind glücklich, weil wir lachen!« In Deutschland haben sich die Lachyogis in einem Verband organisiert: www.hoho-haha.de . Deren Vorstand, Dr. Michaela Schäffner, bezeichnet das Lachen gar als »laute Sofortmeditation«.
Es gibt also etwas, das Spaß macht, gesund ist, das ich selbst machen kann, nichts kostet, mich kreativer und fröhlicher macht und total simpel ist. Klingt gut, finde ich. Das nehme ich!
Ich buche einen Wochenendkurs beim Meister des Lachens, beim Lachyoga-Therapeuten und Ausbilder, Trainer für Stressmanagement, Betriebswirt, Buch- und Filmautor: Christoph Emmelmann, Gründer der ersten Münchner Lachschule. (Emmelmann, hihi)
»Lachschuhe? Was sind denn Lachschuhe?«, fragt L., als ich ihm von meinem Vorhaben erzähle. Ich rede öfter über Schuhe, da ist er konditioniert.
»Nein, Lach schule «, sage ich und zeige ihm die Website www.muenchner-lachschule.de
»Da steht, Kinder lachen etwa 300 bis 400 Mal am Tag. Erwachsene tun es im Schnitt nur 15 Mal.«
»Na und?«, L. sieht mich verständnislos an. »Kinder machen auch drei bis vier Mal am Tag in die Hose und Erwachsene gar nicht mehr!« Ich lese weiter: Die Lachyoga-Übungen bestehen aus einer Kombination von Atem- und Streckübungen, gemischt mit pantomimischen Lachübungen und Klatschübungen.
»Na? Kommst du mit?«, frage ich ihn.
»Unter gar keinen Umständen«, antwortet L.
Jana, die ich zu begeistern versuche, tippt sich mit dem Finger an die Stirn. »Ich bin doch nicht bescheuert!«. Was ich als klares Nein deute. Ich melde mich also alleine an.
Am Freitag vor meinem Kurs habe ich das Gefühl, ich müsste mich ein bisschen vorbereiten. Weiß der Himmel, was da auf mich zukommt! Bei Youtube sehe ich mir Filme vom letzten Weltlachtag an, und das macht mir richtig Angst. Ich sehe eine Gruppe Leute, die mit abgewinkelten Armen im Kreis laufen und gackern wie Hühner. »Und das ist die Krone der Schöpfung«, schießt es mir durch den Kopf.
»L.? Sicher, dass du nicht mitkommen möchtest?« Aber er verdreht nur die Augen.
Und dann ist es wie immer, wenn ich morgens irgendwo sein soll: Ich verschlafe und komme gleich am ersten Tag zu spät. Als ich außer Atem im »MIA – Raum für Begegnungen« ankomme, hat der Kurs schon angefangen. Gott sei Dank habe ich dicke Socken dabei, da kann ich die bereitgestellten Filzschlappen umgehen. Wer weiß, wie viele Evangelen-Füße da schon reingekäst haben. Ich schnappe mir einen Stuhl und schiebe mich mit in den Stuhlkreis hinein. 13 Erwachsene sitzen im Kreis, plus der Emmelmann-Lehrer, der mir freundlich zunickt. Entgegen aller Erwartungen ist er kein langhaariger Batikhosen-Träger, sondern sieht aus wie ein seriöser Geschäftsmann. Ich lächle entschuldigend in die Runde und sehe mir die Lachkollegen an. Alle sind in der Lebensmitte, 90 Prozent Frauen.
Neben mir sitzt Marlene, in einem XXL-T-Shirt mit einer Siamkatze vorne drauf. Gab es in Ihrer Schulklasse auch so eine herzensgute, nette Brillenschlange, die Übergröße, Akne und schlechte Frisuren trug? Die man die ganze Zeit in Schutz nehmen wollte? Dann kennen Sie Marlene. Es sind überhaupt alle Typen von damals aus der Schule dabei: Da sitzt immer eine, die man sofort nicht leiden kann, und eine, die vielleicht eine Freundin werden könnte, der Typ, mit dem man flirten will, und eine Streberin ist auch dabei, die alle hassen können. Das ist wichtig für eine Gruppe. Ein altes chinesisches Sprichwort sagt: Das Glück eines Dorfes hängt davon ab, dass es einen gibt, den alle hassen können. Oder so ähnlich. Plötzlich stehen alle auf (auch das ist wie früher in der Schule: Ich habe nicht aufgepasst) und fangen auf Kommando zu schreien an: »Sehr gut, sehr gut, jaaaa!«, und zwar während sie mit den Armen pumpen, um sie dann bei »Jaaaa« in die Höhe zu schmeißen. Das sieht ungefähr so aus:
»Sehr gut, sehr gut«
»Jaaaa«
Finden Sie eigenartig? Ich auch, und das muss man mir ansehen: Meine Lachkollegen lachen mich und meinen depperten Gesichtsausdruck erst mal schön aus. Ihr mich auch, Kollegen. Dann kommt die Vorbereitung auf die Lachübungen, wie Warmlaufen vor dem Sport: die Klatschübung. Ich stehe Marlene gegenüber und wie die Schulmädchen klatschen wir uns links, rechts und beidhändig in die Hände. Statt wie früher dabei zu sagen:
Ich ging zum Doktor Wulle Wulle Wull,
mit meiner Schwester Kille Kille Kill,
mit meinem Bruder Box Box Box,
er sagt, ich sei ein
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